Archive for Januar 2011


[fettdurchwachsen] – Bacon

Januar 14th, 2011 — 6:43am

sagt man in Berlin von Fleisch, das von Fett durchsetzt ist: in Österr. unterspickt (im Scherz auch für Personen gebraucht). Speck, der von Fleisch durchwachsen ist, heißt in Berlin magerer Speck (der Wiener Frühstücksspeck1).

My slice of life

My slice of life

(Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1918, S. 196)

1: Den meisten von uns ist dieser köstliche Beitrag der US-amerikanischen Küche heutigentags unter der Bezeichnung „Bacon“ bekannt. Weniger verbreitet ist das Wissen um seine etymologische Verwandtschaft mit der Bache (alemannisch und waidmännisch für ausgewachsene Wildsau): über ahd. „bahho, bacho“ (= Rückenspeck, ahd. spec).

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[schelten] – visualisiert

Januar 14th, 2011 — 2:39am

In Berlin bedeutet schelten ‚erregt tadeln, Vorwürfe machen‘, schimpfen ‚Schmähworte gebrauchen‘. Während schelten in Norddeutschl. der Umgangssprache geläufig ist (auch das Subst. Schelte), nimmt es nach Südosten immer mehr ab und wird durch schimpfen ersetzt. Schon in Breslau klingt schelten gesucht, literarisch. In Württemberg sagen die Gebildeten nur schimpfen, aber die reine Volksmundart kennt noch schelten, das dem Gebildeten gewählt, dichterisch, biblisch vorkommt. Auch weiter westlich ist schelten mundartlich (in Heidelb. schenne) vertreten Fn): als hd. wird mir teils (in Saarbr., Pfalz, Els.) schelten, teils (in Kobl., Wiesb., Frankfurt, Darmst.) schimpfen angegeben. In Bayern überwiegt wohl schimpfen. Nach Schmeller Wb. II 416 wird dort schelten „vorzugsweise für fluchen“ gebraucht, was wohl nur als mundartlich gelten kann. In Österreich fehlt schelten ganz und wird nur schimpfen gesagt. Er hat sehr geschimpft, er hat mich ausgeschimpft bedeutet also dort ‚er hat sehr gescholten, er hat mich ausgescholten‘, nicht ‚er hat beleidigende Schimpfworte gebraucht‘.1

Fn) Vgl. Meisinger Wb. v. Rappenau 162. Autenrieth Pfälz. Id. 122. Els. Wb. II 412. Follmann Wb. 438.
In Schimpf zuschanden: Am Wiener Pranger

In Schimpf zuschanden: Am Wiener Pranger

(Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1918, S. 404)

1: Diese Bedeutungsdifferenz findet sich im Hochdeutschen heute durchgängig im, durch Präfix angezeigten, unterschiedlichen Gebrauch von „schimpfen“ und „beschimpfen“, wobei ersteres „tadeln, klagen, fluchen, sich ärgern“, letzteres „anpöbeln, schmähen, verhöhnen, verächtlich machen“ heißt.

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[hell] – lexikologisch

Januar 13th, 2011 — 6:37am

wird in Deutschland und Schweiz sowohl vom Licht als von der Färbung gebraucht. Der Österreicher unterscheidet hell mit Bezug auf Lichtquellen (helles Licht, die Sonne scheint hell) und licht (mundartl. li??d) von der Farbe: lichte Farben, lichtgrau, lichte Haare, ein lichtes Kleid, lichtes Bier, lichter Kaffee, sowie von Räumen: lichte Zimmer. In Norddeutschland wird licht nur noch in bestimmten Wendungen wie heller lichter Tag, lichte Augenblicke, lichterloh (technisch lichter Abstand u. dgl.) gebraucht. In Schlesien und im östlichen Sachsen (Bautzen, Seifhennersdorf) jedoch ist es häufiger; in Breslau z. B. wir wollen noch im lichten gehen. Weinhold Beitr. 54 bezeichnete (1857) liechte lichte als sehr gebräuchlich in Schlesien.

Der österreichische Sprachgebrauch ist der ursprünglichere. Denn hell entstammt der akustischen Begriffsphäre, es bedeutet noch im Mhd. ‚laut tönend‘ und ist erst von dem durchdringenden Schall auf das durchdringende Licht übertragen worden Fn). Es enthält also selbst nicht den Begriff des leuchtenden, lichterfüllten, zu dessen Bezeichnung vielmehr ahd. lioht mhd. lieht diente. Die dichterische Sprache hat licht immer festgehalten.

Fn) Diesen Bedeutungsübergang veranschaulicht gut die Wendung ein glockenheller Himmel, die Spieß Id. 99 aus dem Hennebergischen anführt.
Schaumburger Winterlandschaft

Schaumburger Winterlandschaft

(Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1918, S. 234-5)

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Bis zum Hals

Januar 12th, 2011 — 5:22am

Wassersnoth / Liebesklage1

Zu Koblenz auf der Brücken / da lag ein tiefer Schnee.
Der Schnee, der ist verschmolzen, / das Wasser fließt zum See.

Es fließt in Liebchens Garten, / da wohnet niemand drein.
Ich kann da lange warten; / es stehn zwei Bäumelein.

Koblenz, Hochwasser 01/2011

Koblenz, Kaiserin-Augusta-Promenaden: Hochwasser 01/2011

Die sehen mit den Kronen / noch aus dem Wasser grün.
Mein Liebchen muß drin wohnen, / ich kann nicht zu ihr hin.

Koblenz Hochwasser 01/2011

Koblenz, Deutsches Eck: Hochwasser 01/2011

Wenn Gott mich freundlich grüßet / aus blauer Luft und Thal,
aus diesem Flusse grüßet / mein Liebchen allzumal.

Sie geht nicht auf der Brücken, / da gehn viel schöne Fraun.
Sie tun mich viel anblicken, / ich mag die nicht anschaun.

(Sagen und Lieder ut ôler Welt, gesammelt v. Wilhelm Busch,
hrsg. v. seinem Neffen Otto Nöldeke. Lothar Joachim: Leipzig 1922, S. 95)

1: Dies Lied, eine deutsche Volksweise, wird in Arnims / Brentanos „Des Knaben Wunderhorn“ unter dem Titel „Wassersnoth“ geführt. In der Sammlung Buschs ist es unter dem Titel „Liebesklage“ verzeichnet, ohne daß Aufschluß gegeben wird für das abweichende Lemma und die Textvarianten.

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