Category: Boek


Race and all that jazz

September 2nd, 2009 — 3:58am

In all jazz, and especially in the blues, there is something tart and ironic, authoritative and double-edged. White Americans seem to feel that happy songs are happy and sad songs are sad, and that, God help us, is exactly the way most white Americans sing them.

(James Baldwin: Down at the Cross, in: The Fire Next Time, p. 42)

Auch wenn er an dieser Stelle ein wenig vorschnell urteilt – man denke nur an die temperamentvolle, extravagante Anita O’Day und ihre lebhaften Nummern zwischen Hard Swing, Bebop und Improvisation: „the only white woman that belongs in the same breath as Ella Fitzgerald, Billie Holiday and Sarah Vaughan“ (Will Friedwald) -, so kann dem US-Amerikaner James Baldwin ein herausragendes Gespür für literarischen Witz und schwungvolles Schreiben nicht abgesprochen werden. Mit diesen Talenten griff der 1987 in Südfrankreich verstorbenen Schriftsteller schon in jungen Jahren gesellschaftliche Problematiken auf wie die Diskriminierung und Marginalisierung schwarzer US-Bürger (Ghettoisierung als Schickung in Unfreiheit), kritisierte die Verquickung von Religion und Rasse, Kirche und Kommerz, und thematisierte auch seine homosexuelle Orientierung, lange bevor die Bürgerrechtsbewegung und Freiheitsstürmer der Sechziger sich diesen und ähnlichen Fragen zuwandten. Nicht überall wird man zustimmen wollen, aber in den unterhaltsamen, leichten Ton des Erzählers kleidet sich ein gewichtiger, anregender Essayist.

Text: James Baldwins Essay My Dungeon Shook in dt. Übersetzung:
Mein Verlies ward aufgestoßen (92 kB) (PDF-Dokument)

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Könige und Chronisten (Konungar och krönikörer)

August 9th, 2009 — 3:33am

Vos qui transitis…

Ebenso wie Geschichte sich verliert zum Anfang hin und zu Vergangenem wird, so auch ihre Chronisten; welche, ihrer Berufung folgend, ihr Mark ihr anheften und einschreiben und doch uns Künftigen oft nur noch dem Namen nach bekannt sind. Dem Gedächtnis weitgehend entschwunden sind Leben und Ruf des Jacobus Gislonis (†1490), 1481 Rektor der Universität Leipzig, später Domkanonikus in Uppsala und ebendort von 1488 an Universitätsrektor und Professor der Theologie, von dessen Werk auch um die Geschichtsschreibung Schwedens nur wenig noch uns erhellt (und erhalten ist) aus den Schriften der nordischen Humanisten: So zitiert beispielsweise Loccenius seine Chronologia regum sueciae als Beleg der frühsten schwedischen Könige.

Fuimos quandoque, quod estis.

Text: Jacobi Gislonis Chronologia regum sueciae:
Abschrift (108 kB) (PDF-Dokument)

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Odins 15 Namen oder Schwedische Geschichtsschreibung

August 8th, 2009 — 3:59am

Von der Mythologie her leiten die Völker ihre frühste Geschichte ab und bis in die Neuzeit die (politische) Geschichtsschreibung Herkunft und Anspruch des Herrscherhauses.1 Nicht anders verfuhr als Stammvater der schwedischen Historiographie der Linköpinger Geistliche und spätere Erzbischof von Uppsala, Johannes Magnus, als er in seinem 1554 postum veröffentlichten Hauptwerk Historia de omnibus gothorum sueonumque regibus in einem großen fiktionalen Wurf die Folge der Könige von Schweden erzählte: mehr Konstruktion denn Rekonstruktion der Vergangenheit; angelegt im spätantiken Text der Gotensaga und den mittelalterlichen Schriften des Saxo Grammaticus und hypothetisch überformt; angereichert – im Gefolge des schwedischen Bruchs mit der Kalmarer Union anno 1523 – mit ostentativem Abgrenzungsbewußtsein allem Dänischen gegenüber, der im 16. Jh. rivalisierenden Macht in Skandinavien.

Gut ein Jahrhundert später hatte sich Schwedens Vorherrschaft etabliert; und die Geschichtsschreibung Skandinaviens vollzog sich mit Notwendigkeit als jene der schwedischen Hegemonialmacht. Der Rechtsgelehrte und Historiker Johannes Loccenius, 1598 in Itzehoe in Holstein geboren, Skytte-Professor an der Universität Uppsala, war bemüht, diesem Anliegen zu folgen, und verfaßte, in späthumanistischer Tradition an der antiken Historiographie orientiert, mit den Antiquitatum sveo-gothicarum libri tres (1647) die seinerzeit bedeutsamste Darstellung der frühen Geschichte Skandinaviens. Von ihm 1654 wiederaufgelegt, verband er diese mit der Herausgabe der mehrheitlich Eric Olai zugeschriebenen Rerum svecicarum historia, welche ein Werk von bestechender Detailfülle und Zitierfreude und zugleich überbordender mythologischer Reverenz und Referenz darstellt.

Darin gerade gleicht Olai dem Johannes Magno, und seine Historia weist ebensolche quellenhistorisch problematische, partim unzuverlässige Qualitäten auf, wenn sie mit dem Sagenkönig Björn III. ansetzt und über den ersten gekrönten Herrscher Schwedens Erik X. hinaus bis zum Erben Gustavs I. Wasa eine Kontinuität suggeriert, welche mehr staatspolitischen Zwecken schuldig denn historischer Akkuratesse verpflichtet ist. Zumindest die späteren Abschnitte, über Olais Tod 1486 hinaus, sind von Loccenius kenntnisreich verfaßt – wieweit er ansonsten in den zugrundeliegenden Text Olais eingriff, ist strittig. Im folgenden werden die historio- und bibliographischen Anmerkungen und Ergänzungen des Loccenii zum Text Olais bereitgestellt: die Observationes historicae, welche textkritisch verfahren und ein Schlaglicht werfen auf wissenschaftliche Erkenntnismethodik und Quellenlage Mitte des 17. Jh.

1: Vgl. hierzu die Genealogie des mythischen Göttergeschlechts Odins im vorliegenden Text (S. 348ff.) und ihre Verquickung darin sowohl mit der Landeskunde (insbesondere Ulleråkers bei Uppsala) wie auch mit den (anfänglich sagenhaften) Regenten Schwedens.

Text: Johannis Loccenii Observationes historicae:
Abschrift (148 kB) (PDF-Dokument)

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Luminös

Juli 27th, 2009 — 3:20am

Zu Unrecht ist der seinerzeit als „einer der größten Philosophen“ (gemäß Pierre Bayle) benannte Nicolas Malebranche ins Vergessen geraten; zählten die Beiträge des Cartesianers doch zu den bedeutsamsten erkenntnistheoretischen und naturwissenschaftlichen Schriften des 17. Jahrhunderts. In regem Austausch stand der französische Theologe mit Zeitgenossen wie Gottfried Wilhelm Leibniz, war vertraut mit den Neuerungen der newtonschen Mathematik und Physik und hatte entscheidenden Einfluß auf das Denken nachfolgender Philosophen wie z.B. George Berkeleys subjektiven Idealismus oder, wenn auch bei diesem letzteren zum Gutteil verkannt und ex negativo, den Kausalitätsskeptizismus David Humes.

Historia lux veritatis – Veritas historiae lucis

Neben seinen Argumenten zugunsten des Okkasionalismus und theologischen Pantheismus, von der Zeit überholt und oftmals belächelt, sind es gerade auch Malebranches Überlegungen zur Naturphilosophie, die es wert sind, gelesen zu werden. So stellte er nur wenige Jahre nach Isaac Newton, und unabhängig von diesem, in Analogie zum Schall eine Schwingungstheorie des Lichts auf und entwickelte in seiner Optik das cartesianische System von den Partikeln (Globulen) fort. Um dieses Erkenntnisgewinns willen und als kleine Auffrischung der Wissenschaftsgeschichte, wird im folgenden Malebranches Traktat über Licht und Farben bereitgestellt, welcher in der zweiten Auflage der englischsprachigen Ausgabe seiner Recherche de la vérité (Search after Truth, London 1700) erstmalig veröffentlicht wurde.

Text: Malebranche’s Treatise Concerning Light and Colours:
Faksimile (3,5 MB) (PDF-Dokument)
Abschrift (204 kB) (PDF-Dokument)

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