Archive for März 2009


mmix.ix / mmix.x

März 31st, 2009 — 7:06pm

Jennifer Rardin: Biting the Bullet. A Jaz Parks Novel (3)
Orbit, New York / London 2008

beg, bee: 21.03.2009, 22.03.2009

Jennifer Rardin: Bitten to Death. A Jaz Parks Novel (4)
Orbit, New York / London 2008

beg, bee: 22.03.2009, 29.03.2009

328 Seiten und 312 Seiten, Taschenbuch
engl.-sprachig
Romane, Literatur, Belletristik, Urban Fantasy

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mmix.viii

März 26th, 2009 — 6:19pm

Brian Fishman: Dysfunction and Decline: Lessons Learned from inside Al-Qa’ida in Iraq
Harmony Project / The Combating Terrorism Center at U.S. Military Academy at West Point, West Point (New York) 2009

beg, bee: 26.03.2009, 26.03.2009

Eindrucksvoll und pointiert analysiert Brian Fishman in diesem Aufsatz die Gründe für die schwindende Rolle und Bedeutung des 2004 von Abu Musab al-Sarkawi ins Leben gerufenen Al Kaida-Ablegers im Irak (AQI) und leitet hieraus Empfehlungen ab für den Kampf der westlichen Alliierten andernorts gegen das dschihadistische Netzwerks Osama bin Ladens (samt und sonders natürlich für die US-Streitkräfte im Rahmen der Operation Enduring Freedom in Afghanistan (OEF-A)). Bemerkenswert ist die Klarheit und Nüchternheit der Analyse, welche unvernebelt von politischer Agitation ebenjene Merkmale identifiziert, die AQI zunächst breite Unterstützung durch sunnitische Aufständische im Irak sicherten und dann, nach drei Jahren blutiger Abnutzungsschlacht auch zunehmend unter den Waffenbrüdern selbst, um den Sieg brachten. Nicht die militärische Überlegenheit der amerikanischen Truppen führte zum Erfolg, obschon die von General David H. Petraeus eingeleitete Strategieänderung fraglos eine Verbesserung der Sicherheitslage zwischen Euphrat und Tigris bewirkte, die irakischen Sunniten selbst (und nicht zuletzt ihre radikalen Elemente) haben AQI eine empfindliche Niederlage beigebracht:

„U.S. troops did exactly what they should do in such circumstances; they facilitated AQI’s decline by killing and capturing key leadership, disrupting communications and logistics processes, and giving the local tribes a legitimate path to political participation. But it was the rejection of AQI by local Sunnis that discredited and degraded the organization. Their concerns were both profound and banal: ranging from anger over AQI’s ideological extremism to frustration that AQI monopolized local smuggling networks.“ (S. 30)

Hinzu traten eine Vielzahl strategischer, personeller und logistischer Mängel in der Aufstellung und Ausrichtung der AQI wie beispielweise ihre ideologisch motivierte, die irakische Unterstützerbasis zunehmend entfremdende Bereitschaft zu extremer Gewalt auch und besonders gegen Muslime sowie ein grundsätzliches Unverständnis mit Blick auf die Stammesgesellschaft und kulturellen Gepflogenheiten Iraks. Al Kaida hat seine Schlüsse aus dem Versagen AQIs gezogen und seine Lektionen gelernt, wie ein von US-Truppen sichergestelltes Dokument („Lessons Learned“ (PDF)) belegt. Mit überraschender Offenheit, und fraglos in Übereinstimmung mit dem veränderten außenpolitischen Kalkül der neuen US-amerikanischen Regierung Barack Obamas, beurteilt Fishman die langfristigen Konsequenzen des Irakfeldzugs für den „War on Terror“:

„Despite these important setbacks for al-Qa’ida, the U.S. presence in Iraq – and al-Qa’ida’s confrontation with U.S. forces there – has greatly benefited the jihadist movement. AQI’s campaign enabled al-Qa’ida writ large to maintain media presence, distract U.S. attention from Afghanistan, gain tremendous tactical expertise, and participate in a very popular fight. Furthermore, the central organization based in Pakistan invested very little to initiate its relationship with Abu Mus’ab al-Zarqawi and the jihadists that became AQI – offering little more than their reputation and brand name.“ (S. 28)

Dies (implizite) Verdikt bezüglich der Irakpolitik der Vorgängerregierung Bush ist nicht so sehr inhaltlich eine Überraschung, es stimmt in vielen Kernpunkten mit der Kritik überein, die vor Beginn des Irakkriegs von Gegnern desselben angeführt wurde, es fügt sich aber in seiner differenzierten Analyse nahtlos ein in die militärisch-politischen Abwägungen, mittels derer Fishman wertvolle Lehren aus dem Nahezu-Debakel des (meiner Ansicht nach) völkerrechtlich nicht legitimierten Krieges zieht. So empfiehlt er beispielsweise, die (begrenzte) Kooperation mit Aufständischen zu prüfen, wo sich gemeinsame Interessen finden, die gegen Al Kaida gerichtet sind, wie auch die lokalen Gegebenheiten in Afghanistan intensiv zu studieren und sich gegebenenfalls zunutze zu machen.

Wie der Autor zurecht schreibt, ist die Lage im Irak auch nach den relativ ruhigen Provinzwahlen im Januar nicht rosig, die eingetretene Stabilisierung darf nicht mit Stabilität des politischen Systems, gar einem demokratischen, dauerhaft friedvollen Zweistromland verwechselt werden. Al Kaida und seine Verbündeten werden auch trotz der herben Niederlage AQIs sowohl im Irak als auch im Grenzgebiet Pakistans und Afghanistans aktiv bleiben und im letzteren als neuem (auch medialen) Hauptkampfplatz weiterhin schlagkräftig operieren und Terror gegen Zivilbevölkerung und die geschmähten westlichen Truppen ausüben. Es besteht aber die Hoffnung, daß der Krieg gegen das islamistische Netzwerk und seine Zweigstellen erfolgreich geführt und gewonnen werden kann, wenn seine Strategie sich an ruhigen, auch selbstkritischen Analysen wie dieser CTC-Publikation orientiert und damit dem Gegner Gelegenheit gegeben wird, sich selbst und seine menschenverachtende Ideologie zu desavouieren.

36 Seiten, Aufsatz (PDF-Dokument)
engl.-sprachig
Analyse, Politik, Militär / Terrorismus, Irak

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mmix.vii

März 19th, 2009 — 4:31pm

Emil M. Cioran: Über das reaktionäre Denken. Zwei Essays
(Ü: François Bondy)

beg, bee: 09.03.2009, 18.03.2009

Joseph de Maistre
Valéry und seine Idole

in:
E.M. Cioran: Werke
Suhrkamp Quarto
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2008
S. 1833-1902

2085 Seiten, Broschur
dt.-sprachig
Philosophie, Aufklärung, Rumänien, Frankreich

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Heillos glücklich

März 18th, 2009 — 4:04pm

C’est au contraire un grand bien, dites-vous, d’être riche, d’être puissant, d’être honoré, de jouir, d’une santé parfaite. Réunissez tous ces avantages que la fortune rassemble si rarement dans une même personne: ajoûtez-y encore toutes les voluptés sensuelles & les délices qui peuvent consommer cette prétenduë félicité; mais laissez dans l’ame de cet heureux mortel, un désir inquiet d’obtenir encore un bien qu’il croit lui manquer; laisser dans son cœur du trouble, de l’agitation, de la crainte ou du dépit: une seule de toutes ces passions suffira pour déconcerter tout ce bonheur apparent. Cet heureux mortel trouvera la vie insupportable.

(Traité du faux bonheur des Gens du monde, pp. 345-346)

ex:
N.N. (= Jean-Joseph Languet de Gergy): Traité de la confiance en la misericorde de Dieu, Pour la consolation des ames, que la crainte jette dans le découragement.
Augmenté d’un Traité du faux bonheur des Gens du monde, & du vrai bonheur de la Vie Chrétienne
Septiéme Édition, revûë par l’Auteur
J.B. Garnier, Paris 1754

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Inspiration

März 17th, 2009 — 12:55pm

Considerez, que la grande passion de s’enrichir des biens spirituels, est une espece de poison dans la vie interieure, car elle dérobe à l’ame sa simplicité, & sa paix: Elle y fait regner d’ordinaire une inclination sensuelle, & superbe: Et elle empesche ce précieux dégagement, qui met dans l’ame une grande capacité à l’esprit de Dieu.

(Sur la pauvreté d’esprit, Reflexion: 1., p. 444)

ex:
François Guilloré: Les progrés de la vie spirituelle selon les differens etats de l’ame
Liv. II, Instruct. II
Seconde Edition
Estienne Michallet, Paris 1676

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Mal Decorum

März 16th, 2009 — 12:29pm

Un homme poli, sage & vertueux, montrera souvent moins d’esprit dans la conversation qu’un autre qui en a beaucoup moins que lui, parce qu’il se refusera tout ce qui n’est pas dans les régles de la Politesse, de la décence, de la prudence, du bon sens, & de la vertu.
Il y a bien des cas où le silence est préférable à tout ce qu’on pourroit dire de mieux.

(Suite sur la Conversation, XXII, pp. 148-149)

ex:
Nicolas-Charles-Joseph Trublet: Essais sur divers sujets de litterature et de morale, Tome quatriéme
Nouvelle Edition revue & corrigée, Paris 1762

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mmix.vi

März 13th, 2009 — 5:56pm

Thomas Hammarberg: Human Rights in Europe: No Ground for Complacency
Viewpoints by the Council of Europe Commissioner for Human Rights
Council of Europe, Strasbourg 2008

beg, bee: 10.03.2009, 13.03.2009

Streitbar ist Thomas Hammarberg, Menschenrechtskommissar des Europarats, entschieden tritt er für Grundsätze und Überzeugungen ein, wie das europäische System der Menschenrechte fortentwickelt werden soll, und benennt, was noch im Argen liegt und Beachtung verdient. Obschon in den nunmehr 47 Mitgliedsländern viel erreicht ist mit der anno 1953 in Kraft getretenen Europäischen Menschenrechtskonvention und der Einsetzung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, gibt es nach Ansicht Hammarbergs keinen Grund, nachzulassen im Kampf für die Menschenrechte. So führt er zurecht die fortdauernde, quasi-systematische Benachteiligung der Roma in Europa als „shameful history of repression and violent atrocities“ (S. 129) und „an embarrassing failure“ (S. 8) an, geißelt die Rechtsvergessenheit im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, in dessen Rahmen an unzählige bürgerliche Freiheitsrechte gerührt wird, und weist beharrlich auf die noch immer weitverbreitete Mißhandlung von Frauen und Kindern hin (s. zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland z.B. [Tabelle 2004][Studie 2008]):

„The problem is deep and serious. As part of their daily lives, children across Europe and the world continue to be spanked, slapped, hit, smacked, shaken, kicked, pinched, punched, caned, flogged, belted, beaten and battered in the name of ‚discipline‘, mainly by adults whom they depend upon.“ (S. 107)

An der Publikation besticht die entschiedene Haltung Hammarbergs und sein unzweideutiges Bekenntnis zu den Menschenrechten, Auffassungen, die er präzise und prägnant formuliert. Hierbei muß man ihm nicht notwendig beipflichten – die Position des Schweden zu Fragen der Sicherungsverwahrung und lebenslänglichen Freiheitsstrafen mutet naiv an, ebenso seine Vorschläge zur partizipativen Einbindung von Kindern ins politische System, seine Kritik an der Abschiebungspraxis „irregulärer Migranten“ stellt staatliche Souveränitätsaspekte unbotmäßig hinter Menschenrechtsüberlegungen zurück -, aber die Reibungspunkte erlauben und stoßen eine notwendige Diskussion an, in der sich der Leser Rechenschaft geben kann über die ihm im Alltag so selbstverständlichen Freiheiten und Rechte. Eine zuweilen bewußt einseitig humanitäre Argumentation beflügelt die Idee der Menschenrechte in der Auseinandersetzung mit legalen, kulturell und ökonomisch motivierten Prinzipien.

Der Band versammelt Aufsätze, die Hammarberg zwischen April 2007 und März 2008 im Laufe seines zweiten Amtsjahrs als Kommissar für Menschenrechte verfaßt und alle zwei Wochen als Standpunkte („Viewpoints“) ins Internet eingestellt hat. Er verleiht den Menschenrechten eine wichtige, trotz ihrer Besonnenheit klar und deutlich vernehmbare Stimme und stellt sie dorthin, wohin sie gehören: in den öffentlichen Diskurs. Unter dem Menüpunkt „Viewpoints“ sind auf seiner Seite weitere Aufsätze des streitbaren Europarat-Menschenrechtskommissars zu finden.

„A united European voice is all the more important now that the United States have lost their moral authority as a result of their human rights violations in the so called ‚war on terror‘. I have been disappointed by the lack of a clear European governmental position on these violations. […] The near silence of Europe on these issues is embarrassing and undermines our credibility in other parts of the world.“ (S. 9)

134 Seiten, Taschenbuch
engl.-sprachig
Menschenrechte, Diskriminierung, Europarat, Europa

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März 10th, 2009 — 2:57pm

Excerpts from the Statement of the Dalai Lama on the Fiftieth Anniversary of the Tibetan National Uprising (PDF):

Having occupied Tibet, the Chinese Communist government carried out a series of repressive and violent campaigns that have included “democratic reform”, class struggle, communes, the Cultural Revolution, the imposition of martial law, and more recently the patriotic re-education and the strike hard campaigns. These thrust Tibetans into such depths of suffering and hardship that they literally experienced hell on earth. The immediate result of these campaigns was the deaths of hundreds of thousands of Tibetans. The lineage of the Buddha Dharma was severed. Thousands of religious and cultural centres such as monasteries, nunneries and temples were razed to the ground.
Historical buildings and monuments were demolished. Natural resources have been indiscriminately exploited. Today, Tibet’s fragile environment has been polluted, massive deforestation has been carried out and wildlife, such as wild yaks and Tibetan antelopes, are being driven to extinction.

These 50 years have brought untold suffering and destruction to the land and people of Tibet. Even today, Tibetans in Tibet live in constant fear and the Chinese authorities remain constantly suspicious of them. Today, the religion, culture, language and identity, which successive generations of Tibetans have considered more precious than their lives, are nearing extinction […] Many infrastructural developments such as roads, airports, railways, and so forth, which seem to have brought progress to Tibetan areas, were really done with the political objective of sinicising Tibet at the huge cost of devastating the Tibetan environment and way of life.

[…]

The Chinese insistence that we accept Tibet as having been a part of China since ancient times is not only inaccurate, but also unreasonable. We cannot change the past no matter whether it was good or bad. Distorting history for political purposes is incorrect.

We need to look to the future and work for our mutual benefit. We Tibetans are looking for a legitimate and meaningful autonomy, an arrangement that would enable Tibetans to live within the framework of the People’s Republic of China. Fulfilling the aspirations of the Tibetan people will enable China to achieve stability and unity. From our side, we are not making any demands based on history. Looking back at history, there is no country in the world today, including China, whose territorial status has remained forever unchanged, nor can it remain unchanged.

Our aspiration that all Tibetans be brought under a single autonomous administration is in keeping with the very objective of the principle of national regional autonomy. It also fulfils the fundamental requirements of the Tibetan and Chinese peoples.

[…]

From time immemorial, the Tibetan and Chinese peoples have been neighbours. In future too, we will have to live together. Therefore, it is most important for us to co-exist in friendship with each other.

Since the occupation of Tibet, the Communist China has been publishing distorted propaganda about Tibet and its people. Consequently, there are, among the Chinese populace, very few people who have a true understanding about Tibet. It is, in fact, very difficult for them to find the truth. There are also ultra-leftist Chinese leaders who have, since last March, been undertaking a huge propaganda effort with the intention of setting the Tibetan and Chinese peoples apart and creating animosity between them. Sadly, as a result, a negative impression of Tibetans has arisen in the minds of some of our Chinese brothers and sisters. Therefore, as I have repeatedly appealed before, I would like once again to urge our Chinese brothers and sisters not to be swayed by such propaganda, but, instead, to try to discover the facts about Tibet impartially, so as to prevent divisions among us.

???? – Support the Tibetan struggle.

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mmix.v

März 8th, 2009 — 8:15pm

Rainer Stephan: Gebrauchsanweisung für das Elsaß
Piper Verlag, München 2004
2. Auflage 2007

beg, bee: 05.03.2009, 08.03.2009

Elsaß-Lothringen, das ist ein Fokalpunkt europäischer Geschichte, deutsch-französischer Erbfeindschaft und Nachkriegsfreundschaft, das Elsaß eine Region, die die Kultur des Savoir-vivre mit deutscher Gemütlich- und Bodenständigkeit fruchtbar amalgamiert, ein „Dreyeckland“ zwischen Basel, Freiburg und Straßburg, das seine Eigenständigkeit gegenüber dem nachbarschaftlichen Übergewicht der „Schwoben“ einerseits und Pariser Zentralismus andererseits behauptet und gewahrt hat. Pfleglich gehegte Provinzialität erwies sich als Keimzelle, gelebte Interkulturalität (stets zwischen allen Stühlen) als Ausdruck wenn nicht ausgesprochen pro-, so doch paneuropäischer Gesinnung, ein Regionalismus mit unverwechselbaren Zügen charmanter Renitenz.

Rainer Stephans über weite Strecken vergnüglich abgefaßte Gebrauchsanweisung, erschienen in Pipers reizvoller Reihe literarischer Regionalportraits abseits von Reiseführern und Urlaubsplanern, eröffnet dem Leser ein humorvolles Elsaßpanorama mit kulinarischen Reflexionen über saures choucroûte royal (das in Ungarn besser schmeckt) und erklecklicher Sommelier- und Gourmetkunde (wie ein bunter Hund scheint er bekannt mit allerorten Dreisterneköchen): so firmiert der Pinot Gris im Elsässischen unter „Grauclevner“ (und wurde als Tokai d’Alsace vor dreihundert Jahren aus Ungarn importiert), mit einer Entourage seitab touristischer Routen und Urlaubsnepp und erquicklichen Einsichten in das schwierige Verhältnis des Elsässers zum Deutschen. Darin spart er nicht mit Sticheleien gegen Anrainer beiderseits des Rheins.

Matthias Grünewalds „Isenheimer Altar“, der Pfifferdaj, der alljährlich in Ribeauvillé an die Gerichtsbarkeit und Steuerhoheit der deutschen Grafen von Rappoltstein im damaligen Rappoltsweiler über Gaukler und fahrende Spielleute erinnert, der Sechseimerbrunnen, das Obertor und die Künstlerkolonie von Boersch – in Stephans Buch gibt es für den deutschen Leser viel zu entdecken über das Elsaß, wie z.B. die von Adalbert von Chamisso noch besungene Burg Niedeck oder ein zur Waldwirtschaft umfunktioniertes altes Forsthaus im Elmerforst und auch einen ostwärts (gen Deutschland: als Mahnung?) gerichteten Panzer in Kientzheim. Straßburg, die alte freie Reichsstadt, Präfektur (nebst Colmar) der Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin (die zusammen die in der französischen politischen Terminologie ausgesparte Region Elsaß bilden), behandelt der Autor facettenreich und erschöpfend – und doch wird der Leser angehalten, weiter nachzuforschen.

Der Zusammenhang zwischen Straßburgs malerischem, von der Vaubanwehr eingefaßten Gerberviertel Petite France und der Syphilis, beispielsweise, findet sich nicht im Buch. Dazu schwingt im Autoren vielleicht zuviel Lokalpatriotismus mit. Die Sprache Stephans ist kurzweilig, die Kapitelübergänge beredt, und auch wenn ein großer Erzählbogen ausbleibt, sind die Exkursionen, Hakenschläge und Detours in diesem anregenden Kultur- und Historienreigen lehrreich und bildhaft, ohne das Gris en gris des modernen Elsaß und seiner Vorstädte in Mulhouse (Mühlhausen), Straßburg und Schlettstadt (Sélestat) – und damit Frankreichs – zu verschweigen. „[D]ie altmodische Kunst des Bücherlesens läßt einen auch heute noch persönliche Abenteuer erleben, die andere nur aus dem Kino kennen“ (S. 107), so resümiert Stephan die phantastische Begebenheit um Stanislas Gosse, dem Arsène Lupin d’Alsace, und er läßt den Leser teilhaben an filmreifer, bibliophil motivierter Kleptomanie, wie sie vielleicht nur noch im Elsaß zu finden ist.

191 Seiten, Broschur
dt.-sprachig
Reiseliteratur, Region Alsace-Lorraine, Frankreich

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mmix.iv

März 4th, 2009 — 7:38pm

Leo N. Tolstoj: Die Kreutzersonate / Der Teufel
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek b. Hamburg 1961

beg, bee: 24.02.2009, 04.03.2009

antimodernistisch, christliche Morallehre

160 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig (Ü: Alexander Eliasberg, Svetlana Geier)
Prosa, Literatur, Rußland

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