µet?-Episteln

a Über das redaktionelle Gewerbe und seinen Niedergang

> Qualitätsjournalismus

Inhaltlich ein wunderbar interessanter, aufklärend-aufklärerischer Artikel über das Schwinden des Qualitätsjournalismus, exemplarisch in der ländlichen Peripherie des Ostens, wie man ihn aber auch allerorten im urbanen Raum findet. Aber meiner Treu! Hat denn niemand diesen Artikel gegengelesen? Er strotzt vor Zeichensetzungs- und Rechtschreibfehlern, daß man meinen möchte, nicht gerade die FAZ als Qualitätsorgan vor Augen zu haben. Und leider ist die Online-Ausgabe nicht zum ersten Mal mit einem Sammelsurium an Halbsätzen und orthographischen Lapsus gespickt. Bitte nehmen sie den Anspruch an Qualitätsjournalismus auch in Ihrem Hause ernst!

(FAZ Online: Journalismus in Gefahr: Der Notkurier. Von Stefan Niggemeier vom 21.07.2009)

> These und Antithese: 2 Betrachtungen

Wieso ist in diesem Kommentar jener gegenläufige von Volker Zastrow [* Cf.] nicht verlinkt? Beide Thesen illustrieren ja Aspekte des Konflikts zwischen Privatem und Öffentlichem, Loyalität einem Arbeitgeber wie der Bundesbank gegenüber, gesellschaftliche Verantwortung und Ausübung des Rechts auf freie Meinung und Rede, samt und sonders auch in Form von Überspitzung und Polemik. Und wieso erlauben Sie, liebe FAZ-Redaktion, an dieser Stelle Leserkommentare, während die Funktion für Zastrows Kommentar unterbunden war? Sollten nicht alle beide von Lesern begleitet werden? Ich vertraue darauf, daß Sie politische Querschläger rechtzeitig im Gegenlesen vor Veröffentlichung hätten abfangen können. Also wes Geistes ist es, einen Kommentar Ihres eigenen politischen Redakteurs so ungleich zu behandeln?

(FAZ Online: Bundesbank: Sarrazin muss gehen. Von Gerald Braunberger vom 05.10.2009. Der Zastrow-Kommentar wurde anschließend als Verweis in der Leiste eingefügt; dieser mein Leserkommentar aber blieb sodann unveröffentlicht.)

ß Im Streit wider die häßliche Fratze des Fundamentalismus

> Abzug und Humanität

Herzlichen Dank, Herr Nonnenmacher, für diese klare Analyse der Situation in Afghanistan. Es ist Gegnern des Einsatzes leider gelungen, den politischen Diskurs bis zur Unkenntlichkeit zu bestimmen und seine Unpopularität mit absurden Thesen zu befördern und sich zunutze zu machen. Den Kopf in den Sand zu stecken wird das Problem der Bedrohung durch internationalen (islamistischen) Terrorismus nicht lösen, und der fortwährende Verweis auf zugrundeliegende ökonomische Faktoren, mittels derer ein ausschließlicher Gerechtigkeits- und Verteilungskonflikt als Ursache des Terrors identifiziert wird, nimmt gleichsam unverantwortlich Opfer im Westen und in den umkämpften Regionen hin. Was an einem Abzug aus Afghanistan „human“ sein soll, dem mit dem Erstarken und der Erneuerung eines Talibanregimes die Unterdrückung der afghanischen Frauen folgt, einher mit der Willkürjustiz islamistischer Schriftausleger (nicht Schriftgelehrter!) und Zerstörung aller kulturellen und wirtschaftlichen Grundlagen in diesem geschundenen Land, hat bisher keiner der Gegner ausführen können. Aus den Augen, aus dem Sinn: Damit kann man leider beim deutschen Michel immer noch punkten.

(FAZ Online: Bundeswehr in Afghanistan: Wendezeit am Hindukusch. Von Günther Nonnenmacher vom 27.07.2009)

> Zu Herrn Wolfs Ausführungen

Es ist interessant, daß Sie, Herr Wolf, in ihren Ausführungen den Umstand vollkommen unterschlagen, daß die Taliban für Al Kaidas Terrorcamps, Terrorplanung wie auch die islamistisch-antiwestlich motivierten Anschläge vom 11. September die Basis bereiteten und bereitstellten – mindest als willfährige Unterstützer. Daß in unerhörtem Maße und gegen alle Menschenrechte im Sinne einer radikal und zudem willkürlich ausgelegten Scharia Menschen erschossen, gesteinigt, verstümmelt und anderweitig ermordet wurden – und bei einer Niederlage von ISAF in Afghanistan es erneut werden -, sollte als Fußnote auch nicht vergessen werden, wenn man den Krieg in Afghanistan schlicht als „fragwürdig“ abtut. Und wieso sehen Kritiker wie Sie es stets als gerechtfertigt an, Afghanistan und Irak in eins zu werfen? Die Ausgangslage und Motivation und völkerrechtliche Legitimität des einen Krieges ist grundverschieden von jener des anderen.

(FAZ Online: Taliban-Forschung: Die Geister, die ich rief. Von Joseph Croitoru vom 23.09.2009)

> Zustimmung

Eine treffliche Analyse, wohin uns Zaudern und Zagen geführt haben, Herr Frankenberger, mit einer uneingeschränkt richtigen Einschätzung, was Übles für uns wie auch die Afghanen erwachsen wird, wenn populistisch sich aus der Verantwortung in Afghanistan geschlichen wird. Divide et impera, nur erfolgt dies Prinzip dieses Mal aus dem NATO-Inneren, weil keine Politik es sich verderben will mit dem Wankelmut des Wählers.

(FAZ Online: Afghanistan: Die Aufgabe bleibt. Von Klaus-Dieter Frankenberger vom 24.09.2009)

> Beschämend

Sehr geehrter Herr Seidl, obschon ich Ihnen durchaus beistimme, daß den Äußerungen Broders und anderer Gleichgesinnter oftmals ein antiislamisches Ressentiment unterliegt, welches zu verurteilen, und sie argumentative Fehlschlüsse aufweisen wie den Bezug auf ein negatives Quidproquo, das zu kritisieren ist, so kann ich doch nicht verhehlen, daß Ihr Artikel sich seinerseits als ausgesprochen mangelhaft erweist. Nehmen wir die Eingangsanalogie von Katholizismus und Islamismus: Der Kampf der IRA hat in der katholischen Kirche keine Legitimierung gefunden. So drohte die Kirche z.B. 1939: „Among the causes of the present unrest are workings of certain secret societies. The church sternly condemns all societies which plot against the church or state. They are guilty of crime against human society. Members of such secret societies incur excommunication.“ [* Cf.] Auch die IRA selbst begründete ihren Kampf mit sozialen oder nationalen Motiven und verstand sich eher als marxistisches Kader denn als katholisches Frömmlertum.

(FAZ Online: Kritiker des Islam: Unsere heiligen Krieger. Von Claudius Seidl vom 10.01.2010. Dieser mein Leserkommentar wurde redaktionell gekürzt um eine Anmerkung bezüglich der der FAZ nicht adäquaten inhaltlichen Qualität von Seidls Text.)

> Vergiftete Friedenswünsche

Daß der Afghanistaneinsatz unpopulär ist und von einer Mehrheit der Bevölkerung infrage gestellt wird, ist zweifelsohne richtig, doch es lohnt, diese Einschätzung zu ergänzen um die Frage, welche Motivation der Ablehnung des ISAF-Einsatzes zugrunde liegt. Und hierin erweist sich die Rhetorik häufig genug verräterisch: Einer der Vorkommentatoren nutzt eine euphemistische Formel wie „das Verschwinden des World Trade Centers“, um die Verantwortung nicht nur des Afghanistankrieges den USA zuzuschieben (welche, so wird andernorts wild spekuliert, nur um eigener geostrategischer Interessen willen die Welt samt ihren Institutionen – die UN und ihr Mandat – manipulierten), sondern es wird die gesamte militärische Abwehr des islamistischen Terrors diskreditiert. Unredlich wird suggeriert, es bedürfe einer „ehrlichen Orientpolitik“. Auch hier verrät die Sprache viel über den Kommentator: Antiamerikanismus ist oftmals gepaart mit geradezu kolonialistischem Duktus. Tritt unreflektierter Fundamentalpazifismus dann noch hinzu, sollte Frau Käßmann sich fragen, ob das wirklich die Stimmen sind, denen sie Ausdruck verleihen will und die sie hinter sich scharen möchte.

(FAZ Online: Stell dir vor, es ist Krieg: Die wunderbare Welt der Bischöfin Käßmann. Von Reinhard Bingener und Oliver Hoischen vom 19.01.2010)

? Zur Selbstverklärung anstelle aufrichtiger Aufklärung

> Unbeirrbar, auch im Irrtum

Wieder einmal ein Beleg für die Uneinsichtigkeit der 68er-Generation. Wie kann man auch von den selbstdeklarierten Revoluzzern ein kritisches Verhältnis zu ihren damaligen (und heutigen) Zielen und Aktionen erwarten, wenn sie dann doch genötigt wären, ihre Lebensgeschichte neu (und ehrlich) zu schreiben und von Lebenslügen Abstand zu nehmen?

(FAZ Online: Keine Aussprache: Springer und die Achtundsechziger finden nicht zusammen. Von Harald Staun vom 22.08.2009)

> Bias

Sehr geehrte Frau Thomas, die Vorfälle des Blutsonntags als „peinliche Entgleisung“ zu bezeichnen, heißt sie zu verharmlosen und wird den Opfern wie auch ihren Familien nicht gerecht, die fast vierzig Jahre auf eine nicht politisch im Vornhinein gelenkte Untersuchung wie den Widgery-Report gewartet haben. Überdies ist Ihr Beitrag zumindest mißverständlich formuliert, wenn Sie mit Blick auf die von unionistischer Seite beklagte „Hierarchie der Toten“ suggerieren, bei den „anderen 3.526 Toten der Unruhen“ handele es sich um „Opfer der IRA-Terrorkampagne“: Nicht wenige dieser Toten wurden Opfer loyalistischer Paramilizen wie der UDA und UVF, die zu erwähnen Sie unterlassen. Warum dies? Und neben jene „versöhnliche nordirische Protestanten, [d]ie das Verhalten der Fallschirmjäger genauso unmissverständlich verurteilen“, die Sie im Artikel anführen, treten laut vernehmlich jene Stimmen des Unionismus, die den Saville-Report als Zugeständnis an Sinn Féin und republikanische Iren brandmarken und seine Befunde auch jetzt vehement bestreiten und den Opfern der britischen Streitkräfte am Blutsonntag wie auch sonst eigene Schuld zuweisen. Wieso dieser unzweifelhafte Bias in Ihrem Artikel, Frau Thomas?

(FAZ Online: Untersuchung zum „Blutsonntag“: Balsam auf Irlands Seele. Von Gina Thomas, London, vom 18.06.2010)

d Über die Neue Weltordnung: Pax sinica, pax sino-asiatica, bellum alterum

> Beschämend

Die Art und Weise, in der sich die Frankfurter Buchmesse windet im Umgang mit von der chinesischen Diktatur geschaßten Autoren und Regimekritikern, desavouiert leider nicht zum ersten Mal den Anspruch des Westens, für universelle Menschenrechte, Freiheit und Demokratie einzutreten. Anstelle von Standfestigkeit und Selbstverpflichtung und Bekenntnis werden vorauseilend – ob der wirtschaftlichen und politischen Macht und Bedeutung Chinas – die Grundwerte und -überzeugungen ad acta gelegt oder zumindest auf Zeit als dehnbar gedeutet… Man möchte es sich nicht verderben mit dem Partner, wenn der Dialog allzu kritisch und unbequem geraten möge. Die Freigabe nicht verhandelbarer Grundrechte, im eigenen Land zumal, ist beschämend und höhlt sie auch hier aus. Freiheitsrechte werden darin nicht einmal mehr symbolisch vertreten.

(FAZ Online: China-Symposion: Pekings Pressionen. Von Christian Geyer vom 13.09.2009)

> @ Peter Müller

Sie schreiben: „Saddam Hussein hatte nie irgendwelche Anthrax-Lager“, und beziehen sich hierbei auf die von den USA vorgelegte Begründung des Irak-Krieges 2003. Das derselbe als völkerrechtswidriger Krieg geführt wurde und die zu jenem Zeitpunkt vorgelegten „Beweise“ für Massenvernichtungswaffen (WMD) im Besitz des Iraks einer Überprüfung nicht standhalten, gestehe ich Ihnen zu. Ihre Aussage ist dennoch falsch: Dem UNSCOM-Bericht von Januar 1999 („S/1999/94 of 29/01/1999 Report on status of disarmament and monitoring“) ist zu entnehmen, daß „Iraq stated that it had produced 25 combat special warheads for BW (16 warheads filled with botulinum toxin, 5 warheads with anthrax and 4 warheads with aflatoxin) and 50 combat special warheads for CW (16 warheads filled with sarin and 34 warheads with the alcohol component of the binary system)“. [* Cf.] Somit war Saddam Hussein zumindest in den 1990ern im Besitz von waffenfähigem Anthrax.

(FAZ Online: Al Qaida im Jemen: Die Alchemisten des Terrors. Von Joseph Croitoru vom 11.01.2010)