Archive for März 2011


??????? (Quatrains)

März 23rd, 2011 — 8:09pm

And a retreating Whisper, as I wake – / „The Flower that once has blown for ever dies.“

And once again there gather’d a scarce heard / Whisper among them; as it were, the stirr’d / Ashes of some all but extinguisht Tongue, / Which mine ear kindled into Living Word.

Ex: The Rubáiyát of Omar Khayyám of Naishápúr
2nd edition 1868, stanza XXVIII, verses 3-4, and XC, verses 1-4

Originally a spammer used these verses for a comment on one of my earlier entries; I decided to not give him the credit yet reproduce these awe-inspiring, splendid poetic lines. I am fairly impressed, though, with the meticulous design of the spam algorithm which mirrored the poetry it identified by just the same literary genre, strikingly so, citing from a work corresponding to the tone of its point of attack.

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Medien, Strata und Ethnien

März 17th, 2011 — 6:08am

Die Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen bezeugt in ihren Leserkommentaren immer wieder eine Rezeption weit hinaus über das klassische, bürgerlich-liberale Lager bis hinein ins politisch linke Milieu, zuweilen in überraschendem Ausmaß. Wieweit solche Aufmerksamkeit sich dem Profil als konservativ-liberalem Blatt verdankt oder aber, partim, in Konträrfaszination motiviert ist, von trollig-drolligen Einträgen abgesehen, welche zwischen blauäugiger Naivität und weltrevolutionärer Phrase changieren, bietet Gelegenheit, vielfältig nachzusinnen über die politische Lagebestimmung von Land und Leuten und wohin die gesellschaftliche Mitte immer rascher zu streben (und irren) scheint. Aber auch die Leserschaft anderer Periodika besticht und überrascht immer wieder nolens volens, ad bonum, ad malum, so z.B. jene der Zeit als charakteristischem Medium des akademischen Bildungsbürgertums:

Kommentar eines Zeitlesers

Kommentar eines Zeitlesers


(Quelle: Integrationspolitik: Da lachen ja die Türken, Zeit Online vom 13.03.2011, Kommentarsektion)

… Einstellungen dieser Art gereichen der Zeit nun nicht aber zum Adel, sondern lassen mich eher grübeln ob des braunen Sumpfs unter der schalen, hauchdünnen Anmutung von Kultur und Zivilisation, die dieses Land (noch) scheiden von seiner unrühmlichsten Vergangenheit. Mit der Auflösung klassischer (Parteien-)Milieus springt Volkes Stimme immer erratischer und ungestümer im Karree und pendelt flatterhaft ohne Lot und verbindliche Norm. Es fragt sich, wann ein Verführer sich dieser Schwindelbewegungen skrupulös annimmt und aus der Pathogenese der Niedergang der zweiten Republik und Demokratie auf deutschem Boden, ad finem, eingeläutet wird.

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mmxi.i

März 8th, 2011 — 5:03am

Weihnachten mit Thomas Mann
Hrsg. v. Sascha Michel
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2009

In schmucker Ausstattung wartet diese Anthologie, erschienen im Fischer-Verlagsimprint Fischer Klassik, mit einer Auswahl von Texten aus der Feder Thomas Manns auf, die allesamt inhaltlich oder zeitlich einen Bezug zum Weihnachtsfest ausweisen. Mann, der große Romancier, ist mit zwei längeren Auszügen aus den Buddenbrooks und dem Zauberberg vertreten, die je jene Passagen aus dem Werkkontext exzerpieren, die dem Heiligen Fest gewidmet sind, was sie nun aber auch all ihrer Bezüge verlustig gehen läßt. Es schmerzt ein wenig, die meisterliche Komposition so zerteilt zu sehen. Erquicklicher sind die aufgenommenen Briefe und Tagebücher Manns, die familiäre Stimmungsbilder und politische Kommentare, Lektürenotizen und kursorische Werkkritik versammeln und die vielfältige Korrespondenz Manns von 1890 an bis Ende 1954 schlaglichtartig beleuchten: Hesse, Dehmel, Verlagsvater Samuel Fischer und Bruder Heinrich und zahlreiche andere Adressaten und Gesprächspartner bezeugen Manns Rolle und Einbindung in die Gesellschaft Münchens, Princetons und Zürichs – wie auch das Exil in Pacific Palisades und Manns entschiedenen, bitter-ironischen Dammspruch über die alte Heimat:

„Amerika muß diesen Krieg erst lernen. Das Unglück von Pearl Harbor zeigt, wie wenig es noch eine Vorstellung hat von seiner bösen Unbedingtheit, seinem Radikalism. […] Von diesem Schauplatz [im Pazifik] ist wohl noch mancher Kummer zu erwarten. Desto mehr Vergnügen macht uns Adolf mit seinen inneren Stimmen und seiner ‚raison d’être.‘ (Als Eroberer Galliens fängt er an, sich des Französischen zu bedienen, wenn auch nicht ganz richtig.) Sein Tagesbefehl bei Entlassung der Generäle und eigener Uebernahme des Kommando’s war unbezahlbar. Seit der Jungfrau von Orleans ist etwas so Romantisches nicht mehr dagewesen. Ach, die heillose Kröte, wann wird ihr einer den Kopf zertreten?“ (Brief an Agnes E. Meyer vom 23.12.1941)

So rasch wird aus dem Heiland NS-Deutschlands im Handstreich die Unke in all ihrem Unglück gekehrt, eine Lektion, die viele „Volksgenossen“ erst später bitterlich lernen mußten. Neben solch brillanten Charakterisierungen und Sentenzen des Essayistikers finden sich zahllose Alltagskommentare, die ein Licht werfen auf die eiserne Disziplin, der sich Mann unterzog, und seine nicht selten aufflackernde Unlust ob all der Pflichten. Mann, der Hypochonder, tritt in Erscheinung. Hier bewirkt die Sammlung Neugierde, den Blick auf die Tagebücher über die Weihnachtstage hinaus zu weiten. Neben Thomas Mann lädt der Verlag in gleicher Ausführung, Prägestempel, güldenem Balken, christfestlichem Motivtitel, auch zur Weihnacht mit Kurt Tucholsky. Als Reminiszenz und Ermahnung, wieder einmal zu beider Autoren Œuvre erster Hand zu greifen, könnten die Anthologien gelingen, doch sie begnügen sich zur Unterhaltung. Der Leser kann nicht umhin, sich einzugestehen, zu kapitulieren vor dieser schnellebigen Zeit mit ihrer modularisierten Lesepraxis:

Warum sich hier bescheiden zur leichten Kost anstelle wuchtiger Bände? Warum Exzerpte und durchkämmter Streifzug anstelle eines sich in Fülle entfaltenden erzählerischen Duktus und stiebender Kurzprosa im Original? Es sind dies Bücher, die einladen zum Lesen nebenher, dem Leser die Kulturtechnik aber nicht mehr gewissenhaft abverlangen. Hierzu paßt auch, daß die editorische Textarbeit sehr übersichtlich bleibt; mithin Personen, Orte, Werke ohne Bezug und Erläuterung sind – und damit Schall und Rauch. So bleibt von der Blütenlese nur eine ungefähre Ahnung, und das ist schade.

121, (6) Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Sammlung, Prosa, Deutschland

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