[schelten] – visualisiert
In Berlin bedeutet schelten ‚erregt tadeln, Vorwürfe machen‘, schimpfen ‚Schmähworte gebrauchen‘. Während schelten in Norddeutschl. der Umgangssprache geläufig ist (auch das Subst. Schelte), nimmt es nach Südosten immer mehr ab und wird durch schimpfen ersetzt. Schon in Breslau klingt schelten gesucht, literarisch. In Württemberg sagen die Gebildeten nur schimpfen, aber die reine Volksmundart kennt noch schelten, das dem Gebildeten gewählt, dichterisch, biblisch vorkommt. Auch weiter westlich ist schelten mundartlich (in Heidelb. schenne) vertreten Fn): als hd. wird mir teils (in Saarbr., Pfalz, Els.) schelten, teils (in Kobl., Wiesb., Frankfurt, Darmst.) schimpfen angegeben. In Bayern überwiegt wohl schimpfen. Nach Schmeller Wb. II 416 wird dort schelten „vorzugsweise für fluchen“ gebraucht, was wohl nur als mundartlich gelten kann. In Österreich fehlt schelten ganz und wird nur schimpfen gesagt. Er hat sehr geschimpft, er hat mich ausgeschimpft bedeutet also dort ‚er hat sehr gescholten, er hat mich ausgescholten‘, nicht ‚er hat beleidigende Schimpfworte gebraucht‘.1
(Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache.
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1918, S. 404)
Category: ?? ????? ?????, Billed, Wortgeographie | Tags: Deutschland, Sprache, Wien | estienne210 Kommentare deaktiviert für [schelten] – visualisiert