Tag: Deutschland


Allumée: Rheinland und Alltag

März 29th, 2014 — 7:00pm

„Wir träumten vom Paradies und wachten auf in Nordrhein-Westfalen.“ – Joachim Gauck

1-3: NRW, wie es leibt und lebt

1-3: NRW, wie es leibt und lebt

1: Bar Babalu, Velbert
Inh. Gabor Töser
pinke Holzstifte m. gelbem Zündkopf
2: Schneider-Wibbel-Stuben, Düsseldorf
Wenn’s was zu feiern gibt…
schwarze Holzstifte m. gelbem Zündkopf
3: Café Kibun, Düsseldorf
braune Holzstifte m. weißem Zündkopf

1, 3: Unterkante: 20 Zünder von L. Holz, 433 Mülheim/R., 18; 2: Unterkante: 20 Zünder
2: Einzig das Restaurant der Schneider-Wibbel-Stuben hat sich erhalten; die anderen beiden Lokale sind vergangen.
3: Die Immermannstraße ist fortgesetzt Zentrum des japanischen Lebens in Düsseldorf.

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Allumez-les! Geschichte zweier dt. Städte

Dezember 13th, 2013 — 12:42pm
1-4: D vs Tü

1-4: D vs Tü

1: Café Bernstein, Düsseldorf
Schrift: schwarz auf apricot
Rückseite: Marlboro (Cowboy)
Holzstifte m. rotem Zündkopf
2: Ludwigs, Tübingen
Café / Restaurant / Bar im Hotel Krone
Schrift u. Logo: grün u. rot auf weiß
Holzstifte m. grünem Zündkopf
3: Zentrum Zoo, Club, Tübingen
Die Club-Disco in der Weststadt
Rückseite: Marlboro (Logo)
Holzstifte m. rotem Zündkopf
4: Bier-Café Extra Live, Düsseldorf
Treffpunkt für nette Leute
Schrift u. Logo: weiß auf blau
Holzstifte m. dunkelblauem Zündkopf

1,4: bei Anschriften vierstellige Postleitzahlen, ergo vor 1993
3: älteres Werbemittel als jenes, da noch vom „Zentrum Zoo“ gesprochen wird
4: Logo der Gerd Baumann-Zündholzwerbung aus Oppenweiler an Seitenfläche

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[Streichholz] – entflammbare Reklame

Dezember 8th, 2013 — 8:43pm

Hölzchen zum Anzünden. Es bestehen drei hd. Synonyme, Schwefelholz, Streichholz und Zündholz, häufig in deminutiver Form -hölzchen, -hölzel, schwäb. -hölzle. Von diesen bezieht sich Schwefelholz zunächst auf die ältere Art dieser Zündmittel, deren Zündmasse Schwefel enthält. Der Name wurde aber auch auf die 1848 erfundenen, seit ca. 1860 aus Schweden eingeführten mit Paraffin statt mit Schwefel überzogenen Hölzer übertragen, die zuerst Sicherheitshölzer (schwed. Säkerhets-Tändstickor) hießen. Da er aber für diese als unpassend empfunden wird und die mit Schwefel versehenen Hölzer immer mehr zurückgegangen sind, so ist die Bezeichnung Schwefelholz im Veralten und an manchen Orten wie Berlin und Wien schon kaum noch zu hören. Immerhin wird sie mir noch für eine große Anzahl von Orten angegeben, z. B. Livl., Breslau, Weimar, Bremen, Köln, Wiesb., Els., Aschaff., Hof, Ansb., Cilli, Bregenz 503 Fn).

Fougerolle: Werbemittel recte

Fougerolle: Werbemittel recte1

Die geographische Verteilung der beiden andern Ausdrücke, Streichholz und Zündholz, ist keine einfache, sie gehen vielfach durch einander. An vielen Orten sind beide gebräuchlich, so in Bresl., Schwerin, Kiel, Lüneb., Oldenb., Paderb., Bautzen, Halberst., Pfalz, Aschaff., Hof, Olmütz, Bludenz, Bern. Zündholz ist wohl überall verständlich

503 Fn) Mehr mundartlich nordwestd. Schwefelsticken Voigt-Diederichs Dreiviertel Stund vor Tag 38. Vgl. dän. svovelstikke. In Mittelschwaben heißen sie Schwäbele nach A. Jakob Bayerns Mundarten I 44.

und wird einerseits im äußersten Norden, in Petersb., Livl., anderseits in Österr. fast ausschließlich gebraucht, mundartl. Zundholz in Zürich, Zündhölzli in Basel (Seiler Basl. M. 329), Zünder in Olmütz. Zünderchen in Riga (Zünderli in Basel).

Fougerolle: Werbemittel verso

Fougerolle: Werbemittel verso

Streichholz wird vorzugsweise im Norden gebraucht, ist z. B. in Berlin allein üblich und in ganz Nord- und Mitteldeutschland verbreitet. Es wird aber auch in Südwestdeutschl. (Pfalz, Els., Heidelb., Karlsr. Rastatt) und sonst vereinzelt im Süden gebraucht. Verwandt ist die mundartliche Bezeichnung in Niederösterreich und daher auch in Wien šdrāfhöütsl d. i. Streifhölzel oder eigentlich Straufhölzel zu mhd. stroufen nhd. streifen. Man sagt, das Hölzel anstreifen, wie im Gebiet von Streichholz es anstreichen. Mit Streifholz berührt sich der els. lothr. Ausdruck Streiffeuer neben Streichfeuer (Strichfier) ‚Streichholz‘ Els. Wb. I 133. Follmann Wb. 506. – In der Schriftsprache überwiegt Zündhölzchen bei weitem. In Kaedings Häufigkeitswörterbuch kommen auf 9 Fälle von Streichhölzchen 228 von Zündhölzchen einschließlich seiner Zusammensetzungen Zündholzschachteln, Zündhölzchenfabrikation usw. Die Bezeichnung Zündhölzer gilt wohl für zutreffender als Streichhölzer, weil der Zweck des Zündens wichtiger erscheint als das Verfahren des Streichens.

(Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1918, S. 503-4)

1: Abgebildet ist folgendes Streichholzbriefchen:
Fougerolle – Industriel du bâtiment, des travaux publics et de la route
3, avenue Morane-Saulnier 78140 Vélizy-Villacoublay
Seita France 40 allumettes
schwarze Pappstifte mit purpurnen Zündköpfen.

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Allumés: Des hôtels de luxe allemands

September 13th, 2013 — 4:20am
1-4: Nächtigen, absteigen

1-4: Nächtigen, absteigen

1: Sheraton Frankfurt
Hotel & Towers Conference Center
Schrift u. Logo: schwarz auf weiß
Holzstifte m. weißem Zündkopf
2: Alsterkrug Hotel, Hamburg
Direkt vom Flug zum Alsterkrug
Schrift u. Logo: marineblau auf weiß
Holzstifte m. dunkelblauem Zündkopf
3: Steigenberger
Hotels and Resorts
Schrift u. Logo: weiß auf silber
Holzstifte m. weißem Zündkopf
4: altes Hilton International-Logo
The Hilton – The Hotel
Schrift u. Logo: weiß auf schwarz
Holzstifte m. kobaltblauem Zündkopf

2: Schachtel weist mit „2000 Hamburg 60“ vierstellige PLZ auf, wurde also vor 1993 herausgegeben.

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Nach dem Einsatz

August 11th, 2013 — 5:06am

Vor dem Geländer der Haltestelle, ein wenig abseits von den übrigen Fahrgästen, ein junger Mann, Anfang zwanzig, breitschultrig, ein wenig gedrungen, mit müdem Blick. Ich folge den Gleisen, lasse den Einkaufsbeutel rechter Hand schlenkern, die Trageriemen überkreuz über den Handrücken geführt, Fix- und Wiegepunkt. Frischer Blattsalat, der im Rhythmus der Schritte auf und ab wippt, Brot und Schinken, Feinkost für den sonntäglichen Brunch; ich trete auf die Halteinsel und gehe voran bis zur Stahlstrebe mit der elektronische Anzeigetafel, darauf aufgeführt: die nächsten beiden Fahrten, die M4 heimwärts, noch vier Minuten Zeit.

Die M5 Richtung Zingster Straße gleitet aus dem Halteport, taucht nach links ein unter den S-Bahnbogen, schwindet aus dem Sichtfeld. Mein Blick streift nach rechts, en passant, ich mustere ihn flüchtig. Trittfeste Stiefel, festgeschnürt, eine Hose in 3-Farb-Tarndruck, sandfarben, Wüstentarn, ein beiges T-Shirt als Teil des Feldanzugs, auf dem Rücken ein wuchtiger, camouflierter Armeerucksack, Flecktarn, schwer. An dieser Station kommen die Straßenbahnen erst am vorderen Ende der Bucht zum Stillstand, beim Wartehäuschen, ein schmuckloser Glasunterstand mit Sitzbank, Werbeträger, bebildert, davor eine Menschentraube. Das übliche, unbekümmerte Gewusel aus Erledigungen, Stadtbummel, Nachtschwärmern, die nach langer Tour der Schlaf ins heimische Bett treibt, ein früher Samstagnachmittag.

Die Haare sind ordentlich, kurz, schmutzigblond, Ohren und Nacken frei, eine Andeutung von Scheitel. Das Gesicht kantig, glatt rasiert, ein wenig derb; Brust und Kinn sind vorgeschoben, der Rücken durchgestreckt; die Augen niedergeschlagen. Wer am rückwärtigen Ende der Haltestelle wartet, der muß, wenn die Bahn einfährt und die Türen sich öffnen, aufschließen bis hin zum letzten Einstieg, anstehen, erneut warten. Limbus, Kunduz. Auf den Hemdsärmeln die deutschen Farben, das grüne Abzeichen vom ISAF-Einsatz in Afghanistan auf der Brust, Komak aw Hamkāri. Er tut einige unschlüssige Schritte vor und zurück, vielleicht sind die Beine ihm schwer.

Ich halte inne, besinne mich, kehre um und sage: Willkommen zurück. Wir nicken einander zu, seine Stimme klingt müde in dem hellen Einkaufssonnenschein, leise, Berlin-Mitte im Spätsommer 2013. Noch zwei Minuten ist die M4 fern, ich laufe wieder vor. Hintergrundgeplauder, links, rechts, ein einziges Sirren, Limbo; die Kleiderordnung hat sich im Gefolge der Temperaturen der letzten Wochen bis ins Zwanglose gelockert, die Menschen kreisen um sich und in sich, er bleibt für sich. Als die M4 einfährt, kommt er auf mich zu und sagt fast ins Unbestimmte: Danke. Ich sei einer der wenigen, die ihn willkommen heißen.

Ich steige ein und denke nur, auf dem Heimweg:
Sollte nicht ich, sollten nicht wir dankbar sein in diesem unserem Land?

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Im Fokus

März 31st, 2013 — 11:47pm

Elsaß-Lothringen, im Süden begrenzt von Vogesen und Jura, durch derer beider Massiv die Burgundische Pforte reicht und Schwarzwald und Rheinniederung miteinander verbindet – darin durch frühe Ingenieurleistung der Rhein-Rhône-Kanal das Tor durchschneidet –, eingefaßt von Mosel, Saar, Maas und dem Rhein als Scheidefurt im Osten, Saarbrücken, Luxemburg, Belgien nordwärts der oberrheinischen Tiefebene, Baden im Osten, Freiburg, Basel an der südöstlichen Flanke, Belfort, Nancy, Metz und dem Moselbecken als offener Handreichung nach Frankreich hin;

Elsaß-Lothringen, gelegen zwischen zwei großen mitteleuropäischen Mächten in Streit und Verbundenheit, Ausgangspunkt der Verheerung, die im Grauen Verduns gipfelte und noch immer diesen Namen führt, und Keimzelle der deutsch-französischen Aussöhnung und europäischen Einigung, wo die romanischen Langues d’oïl und das Französische sich den alemannischen, moselfränkischen und pfälzischen Mundarten anschmiegten und das Elsässerdeutsch gebaren, Bodenschätze und mildes Klimat in ihrer Mitte ein reiches Volk versammelten, zu Ackerbau, Raubrittertum, humanistischer Tradition;

mit Straßburg, der antiken Silberburg, Wiege des mittelalterlich-neuzeitlichen Warenaustausches, Handels- und Regierungszentrum bis in die jüngste Vergangenheit, als Inbegriff der wechselvollen Geschichte und Zugehörigkeit, wo deutsche Gemütlichkeit in Neudorf Ouest und Gründerbauarchitektur auf französische Pâtisseriekunst und Savoir-vivre treffen und eigentümlich miteinander verschmelzen, wo protestantischer Furor und katholisches Münster sich die Hand reichten, mit verschmitztem Lächeln die Reformer, die ihre Münze zählten in St. Thomas, jenem Amalgam aus spätromanischem Tor, Turm, gotischem Querhaus;

jenem Straßburg, Schnittpunkt von Politik, Wirtschaft, Kirche, Recht und Herrschaft, heimlicher subalterner Hauptstadt Europas mit Sitz des Parlaments und des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs, zahlreicher Hochschulen und Forschungseinrichtungen, der Straßburger Universität und des elsässischen Studentenhilfswerks im Gallia, ehemaligen Germania, mit der Haltestelle Brant Université für den 6er Bus, face à dem Wilhelminischen Hauptgebäude und dem Quartier allemand gegenüber und seiner in Stein gesetzten deutschen Großmannssucht, mit dem Elsässer Flammkuchen und bretonischen Crêpes salées;

diesem modernen und mittelgroßen Straßburg mit seinem wandelbaren und konservativen Geist, mit seiner gleichsam einer futuristischen Vision der 1960er entsprungenen Tramway der Compagnie des transports strasbourgeois (CTS) und deren verspielten, hell-akkordierten Durchsagen, dieser Stadt der halbhundert Muttersprachler und zweier Plattenläden an den entgegengesetzten Enden der Grand Rue, mit dem Netto dazwischen und dem Monoprix am Place Kléber und dem Hypermarché Leclerc im Rivetoile, der Esplanade, Vaubans Großer Schleuse, den lieblosen Halles; – dies alles, Straßburg und das Elsaß, wird in einem anderen, historischen Licht beschienen im Werk Gustav Schmollers,

des großen Nationalökonomen und Kathedersozialisten, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte interdisziplinär miteinander verknüpfte und historisch-psychologische und empirische Methoden in eins zusammenspann, im Methodenstreit gegen die Österreichische Schule und ihre Deduktion und Theorie vom Grenznutzen focht – und angesichts der heutigen fast vollständigen Metrisierung des Fachs wohl unterlag, jenes Mannes, der nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg und der Abtretung des Elsasses im Frieden von Frankfurt 1874 Rektor der Kaiser-Wilhelm-Universität wurde.

Text:
Gustav Schmollers Strassburgs Blüte und die volkswirthschaftliche Revolution im XIII. Jahrhundert (Abschrift: 216 kB) (PDF-Dokument)

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Allumées: Hôtellerie et haute cuisine

März 15th, 2013 — 2:30am

1-4: Allez-y...

1-4: Allez-y...

...manger, dormir

...manger, dormir

1: Basilikum, Tübingen-Lustnau
Schrift: weiß auf schwarzgrau
Holzstifte m. schwarzem Zündkopf
2: The Ring, Wien
Vorderseite: Schrift schwarz auf seegrün
Rückseite: Schrift seegrün auf schwarz
Holzstifte m. türkisgrünem Zündkopf
3: Hotel Krone, Tübingen
Schrift u. Logo: grün auf weiß
Holzstifte m. grünem Zündkopf
4: Quality Meats, New York
Schrift u. Logo: schwarz u. rot auf weiß
schwarze Holzstifte m. weißem Zündkopf

1-3: Inneneinschübe in weiß; 4: Inneneinschub ist rot
1-4: schmale Box-Streichholzschachteln

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Allumés: Deutsche Werften

Januar 15th, 2013 — 2:22am
1-2: Zur See fahr'n wir!

1-2: Zur See fahr’n wir!

1: Howaldtswerke – Deutsche Werft AG (HDW)
Hamburg und Kiel
Für die Seetouristik…
Abb.: Kreuzschiff
Logo u. Schrift: schwarz auf lichtblau
Rückseite: HDW Unternehmensinformation
braune Holzstifte m. gelbem Zündkopf
2: Werft Nobiskrug GmbH (WN)
Rendsburg / Kiel-Canal [= Nord-Ostsee-Kanal]
Innenheft: Company profile in English
Abb.: Seabex One, Taucherbasisschiff (DSV)
Schrift u. Abb.: türkis auf weiß
Rückseite: Fahnenmast mit WN-Logo
rote Holzstifte m. gelbem Zündkopf

1: „ein Unternehmen der Salzgittergruppe“, also nach 1972-1985
2: herausgegeben nach 1981: Bau der Seabex One

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Allumée: Glanz und Elend des Rheinlands

Januar 13th, 2013 — 3:29am
1-3: La Rhénanie ancienne

1-3: La Rhénanie ancienne

1: Juwelier Hugo Pieper
Inhaber: Hans Menze, Goldschmiedemeister
433 Mülheim / Ruhr
Logo und Schrift: gold auf grün
schwarze Holzstifte m. gelbem Zündkopf
2: Saga Nerz, aus Skandinavien
Vertrieb: Pelzmoden Krampe
Meisterliche Handarbeit
4000 Düsseldorf 1
Abb.: Frau in weiß auf umbra
Rückseite: Werbeschrift zu Saga-Nerzen
schwarzbraune Holzstifte m. gelbem Zündkopf
3: Pelzmoden Slupinski
4 Düsseldorf-Altstadt,
gegenüber dem Rathaus
Schrift: gold auf braun
schwarzbraune Holzstifte m. gelbem Zündkopf

1: anläßlich des 75-jährigen Bestehens herausgegeben, ca. 1973
2: mit Stempel im Innenheft versehen: neue Anschrift der ‚Krampe Pelz-Avantgarde‘ im Kö-Center
3: Nach über 90-jährigem Bestehen schloß das Pelzmodehaus Slupinski Ende August 2012.

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[Brod] – Identitätsfindung II

Januar 6th, 2013 — 6:31am

[Fortsetzung von Abschnitt I]

Weiter südlich bezeichnet Weck, Wecken teils das gewöhnliche Weißbrödchen, teils ein kuchenartiges Gebäck, das namentlich zu Ostern, seltener zu Weihnachten gebacken wird, so der Gelbweck in Thüringen, die Apostelwecken in Marburg i. H., die Prüfungswecken in Baden, die Bimenweggen in der Schweiz (Höfler, Ostergebäcke Wien 1906, S. 43. Weihnachtsgebäcke S. 48), die Eierweckel in Regensb., Eierweckle in Augsb. usw. Das gewöhnliche Weißbrödchen bezeichnet Weck, Wecke in Hessen (Marb., Laubach, Fulda) und am Rhein nördlich bis Koblenz, in Baden und Württemb. (in Darmst. das Weck). Der gewöhnliche Weck wird nur mit Wasser angerührt, der mit Milch bereitete heißt in Darmst., Zweibr., Rastatt, Aschaff. Milchweck, anderwärts (in Els., Baden, Württ.) Milchbrod.

In Wien ist längliches Schwarzbrod selten und heißt dann Wecken, genauer schwarzer Wecken. Denn der Wecken ist in Österreich und ebenso in Nord- und Mitteldeutschland in der Regel Weißbrod. Der Name bezieht sich zunächst nur auf die keilähnliche Form des Gebäcks: ahd. wecki, anord. veggr, angls. wecg engl. wedge ‚Keil‘. Aber tatsächlich wird der Wecken außer in Bayern fast nur aus Weizenmehl gebacken. Dieser Name ist auf ein Gebiet im Westen des nördlichen und mittleren Deutschland einschließlich der südlichen Rheinprovinz (Wiesb., Frankf., Mainz, Saarbr.), Lothringen (Follmann Wb. 533) und Luxemburg (Wb. 479), auf Süddeutschland, Schweiz und Österreich beschränkt und tritt in drei Formen auf, der (auch das) Weck, die Wecke und

der Wecken. In Österreich wird nur Wecken und Weckerl gesagt, Weck und seltener Wecke (Harz, Hessen, Lothringen 154 Fn 1)) sind nord- und mitteldeutsch. Diese Bezeichnung eines länglichen Weißbrods reicht nördlich bis Schleswig, findet sich in dem Namen eines Fastnachtgebäckes hete Weggen (heiße Wecken) auch sonst im Norden, z. B. in Lüneburg, nach Schiller-Lübben Wb. u. wegge in Wismar, ist aber sonst in Norddeutschland durch andere Ausdrücke verdrängt. Das Bremische Wörterbuch von 1770 (V 221 f.) verzeichnet noch Wek Weg als eine Art Weizenbrod, Heet-wek und Pennwek Kleines Brod im Wert eines 1/2 Pfennigs. In Aachen lebt der Name fort in dem Paschweck d. h. Osterbrod, einer 1/2 – 1 m langen Stolle, die in Hamburg schon nicht mehr so, sondern Paschsemmel heißt; s. Höfler Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde XII (1902) 431. So kommt Weck für bestimmte Weißbrodarten noch in Krefeld, Siegen, Paderb., östlich in Halberst., Eisenach (für eine Stolle) vor.

Frühstücksalternativen

Frühstücksalternativen

Fast an jedem Ort werden mehrere Arten des als Frühstücksgebäck dienenden Weißbrodes unterschieden. In Berlin heißt die feinere mit Milch zubereitete Art Milchbrod, eine noch feinere Abart Dampfmilchbrod, klein, allmählich immer kleiner geworden und zweiteilig. Größer und nur mit Wasser hergestellt ist die Semmel, noch einfacher und größer etwa in der Form des bayrischen Kipfes, also oval mit zwei Spitzen und oben einer Kerbe, die Schrippe. Von Milchbrodteig, aber länglicher Form ist der Knüppel (mit Mohn Mohnknüppel). Die Schrippe mit ndd. pp ist spezifisch märkisch 154 Fn 2) und, wo sie sonst vorkommt, aus Berlin importiert 154 Fn 3). Sie findet sich z. B. noch in Stettin, ebenso wie der Knüppel, der dort auch Sechsuhrbrödchen heißt.

Eine viel weitere Verbreitung haben Milchbrod und Semmel. Der Name Milchbrod ist in fast ganz Deutschland vertreten, so daß hier eher die Orte anzugeben sind, wo er nicht vorkommt. Er fehlt im nördlichsten Gebiet, in Petersburg, Riga, Königsb., Danzig (wo das Milchbrod Blech- oder Mohnsemmel heißt), Mecklenb., Stettin (wo es Schnittsemmel heißt), Schleswig-Holstein, auch Hamb., Harburg, Hannover, Oldenb., Westfalen. Es reicht nördlich bis Posen, Mark, Schwerte, Lüneb., Bremen. Er fehlt in fast ganz Sachsen (außer Elsterb.), Braunschw., in einigen thüringischen Städten Eisenach, Koburg,

154 Fn 1) Liesenberg, Stieger Mundart 218. Follmann Wb. 533.
154 Fn 2) In Kindlebens Studentenlex. von 1781 als märkisch bezeichnet: Weigand Wb. II 791.
154 Fn 3) DWb. IX 1754.

auch Halle, ist aber sonst in Thüringen (Halb., Eisl., Zeitz, Sond., Weim.) vertreten, fehlt wieder in Hessen, Kobl., Köln, Aachen, kommt vor in Els., Baden, Württ. Aus Bayern geben es mir nur Hof und Amberg an, aus der Schweiz nur Zürich. In Österr. besteht der Name Milchbrod, bezeichnet aber dort ein weiches kuchenartiges Gebäck, das in Berlin Kuchenmilchbrod heißt. – Diese unregelmäßige Verbreitung von Milchbrod – man vergleiche sein

Vorkommen in Bremen, Fehlen in Hamburg
Vorkommen in Lüneb., Fehlen in Braunschweig
Vorkommen in Weimar, Fehlen in Eisenach
Vorkommen in Siegburg, Fehlen in Köln

erklärt sich wohl daraus, daß Name und teilweise auch Sache erst in neuerer Zeit in Städte eingeführt wurde, wo früher entweder die mit Milch bereitete feinere Art des Weißbrödchens fehlte oder dafür ein anderer Name bestand.

Weit verbreitet ist auch Semmel, nämlich in ganz Deutschland außer dem Westen. Es reicht westlich bis Oldenb., Osnabr. (selten in Lingen), Dortm., Bückeb., Winsen (wo Semmel aber ein Kuchen mit Korinthen von der Größe eines Brodes ist), Göttingen, Weimar, Meiningen, fehlt aber im Westen und Südwesten, in Schwerte bei Dortm. und sonst in Westf., Hessen 155 Fn), am Rhein, in Els., Baden, Pfalz, Württ. (wo Wecken die Wassersemmel, Milchbrod die Milchsemmel bezeichnet). In Els., Lothr., Luxemb. hat Semmel (els. Simmel) noch die Grundbedeutung ‚Mehl‘ (in Lothr. ‚feines Weizenmehl‘, in Lux. ‚Sägemehl‘) = lat. simila. Zürich hat Semmel, Bern Brötchen, St. Gallen Weggli. In Bayern und Österreich ist Semmel der Hauptname für das Frühstücksgebäck. In Kempten sagt man dafür Laible. In Wien heißt eine einfachere Art Weißbrod Schusterla(i)berl (eine Art Wassersemmel), in Dresden Dreierbrödchen. Die verbreitetsten Formen der Semmel sind die einer 8 und die einer Rose. Letztere Form heißt in Öst. Kaisersemmel, das dort übliche feinere Weißbrod, in Lengenfeld Kaiserbrödchen, in Dorpat Rosenbrod, in Mainz Rosenweck, sonst Rosensemmel. Dem Berliner Milchbrod entspricht in Wien das Baunzerl, das aber viel mürber ist als jenes.

Neben Semmel, Milchbrod, Weck(en) ist Brödchen die häufigste

155 Fn) Vilmar Id. 445 schreibt: Strietzel und Semmel sind (in Hessen) gänzlich unbekannt, so daß die Dienstboten solcher Herrschaften, welche aus Gegenden, wo Semmel herrscht, hierher kommen, wenn sie ausgeschickt werden, „Semmeln“ zu holen, in der Regel Zimmet mitbringen.

Bezeichnung des kleinen Weizenbrodes. Das Brödchen deckt sich wohl in der Regel nicht mit der Semmel, sondern ist härter und ähnelt in der Form dem Berliner Knüppel. Der Ausdruck ist hauptsächlich norddeutsch, von Petersburg bis Aachen reichend, fehlt aber in Berlin, wo man solche Deminutiva [korrekt: Diminutiva] wenig liebt und als kleinlich empfindet. Er findet sich z. B. in Königsb., Lüb., Harb., Oldenb., Gött., Bückeb., Harz, Halle, Eisenach, Kassel, Westfalen, am Rhein (Köln, Düsseld., Wesel), in Wiesb., Frankf., Elsaß, Baden, Bern. Im Osten noch in Beuthen, Bautzen. Milchbrödchen in Posen, Winsen, Schwerte, Kobl., Mainz, Milchbrödle in Heidelb.

Frühstücksfest

Frühstücksfest

Zu diesen vier verbreitetsten Ausdrücken kommt nun noch eine Anzahl örtlich mehr beschränkter, besondere Weißbrodarten bezeichnender Namen. In Petersburg die Bulke aus lett. bulka, kleinruss. bulka ‚Semmel‘. In Schlesw.-Holstein, Hamb., Harb., Hannover heißt die 8 förmige Semmel Rundstück, in Regensburg Milchkoppel. In Dorpat heißt das mit Wasser bereitete Weißbrod Franzbrod d. h. französisches Brod (vgl. ital. pane francese), ein Wort aus dem 18. Jahrhundert; Franzbrödchen kommt auch in Mitteldeutschland vor, Koburg, Braunschw., Winsen, Marburg, nach Schumann Wortsch. 14 in Lübeck, nach Jecht Wb. 5 in Mansfeld, nach Hertel Thür. W. 98 in Nordhausen. In Göttingen ist Franzbrod oder -brödchen ein mit Milch hergestelltes Weizenbrödchen, länglichrund und gekerbt, während das Raspelbrod kreisrund und ungekerbt ist. Auch Weißbrödchen kommt als Name vor in Trier, Weißbrod in Braunschw., Krefeld. Ein kuchenartiges Weißbrod mit Rosinen sind im ndd. Sprachgebiet die Stuten (z. B. in Lüb., Winsen, Osnabr., Dortm., Norden), der „schleswig-holsteinische Weihnachtsstuten„, der Stutenweck, in Köln und Düsseld. Platz, vgl. Höfler Weihnachtsgebäcke 49. Damit verlassen wir aber schon das Kapitel Brod und kommen in das Gebiet der zahlreichen süßen, wenn auch einfachen, semmelartigen Kuchengebäcke, wie das Kuchenmilchbrod in Berlin.

(Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1918, S. 153-156)

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