Tag: Philosophie


Schwarmbilder

Juli 18th, 2014 — 12:53pm

Der Begriff des Schwärmens versammelt in sich so Gegensätzliches wie militärischen Drill und das Erratische des Insektenflugs, die doppelte Bewegung von Individuum und Vielzahl respektive Kollektiv, das Schlingern mikroskopisch kleiner Elektronen in der Atomphysik (wiewohl Abstraktion) wie auch – in kosmischer Dimension – nach Georg Heym „das dunkle Volk der flatternden Plejaden“ und andere offene Sternenhaufen, verstanden als Materie in Raum in Bewegung. Schon im Buch Hiob heißt es: „Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder den Gürtel des Orion auflösen? […] Weißt du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?“

Plantes au lait 1 (Mai 2014) Etymologisch eng verwandt ist dem Schwarm das Schwirren, lautmalerisch: Sirren, worunter sowohl Flügelschlag als auch das helle Summen der Mücke fallen, beides tönende Bewegung im Hin und Her; ebenso: das statische Rauschen des Fernsehsignals zur Mitternacht wie auch der tonlose Tanz von vom Wind verwirbelten, aufgestobenen Schneeflocken, dies „weiße, wirbelnde Nichts“, das den Hans Castorp mit „hexagonaler Regelmäßigkeit“ herumirren läßt und zaubrisch zuzudecken droht: Weh und wehe! Inmitten des Schneetreibens nimmt die Schwärmerei totalitäre Züge an, bringt den jungen Protagonisten an seine Grenzen.

Denn auch das flackernde Irrlichtern individueller Zuneigung, die Begeisterung und Tollheit, fiebrige Verzückung und hellichte Entzündung des Phantasten tragen alle das Schwärmerische in sich, das Grenzgängerisch-Flanierende, den Drahtseilakt, sei es in der schwärmerischen Ekstase der Liebe, die das Gegenüber sehnsüchtig überzeichnet und erhebt, sei es in religiöser Erinnerlichkeit und Raserei, die den einzelnen Schwärmer teilhaftig werden läßt am gemeinschaftlichen Bekenntnis, rauschhaft aufgehen in Körper und Lobpreis der Gemeinde: Apotheose (Metamorphose) anstelle methodologischen (ideologischen?) Individualismus. In der Schwärmerei artikuliert sich sowohl Besinnungslosigkeit als auch sinnlich-korporaler Akt: je die vereinzelte menschliche Conditio transzendierende Bewegungen.

Wie George Steiner aufweist, ist unser Denken, dieser „Kern unserer Einzigartigkeit, [das] innerste, privateste, verschlossenste Besitztum“, das wir eignen – unsere Wesensbestimmung schlechthin – paradoxerweise zugleich „milliardenfacher Gemeinplatz“, eine Chiffre menschlicher Existenz, derer Begriffe und Erfahrungen wir intimst-universell miteinander teilen. Dabei sind unsere „Denkprozesse […] in überwältigendem Maße diffus, ziellos, zerstreut, versprengt und unbeobachtet. Sie sind, im wahrsten Sinne des Wortes, ‚überall‘, was in Wendungen wie ‚kopflos sein‘, ‚den Kopf verlieren‘ seinen Ausdruck findet.“ Sind wir in Form und Gehalt also nur ineinander vermengtes schwärmerisches Moment?

Entsprechende Überlegungen leiten technologische Visionen, soziologische Konstrukte, Dys- und Utopien. Schwarmintelligenz als individuelle Geworfenheit und Kontingenz ablösende Zweckbestimmung menschlicher Erfahrung: durch Steuerung und Ordnung (altgr. táxis) gelenkte Kohärenz. Diesem positivistischen Erbe gehorcht auch das Credo der Komplexitätsreduzierung durch Arbeitsteiligkeit, Fortschritt von Wissenschaft und Gesellschaft durch kumulative (endliche) Beiträge, die Überwindung des horror vacui durch ein Postulat des Postindividuellen: Synthese und Einfriedung bergen das Grundrauschen ein; mit Michel Serres gesprochen, vervielfältigt sich das System hin auf einen „Binnenraum, [der] homogen, isotrop, [frei davon]“ ist. (Wird doch dem Schwärmerischen stets ein Pathologisches, zu Zivilisierendes, Domestizierendes beigedacht.) Der Schwarm, als Organon, schließt die Unordnung ein – und damit aus.

Plantes au lait 2 (Mai 2014) Die Metapher des Schwarms vereint so das Ausschwärmen einer militärischen Einheit in zielgerichteter Weise wie auch Phänomene der Interferenz von Information und physikalischer Energie; sie evoziert den Bienenschwarm (Vogelschwarm) als potentiell bedrohliche Angriffsformation in seiner Wechselbalgigkeit, den in der Jagd von der Meute zerrissenen Akteion und molekulare Nanotechnologie, ambivalenter, als Art chic oder auch apokalyptisches Grey-goo-Szenario; den Fischschwarm in seiner ökonomischen Verwertungslogik sowie als Metonymie menschlichen Raubfischkapitalismus‘: Ihnen allen eignet eine die je unmittelbare Asymmetrie und Dynamik gestaltende begriffliche Fixierung auf den Schwarm als menschliche Grunderfahrung.

Franziska Beilfuss‚ Bilder greifen die Topologie des Schwarms prima facie über ihre räumliche Gestaltung auf, über ihr Wechselspiel aus Licht und Schatten, Farbe und Monochromatik, und eröffnen über spielerisch-modularisierbare Collagen aus Teilelementen, nicht unähnlich Permutationen in der mathematischen Kombinatorik, einen assoziativen Raum, der im Wind tänzelnde Blattreigen ebenso aufruft wie informationstechnologische Dual-Bit-Logiken, wie sie dem modernen Individuum, bewußt, vorbewußt, unbewußt, alltäglich unterliegen. Schwärme folgen Bewegungen von Anmut und strenger Gesetzlichkeit; – und nicht zuletzt hierin findet sich der Mensch als Mensch auch wieder.

Franziska Beilfuss: Schwarmbilder
Ausstellung im Rahmen des UdK-Rundgangs
Hardenbergstr. 33, Universität der Künste, Berlin
17.-20. Juli 2014

Ausstellungsbeitext (PDF)

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Mißglückte Werbung: Unerwidert

Juni 27th, 2014 — 2:39pm

Mir sind Online-Partnerbörsen suspekt, und dies nicht einzig aus pragmatischen Erwägungen, die das (schiefe) Verhältnis zwischen den Geschlechtern wie auch Orientierungen betreffen oder die Motive der Betreiber (z.B. ebenjenes oftmals im Nebulösen zu belassen, obschon es doch als Erfolgsparameter nicht zu vernachlässigen ist, wenn die zugrundegelegte algorithmische Verkupplung schon nicht in Frage gestellt wird) wie auch die in der Konsequenz zumeist irreversiblen (soll heißen: versenkten) Opportunitätskosten, die der Nutzer, daheim vorm Rechner vom Leben und der zwischenmenschlichen Begegnung darin abgeheimst, auf die Suche nach einem Partner zeitlich (und finanziell) aufwendet, worin auch eine Gerechtigkeitsproblematik sich ausgestaltet, wenn der Betreiber durch einseitig (intransparent) kontrollierte Umgebungs- und Zugangsbedingungen den Nutzer im Dunklen läßt über die rechnerische Unwahrscheinlichkeit, sein eingesetztes (monetäres) Kapital zumindest sozial, wenn schon nicht symbolisch ummünzen zu können. (Hierbei sei davon abgesehen, daß die Verzinsung einer Kapitalsorte in ein Äquivalent einer anderen problematische Implikationen mit sich führt mit Blick auf die Verfügung und Verfügbarkeit über das (menschliche) Individuum.)

Single love: Bedarf es einer Partnerbörse für unerwiderte Liebe?

Samt und sonders erhebt sich in mir aber Widerspruch ob der in solch kybernetisch organisierten Vermittlungsbörsen als Intermediärende (d.h. der Unmittelbarkeit und inhärenten Unabwägbarkeit der Begegnung Entgegenstehende und darein Zwischengeschaltete) waltenden Logik, welche in wirkmächtiger Analogie das betriebswirtschaftliche in ein partnerschaftsoptimierendes Kalkül übersetzt, sie beide als Homologien parallelführt und sich, genau besehen, als ein kryptonormativ verfaßtes Dispositiv erweist, dessen, mit Foucault gesprochen, Regelsysteme und interne Prozeduren die Zufälligkeit von Ereignissen bändigen sollen und somit ein heteronomes, beherrschtes Menschenbild einschreiben in die Partnerwahl. Dieselbe vollzieht sich parametrisch, wobei die dem Nutzer zugrundegelegten (expliziten) Kriterien gleichermaßen als (implizite) Steuerungsgrößen und (implizite) Skalarvariablen einzig regelgerecht (algorithmisch) verfahren und so das partnerschaftliche Desiderat in ein externen A-priori-Setzungen genügsames Optimum abbilden.

Eine Kriteriologie des Menschen wird aber immer das Gegenüber als Abbild des eigenen rekonstruieren und metrisieren, d.h. es in einem zweiten (narzißtischen) Schritt dem Nutzer genügen lassen (worin der Mensch als Gegenüber passiviert wird), und so den Blick verstellen auf das Kontingente, Überraschende, Transformative in der Begegnung mit einem anderen Menschen, der nicht doppelt domestiziert und reduziert auf den Zuruf von Datenbank und Suchendem hört, sondern diesen zu verstören, aufzurütteln, wachzurufen in eine neue Emanation von Selbst (und Selbstvergewisserung) in der Lage ist (anstelle einer Rekonfiguration) und jener die Freiheit des Anderen, Widergesetzlichen, Selbstbestimmten entgegensetzt. Eine Lyrik der Partnerschaft in all ihrer Ungewißheit und Konkretion, ist sie nicht dem Sirenenruf des Partners nach meinem Bilde vorzuziehen? Ist die Conditio humana nicht zuallererst eine Conditio imperfecta? Ist, in der Terminologie Heideggers, nicht der Mensch, der sich entmachtet im Gestell der Technik findet, funktional optimiert, – herabgewürdigt zum zu bestellenden Bestand? Und einzig, wenn in der Begegnung nahe anstatt durch raschen Zugriff verfügbar, Mensch?

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Le caractère de l’autre, est-il invariable?

Mai 12th, 2014 — 3:08pm

Il y a d’environ trois siècles, le linguiste et grammairien français Giovanni Veneroni nous a relaté les différents caractères nationaux européens; mais si l’on veut essayer de nouveau (évidemment par rétablir des stéréotypes nationaux contemporains et viscéraux et puis jouer avec eux), seraient-ils ses griffonnements encore valables et est-ce qu’on donc arrive à la même conclusion, ou puisse-on au moins les reconnaître?

Dans les Coutumes.

Le Français est courtois.
L’Allemand bienveillant.
L’Italien civil.
L’Espagnol dédaigneux.
L’Anglais hautain.

Au Repas.

Le Français est délicat.
L’Allemand buveur.
L’Italien sobre.
L’Espagnol chiche.
L’Anglais prodigue.

Dans les Humeurs.

Le Français est railleur.
L’Allemand affable.
L’Italien complaisant.
L’Espagnol grave.
L’Anglais inconstant.

Dans la Beauté.

Le Français est bel homme.
L’Allemand ne lui cède pas.
L’Italien n’est ni beau ni laid.
L’Espagnol tire sur le laid.
L’Anglais approche des Anges.

Dans les Conseils.

Le Français n’est pas lent.
L’Allemand est plus tardif.
L’Italien est plus subtil.
L’Espagnol est prévoyant.
L’Anglais déterminé.

Dans l’Écriture.

Le Français parle bien, écrit mieux.
L’Allemand écrit beaucoup.
L’Italien avec solidité.
L’Espagnol peu et bon.
L’Anglais savamment.

Dans la Religion.

Le Français est zélé.
L’Allemand religieux.
L’Italien cérémonieux.
L’Espagnol superstitieux.
L’Anglais dévot.

Au Mariage.

Le Français est libre.
L’Allemand est maître.
L’Italien geolier.
L’Espagnol tyran.
L’Anglais serviteur.

Pour le Parler.

Charles-Quint disait qu’il parlerait Français à un ami.
Allemand à son cheval.
Italien à sa maîtresse.
Espagnol à Dieu.
Anglais aux oiseaux.

ex:
Maître italien ou Grammaire française et italienne de Vénéroni
Nouvelle édition, revue, corrigée et augmentée
Par le Citoyen [Giacinto] Barrère.
Paris, An X. Républicain [1801/02]

Dans le texte de Veneroni, on en trouve quelques surprises, mais aussi des traits bien connus et familiers. Les Anglais comme un peuple pépiant, peut-être; mais les Italiens qui méprisent du vin et ne sont pas du tout aux pieds légers? Je m’en doute! L’Allemand fastidieux (et sûrement pas seulement les enseignants et bureaucrates), hélas! oui. De même le Français conscient de son apparition et comportement, que c’est vrai; mais une maîtresse italienne? Ce n’est qu’une fantaisie obsolète. Or quel sort ait Dieu en Espagne, à leur écoute?

Mais en particulier se montre la tendance trop humaine (surtout parmi les auteurs) d’un argument (une observation) passé(e) juste pour sa beauté lui-même, et d’un écrivain qui est imbu de soi-même.

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Bezeugt

Mai 28th, 2013 — 12:51am

„Leichtsinnig, der ohne zu untersuchen etwas statuiert
Leichtgläubig, der auf anderer [Nachricht ohne] Zeugnis ohne Untersuchung trauet
Ungläubisch der auf kein Zeugnis Glauben setzt.
[…]
Abergläubisch (superstitios.) der was er sich selbst vorspricht für das Geschenk eines anderen hält.“

Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht
§17: Von dem Sinn des Sehens, BA S. 51 (AA: §19, S. 157)
Zusatz aus der Rostocker Handschrift, 1796 / 1797

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Gottes Wege sind unergründlich

Dezember 28th, 2012 — 9:08am

Ich las heute nacht also ein erquickliches Stück Joshua Foers über John Quijada und Ithkuil, dessen konstruierte A-priori-Sprache mit Augenmerk auf formallogisch-kognitive Aspekte, Nonredundanz und semantische Vollständigkeit, und wie dies konzeptionelle linguistische Projekt unversehens durch politische Extremisten (eines neuen, aggressiven Panslawismus) in einer ehemaligen Sowjetrepublik zum Neusprech ap­pro­p­ri­ie­rt wird.

Dei viae arcanae sunt

Dei viae arcanae sunt

Und just eine Stunde darauf stolpere ich über Laetitia B., welche ich zuletzt im Dezember meines ersten Jahrs in Berlin traf bei den Worldtronics im Haus der Kulturen der Welt, und welche nun ein Praktikum bei Foers Atlas Obscura in Brooklyn, N.Y., absolviert und mir auf all die Jahre nicht aus dem Sinn ging, aber aus den Augen kam. Welch unwahrscheinlicher Zusammenfall!

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Aporetische Monologe

November 30th, 2012 — 5:15am

Die Aporie (?p???a) beschreibt eine Ausweglosigkeit, Ratlosigkeit, eine Situation, die kein Auskommen und keine Auflösung anbietet, ein Verwirrnis und Abirren und generell, mit Heidegger gesprochen, die Holzwege, die beschritten werden müssen, um im Fortgang des Denkens ihre Unerquicklichkeit zu entbergen.

„The UN vote underscores that the world is run largely by thugs or, at best, people with limited moral vision. […]“

Ich schätze den Dialog sehr, den Austausch an Erfahrungen und Meinungen, die Herausforderung und das Infragestellen eigener und fremder Perspektiven, das mäeutische (µa?e?t???) Streitgespräch, das im besten Sinne Erkenntnis hervorbringt und im schlechtesten Falle lustvolle Volte und Replik, das Kreisen um und Versenken ins Gespräch, worin Fährten gelegt werden und falsche Spuren gelesen, wo Paralogien (pa???????) und Subtexte Kleinode freilegen und den bis dato für unerschütterlich befundenen Erfahrungsschatz subtil, sublim verrücken.

„Disgraceful! We should cut all foreign aid to countries that voted for this and ask the United Nations to remove themselves from our country within 90 days. There is no excuse for our influence to be this low in the world and is a direct reflection on the lack of ability of the president of the United States. Not only is he a traitor to this country but incompetent as well. The reputation of our country could never be lower.“

Wie aber kann in dieser Zeit der partikulären Diskurse, der algorithmisch bestimmten und fein säuberlich abgetrennten parteilichen Sphären, jener prokrastinativen Oase der Selbstbespiegelung und iterierenden Selbstbestätigung, in der jedwede Doxa (d??a) sich zum großen Narrativ auswächst und Weltdeutung und -auslegung frei von Kontrapunkt und Konterkarré, geschweige denn der Kakophonie der Begegnung, affixiert, reifiziert und darüber das Singuläre in der Vielstimmigkeit der einen Wahrheit vergessen macht, wie kann hierin noch das Andere vermittelt und ertragen werden? Alterität gerinnt zusehends zur Alienität, potentialisierte Unübersetzbarkeit.

„The UN is a useless organization. It has accomplished nothing in my lifetime. No war has been stopped. No terrorism has been stopped. No human rights have been protected. The UN is simply a collection of useless ambassadors who predominantly come from radical extremist countries. The only thing the UN is good for is causing traffic jams in NYC and blatantly violating every law and regulation in NYC as well as giving a voice to terrorists and dictators. We would be better off without the institution.“

Was aber sind kommunikative Parallelismen, Kommentare ohne Transfer und Brückenschlag anderes als Amphoren anstelle von Metaphern (µetaf??a?), als Gefäße, die gleichermaßen einfassen und ausschließen, platonischer Dialogizität ermangeln, Idiosynkrasien und Idiolekt, Monolog und Monotonus, welche der Stimme gebrechen und in sich verkehrt bleiben, gekränkt, verkrümmt, egomanisch um sich kreisen und letztendlich – unauflöslich, stumm, aporetisch?

„So it means now that Palestine terrorists are now recognised and endorsed by the useless corrupt UN.“

(All quotes taken from reader comments on this New York Times article on the recognition of Palestine as „nonmember observer state“ by the United Nations General Assembly on 29 November 2012.)

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Nec scholae, nec vitae

Oktober 29th, 2012 — 5:22pm

Nicht fürs Leben lernen wir, einer Sentenz Senecas zufolge, welche vorrangig nur in ihrer das Lament des Originals heilenden Umkehrung bekannt geworden ist: non scholae, sed vitae; und der Gegensatz zwischen Leben und Studium firmiert in der Geistes- und Philosophiegeschichte seit der Antike als gängiger Topos.

Der französische Moralist Trublet wählt in seiner kontrastiven Betrachtung nun eine Haltung, die beiden Lebens- und Lernwegen ihre Meriten zugesteht und sie, wenn auch als Gegensatz, so doch einander bedingend und durchdringend charakterisiert; und dies in der flotten Federskizze des Essays, einer Stilform, die in der französischen Frühaufklärung eines La Bruyère oder auch La Rochefoucaulds ihre Blüte erlebte, wenn sie auch leichthin über die Tiefe und Detailtreue eines Montaigne hinwegzustreifen verführt.

Text: Nicolas-Charles-Joseph Trublets Essai Parallele de l’étude & de la vie:
zweisprachige Abschrift und Übersetzung (112 kB) (PDF-Dokument)

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?e?? e?da?µ???a

Oktober 17th, 2011 — 11:37pm

Vitam regit fortuna non sapientia.

„Idem est ergo beate vivere et secundum naturam. Hoc quid sit iam aperiam: si corporis dotes et apta naturae conservabimus diligenter et impavide tamquam in diem data et fugacia, si non subierimus eorum servitutem nec nos aliena possederint, si corpori grata et adventicia eo nobis loco fuerint quo sunt in castris auxilia et armaturae leves – serviant ista, non imperent – ita demum utilia sunt menti. […] Quare audaciter licet profitearis summum bonum esse animi concordiam; virtutes enim ibi esse debebunt ubi consensus atque unitas erit, dissident vitia.“ (Seneca: De vita beata, 8 (2), (6))

„Denn was hindert dich trotz alledem, deiner Seele die Heiterkeit, ein richtiges Urteil über die Welt und eine erfolgreiche Benützung der ihr gebotenen Gelegenheiten zu bewahren?“ (Marcus Aurelius: Selbstbetrachtungen [OT: ?? e?? ?a?t??], Lib. VII: 68 [69])

„Pour Martin, il était fermement persuadé qu’on est également mal partout; il prenait les choses en patience. […] ‚Le travail éloigne de nous trois grands maux: l’ennui, le vice, et le besoin‘ [,répondit le Turc].“ (Voltaire: Candide, ou l’optimisme, chapitre 30: Conclusion)

„Det begyndte å bli lyst imorges da jeg våknet. Dagslysset trængte ind på begge sider av rullegardinet. Ellen var også våken, hun sukket træt og smilte til mig. Hendes armer var hvite og fløielsagtige, hendes bryst overmåte høit. Jeg hvisket til hende og hun lukket min mund med sin, stum av ømhet. Dagen blev lysere og lysere.“ (Knut Hamsun: Livets røst, ex: Kratskog)

„Comme une marée immense, l’être aura dominé le frémissement des êtres. Au sein d’un océan tranquillisé, mais dont chaque goutte aura conscience de demeurer elle-même, l’extraordinaire aventure du monde sera terminée. Le rêve de toute mystique, l’éternel songe panthéiste, auront trouvé leur pleine et légitime satisfaction. Erit in omnibus omnia Deus.(Pierre Teilhard de Chardin: Mon univers)

„Wirkliches Schenken hatte sein Glück in der Imagination des Glücks des Beschenkten. Es heißt wählen, Zeit aufwenden, aus seinem Weg gehen, den anderen als Subjekt denken: das Gegenteil von Vergeßlichkeit. […] Alle nicht entstellte Beziehung, ja vielleicht das Versöhnende am organischen Leben selber, ist ein Schenken.“ (Theodor W. Adorno: Minima moralia, Teil I: 21: Umtausch nicht gestattet)

„I et herlig øyeblikk forenes ånden og sjelen i kandidaten, og hans fremtidige tilværelse vil gå ut på gjennom tjeneste overfor sine medskapninger å la denne første forening av sjel og ånd gjentas inntil den blir en permanent og alltid herligere realitet. Som nevnt omtales denne innvielse som en fødsel, og i den kristne religion symboliseres den ved Jesu fødsel.“ (Erling Havrevold: Stadienes vei: De store innvielser, ex: Det evige nærvær)

„Ich halte mich zurück. Durch den Himmel, die Arme unten, ohne Matsch, ohne Winter, ohne Lucio, ohne Muskeln. An nichts denken, denn das wäre Arbeit, und Arbeit ist eine Last, die größte Last überhaupt, sie verdirbt den Rhythmus. […] Nach zwanzig Kilometern erreicht man eine Schwelle, hinter der die Erschöpfung ihre Kraft verliert, die Sinne schläfrig werden und die Muskeln anfangen, vor sich hin zu träumen. Die Unebenheiten des Geländes werden weich wie Gummi. […] Geradeaus, durch eine bewegungslose Landschaft könnte man diesen leichten, mechanischen Rhythmus, den nicht einmal das Herz spürt, tagelang durchhalten. […] Man könnte ewig durchhalten. Vielleicht ist das das eigentlich Erstrebenswerte, immerzu laufen, bis in alle Ewigkeit, die Jahre vorüberziehen zu lassen, alt werden, die Beine immer in Bewegung, damit das Herz vor den Füßen stehenbleibt. […] Lucio braucht nichts zu verstehen. Verstehen hat keinen Einfluß auf sein diszipliniertes Bewußtsein. – Genug der Metaphysik.“ (Alejandro Gándara: Die Mittelstrecke [OT: La media distancia], S. 16, 34, 55)

„Mornings without fail, every night when he returned. He looked into the dusty glass, reciting fragments from the instruction sheet. Hold to a count of five. Repeat ten times. He did the full program every time, hand raised, forearm flat, hand down, forearm sideways, slowing the pace just slightly, day to night and then again the following day, drawing it out, making it last. He counted the seconds, he counted the repetitions.“ (Don DeLillo: Falling Man, p. 235f.)

„The secret to a long and healthy life is to be stress-free. Be grateful for everything you have, stay away from people who are negative, stay smiling and keep running.“ (Fauja Singh, translated by Harmandar Singh)

Quia bonus est, sumus.

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Kant, Paris, kingbird (1953)

September 3rd, 2011 — 10:20pm

Kant, Immanuel, (p. 649)
1724-1804, German philosopher, one of the greatest figures in the history of philosophy. He lived a quiet life at Königsberg, becoming professor of logic and metaphysics at the university and quietly evolving a system of thought that influenced all succeeding philosophers in one way or another. […] In [his works] he set forth intricate and well-knit arguments that defy brief summary. […]

Paris, (p. 952)
[…] Intellectually and artistically, Paris led the W world in the 17th-19th cent. and in some respects retains a unique position („city of light„). […] A fishing hamlet at the time of Caesar’s conquest, ancient Lutetia Parisiorum soon grew to an important Roman town. It became (5th cent. A.D.) a cap. of the Merovingian kings but was devastated by Norse raids in the 9th cent. With the accession (987) of Hugh Capet, count of Paris, as king of France, Paris became the national cap. It flowered as a medieval commercial center and as the fountainhead of scholasticism but suffered severely during the Hundred Years War (English occupation 1420-36). Throughout its history, Paris displayed a rebellious and independent spirit. […]

kingbird, (p. 662)
North American flycatcher. Eastern species, also called tyrant flycatcher and bee martin, eats some bees but chiefly noxious insects. It is dark gray above, light gray and white below with a white-banded black tail and an orange crest.

ex:
The Columbia Viking Desk Encyclopedia (in 2 volumes),
The Viking Press / Columbia University Press: New York 1953

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Kierkegaard als Bild

April 25th, 2011 — 5:13pm
Sprung zum Glauben

Sprung zum Glauben

„Sjelden høres en alvorligere Røst, der formaner Enhver at tage mod Livets Underviisning og at lade sig opdrage i Gjenvordighedens Skole, en prøvet Tale, der med al Eftertryk spørger: skulde en Riig frelses, skulde den Mægtige gaae ad den trange Vei, skulde den Lykkelige fornegte sig selv, skulde den Lærde og Kloge annamme den foragtede Sandhed.“

(Søren Kierkegaard: Tre opbyggelige Taler, Kjøbenhavn 1843, S. 46)

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