Tag: Literatur


54stories: Klingen

Dezember 21st, 2014 — 4:09am

Soho Grand 1201: Birds in the Mirror Freunde haben einen von der Zeit und dem ARD-Morgenmagazin hochgelobten literarischen Adventskalender ersonnen und ins Netz gestellt, und ich darf mittlerweile auch ein Kalenderblatt mein eigen nennen (Nr. XX), bin somit nicht ganz unvoreingenommen.

Die Lektüre von Kurzprosa und einzelnen Gedichten junger deutschsprachiger, in aller Regel veröffentlichter Autoren sei dennoch ans Herz gelegt; Kann denn auch ein Adventsmorgen schöner beginnen, als Fabuliertes im Sonnenschein im rechten Licht zu besehen und ein ums andere Mal der literarischen Verführung, Eskapade, dem Eskapismus nachzugeben?

54stories.de wird auch über den Heiligabend hinaus Stimmen sammeln; zunächst aber sei es ein frohes Fest der Literatur zum Hohen Fest.

Ich bin mit einem sprachlich nicht ganz der Berliner / Leipziger / Hildesheimer Schule verschriebenen Text vertreten; an die Stelle von Parataxe und Plot tritt… nun ja: Der Leser urteile selbst. Es ist eine mir in die Jahre geratene Stimme, nicht ganz so bemessen wie heutigentags, die 2005 zu Papier gebracht jetzt neu erwacht. Ein Erinnern und Ruf.

Text: Klingen, die sich kreuzen… (PDF-Dokument)

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Literarische Grillen: Die Grisetterien Otto Erich Hartlebens

August 21st, 2013 — 9:41am

Otto Erich Hartleben: Die Geschichte vom abgerissenen Knopfe
S. Fischer Verlag, Berlin 1901
9. und 10. Auflage (1. Auflage: 1893)

beg, bee: 12.-14.08.2013

Über Autoren und Werk geht die Zeit oft genug rasch und reuelos hinweg, und nur die wenigsten bleiben dem kulturellen Gedächtnis über den jeweiligen Gusto und Kanon hinaus bewahrt, als Fußnote, Ergänzung, Weiterung desselben. Otto Erich Hartleben, seinerzeit was man heute Bestseller nennt, vormals Publikumserfolg geheißen, galt zur Jahrhundertwende im deutschsprachigen Raum als einer der bekanntesten und populärsten Spötter und Dramatiker und errang unter Kollegen, Kritikern und Lesern gleichermaßen großen Zuspruch. Ins junge Verlagsprogramm des just begründeten Hauses Samuel Fischers aufgenommen, veröffentlichte Hartleben ein überschaubares, aber auflagenstarkes Œuvre an Bühnen- und lyrischer Dichtung sowie Kurzprosa, nicht selten charakterisiert durch dekadentistische und naturalistische Tendenzen in Verbindung mit humorvollen Spitzen; im eigentlichen Sinne Unterhaltungsliteratur, welche teils die moralische Ambivalenz modernen Großstadtlebens leichthin aufs Korn nahm, teils die gesellschaftlichen Umbrüche zum Fin de siècle treffsicher markierte.

Heutigentags ist Hartleben vergessen, ebenso wie Georg Engels, damals Theatermann ersten Ranges und internationalen Renommées, welchem der vorliegende Band, der in sich zwei Erzählungen vereint, dankbar zugedacht ist. Die Novelletten sind je für sich gelesen leichte Lektüre und flüchtige Skizze und wirken miteinander verknüpft wie zwei Kapitel eines Groschenromans, angesiedelt im berlinischen Studentenmilieu der Jahrhundertwende, deklariert als Rückbesinnung eines demselben entwachsenden Erzählers. Sowohl die titelgebende Geschichte vom abgerissenen Knopfe als auch das daran anknüpfende, halb so lange Stück Wie der Kleine zum Teufel wurde sind inszenatorisch schlicht gehaltene Schilderungen, wie der Erzähler im Abstand einiger Monate mit je einem Freunde zusammentraf und Zeuge wurde von deren jeweiliger amouröser Verwicklung mit „der Lore“ – eine Berückung, die der Ich-Erzähler amüsiert und süffig-süffisant nachzeichnet, abhold aller tiefgründigen Erörterung.

Die Begebenheiten und Begegnungen mit Lore, deren eigentlicher Name Bertha auf eine Herkunft in der Arbeiterschaft Berlins verweist und welche abenteuerlich-verwegen um Namen und Biographien nicht verlegen ist, die feineren Herren auf Brautschau für sich zu gewinnen, sind in Ton und Materie banal und taugen weder zu Charakter- noch Milieustudien; positiv gewendet versteht sich Hartleben auf stilistische Aussparung und das augenzwinkernde Portrait einer je fruchtlosen Liebelei, wobei seine Grisetterien wenig mehr hergeben als literarische Bêtisen. Die moralische Gratwanderung wird kaum angedeutet, geschweige denn verhandelt, und dem heutigen Leser werden mehr die Manierismen1 in Hartlebens Sprache aufstoßen als die Dekonstruktion philiströser Engstirnigkeit, wie sie der Text anhand der Figuren, absent jeder Introspektion, konturiert. Im sanften Innuendo bleibt sie folgenlos, wie auch einige stilistisch unglückliche Einsprengsel bildungsbürgerlichen Lateins nur Firnis sind und dem Text über seine trivialliterarische Qualität nicht hinweghelfen.

Bemerkenswert, und verstörend, sind die antisemitischen Entgleisungen2, die beide Erzählungen eignen, nimmt man sie als Beleg für den judenfeindlichen Geist im wilhelminischen Deutschland, so beiläufig wie sie fallen; und chauvinistische wie klassistische Elemente durchziehen beide Kapitel, wenn auch die Zeichnung der Figur der Lore überraschend emanzipative Züge trägt und Hartleben explizit und positiv auf die frühe Frauenrechtlerin (und Friedensaktivistin) Bertha von Suttner und die Bewegung der Suffragetten im weiteren Sinne Bezug nimmt. Lore kann so gleichermaßen als Grisette gelesen werden wie als Backfisch, ihre Widerständigkeit läßt sich nicht zähmen und nicht beheben wie ein abgerissener Knopf: Sie behauptet sich als eigenständige und selbstbewußte Frau, die sich dem Schicksal von Haus, Küche und Kindern, wie es Dora, eine im zweiten Stück gestreifte Jugendliebe, die Pfarrersfrau wird, ereilt, verweigert. Und doch scheint die zweite Geschichte in ihrem Urteil und Schluß merklich verhaltener und suggeriert entgegen der vorigen Lesart der Lore, ebenso wie ihrer Tändelei, ein tragisches, uneigenes Schicksal.

Vorliegende Ausgabe zeichnet sich durch einen schön gestalteten Leineneinband mit zweifarbiger Jugendstilornamentik und Umschlagprägung aus, als Staubschutz weist sie einen goldenen Kopfschnitt auf; typographisch bestechen Titel und Widmung durch eine schwungvolle Art-Nouveau-Letter wie auch der Text durch einen harmonischen Satzspiegel mit lebenden, von Seite zu Seite changierenden Kolumnentiteln, gesetzt durch die 1883 begründete Berliner Druckerei A. Seydel & Cie. Dem Titel gegenüber ziert das Frontispiz eine Vignette mit dem Portrait einer jungen Frau, mutmaßlich der Lore in ihrer Matrosentaille, um welche in der ersten Erzählung soviel Aufhebens gemacht wird; ein seidenes Lesebändchen schließt die hervorragende Ausstattung ab.

1: Es finden sich aber auch eine Vielzahl heiterer, schrulliger, außergewöhnlicher und aus dem Gebrauch gefallener Begriffe wie z.B. Stearinlicht (vgl. norw. stearinlys, ndl. stearine kaars), Glacées, Meublement, Quartals-Bräutigam, Nilpferdvisage, Anulkung, Pertinenzen, Caffëinbacillen, Stiesel, bummlich. Auch Hartlebens juristischer Hintergrund schlägt sich nieder in Wendungen und stehenden Begriffen wie ne bis in idem, Pandecten, Emphyteusis und Superficies.
2: Auf S. 27 finden sich explizite und implizite Stereotypen: „Sie trug jetzt Stirnlocken, Ponnys. […] Ach und dann hatte ihr da irgend so’n Pferdejude – als ‚Künstlerin‘ verkehrte sie wahrscheinlich mit solchem Gesindel – der es sich nicht viel hatte kosten lassen wollen, ein Paar riesige silberne Steigbügel als Ohrringe verehrt. Pfui, wie gemein das aussah!“
S. 112 führt ‚Jude‘ zumindest in einem pe­jo­ra­ti­ven Sinne auf: „Weisst Du – sagte er langsam – es [ist] doch richtig […], nämlich – dass einen das Leben schlechter macht. Das Leben – und vor allem die Weiber. – Aber lieber Kleiner, das steht ja schon im alten Testament. Da wurde er patzig: – Das weiss ich nicht! Ich bin kein Jude! Darüber liess sich nicht streiten.“

Informationen zum Verfasser:
Armin Burkhardt: Otto Erich Hartleben, in: BraunsJbLG 77, 1996, S. 295-298: [1][2][3][4]
Literaturatlas Niedersachsen: Schulprojekt am Ernestinum Celle

126, (2) Seiten, Festeinband
dt.-sprachig
Erzählungen, Literatur, Berlin

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Liber de pilae et basium ludo

August 3rd, 2013 — 1:11am

Stephen King: Blockade Billy / Morality
Hodder & Stoughton, London 2010

beg, bee: 30.07.2013, 01.08.2013

Vorliegender Band versammelt zwei Kurzgeschichten Stephen Kings, in denen der Meister des übersinnlichen Grauens vor dem Hintergrund zweier Kriminalfälle besonderes Augenmerk legt auf die Konsequenzen, die den Protagonisten aus den Taten erwachsen. Blockade Billy will zunächst wie eine Sporterzählung anmuten, aus welcher Kings Liebe zum Baseballspiel detail- und facettenreich abzulesen ist und in welcher er historische Elemente der US-amerikanischen Major League, z.B. Spielerkarrieren von Luis Aparicio und Clete Boyer, mit dem erdichteten Team der New Jersey Titans verknüpft. Dieses verpflichtet 1957, im Jahr des Sputniks, mit Billy Blakely einen ungeheuer erfolgreichen jungen Catcher aus Iowa. Eine Saison lang fliegt das Glück im Spiel ihm förmlich zu, will dem Wunderknaben alles gelingen, – derweil Gegner wie Mannschaftskollegen ein Verhängnis nach dem anderen ereilt. Granny, der Erzähler, erinnert sich lebhaft des unguten Gefühls, das der merkwürdige Bursche in ihm und anderen damals wachrief, von Anfang an, und das er doch wie auch die Fans, Coaches und Mitspieler um des Erfolgs willen verdrängte.

Kings Federstriche einer heileren Welt, wie sie uns in Grannys Nostalgie begegnet, in welcher Fairness und Loyalität im Sport noch ebensoviel galten wie harte Arbeit, wenn auch deren Lohn im professionellen Wettkampf keineswegs gesichert war: Hoffnungen in Niederlagen sich wandelten, Karrieren abrupt endeten, die Großmannssucht des modernen Profisports sich schon abzeichnete, ebenso wie die mediale Ausbeutung desselben, treffen auf den Punkt und bezeugen Kings erzählerisches Gespür. Tonfall und Reminiszenz Grannys, worin die nicht immer jugendfreie Frotzelei und Rivalität im Mannschaftssport aufscheint, die Beiläufigkeit, mit der von Jackie Robinsons geschichtsträchtigem Auflaufen für die Brooklyn Dodgers gesprochen wird, die Verquickung sportlichen Enthusiasmus‘ und der für den Baseball so charakteristischen statistischen Kennzahlen, all dies fügt sich zu einer auf 80 Seiten knapp skizzierten, charmant verfaßten, wenn auch flüchtigen Liebeserklärung an den amerikanischen Nationalsport, welche auch den mit Baseball wenig vertrauten (europäischen) Leser leichthin unterhält.

Im Vergleich zur ersten Erzählung fällt Morality, eine das Rezessionsmotiv der gegenwärtigen Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten unter George W. Bush und Barack Obama aufgreifende, vorab im Esquire abgedruckte Kurzgeschichte, deutlich ab. King begnügt sich mit wenig mehr als einem rudimentären Abriß, welcher anhand eines jungen Paares, Chad: Aushilfslehrer und mehr ambitionierter, denn talentierter Schriftsteller, und Nora, die als Pflegekraft einen Seelsorger im Ruhestand umsorgt, Abstiegsängste der krisengeschüttelten US-amerikanischen Mittelschicht verhandelt. Von Geldnöten geplagt, werden die beiden mit einem Angebot durch den sein Leben lang moralisch integren – und ebenso abgründigen – Reverend Winston konfrontiert, eine Offerte, die sie nicht ablehnen können – oder wollen, stellt sie doch einen einzelnen Schritt dar hin zu finanzieller Sicherheit: dem erträumten Hauskauf und Umzug aufs Land, – und kommt zugleich dem moralischen Bankrott gleich. Die Tat, in sich genommen eine Unerheblichkeit ohne ernsthafte Auswirkung auf die Betroffenen: eine Mutter und ihr Kind, ruiniert sie allesamt.

Wie aus einer banalen Begebenheit Literatur wird, hat der französische Novellist Raymond Queneau 1947 in seinen Stilübungen (Exercices de style) aufgezeigt; King hingegen motiviert an keiner Stelle die drastischen Folgen und Umschwünge für das Trio amorale: Selbstmord, Ehebruch, häusliche Gewalt treten wie aus dem Nichts an die Oberfläche einer seichten, und sprachlich wie erzählerisch enttäuschenden, Betrachtung über (die Bedeutung der) Moral. Kings dem Gegenstand ungenügende Nonchalance ist dabei das geringere Ärgernis, darin findet er sich in guter Gesellschaft, besieht man sich die Geringschätzung sittlichen Handelns in der Gegenwart, vielmehr stößt seine achtlose Charakterisierung der Figuren dieses moralischen Kammerspiels auf, deren Abwägung zwischen Geld und Gewissen in den Zeitraum paßt, den Chad braucht, sich im Bett von einer Seite auf die nächste zu wälzen. Der Leser kann diesem Stück nichts entnehmen als die Einsicht, daß ein geachteter Fantasy-Autor christlich-apokalyptischer Eschatologien wie The Stand für Moralität zu wenig übrig hat, davon zu erzählen. Eindringlicher, und an Einsicht reicher, hat schon Sartre in der Geschlossenen Gesellschaft (Huis Clos) existentielle Normen und Freiheiten gegeneinander abgewogen.

132 Seiten, Festeinband
engl.-sprachig
Erzählungen, Literatur, Krimis, Vereinigte Staaten

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Poesis perennis

Juli 25th, 2013 — 2:21am

Wie sehr der moderne Mensch auch mit den Konventionen bricht und die Erneuerung sucht, kehrt er doch – und in der Dichtung zumal – in all seinen Daseinsformen immer wieder zurück zu den klassischen großen Themen von Vergänglichkeit, Liebe, Opposition von Natur und Werk, Menschlichem und Allzumenschlichem. Eine Rückbesinnung, die aber doch immer wieder nicht nur Leser und Autor auf seine Wurzeln zurück-, sondern mehr noch: in den großen Kanon menschlicher Erfahrung heimführt und begleitet. Es lohnen literarische Lektüre wie Wagnis, es gilt Selbsterprobung im Text, es winkt: zu erhaschen, was stets aufs Neue sich birgt im Geheimnis unseres Lebens!

Text:
Poèmes divers, der Bibliothèque de campagne: Tome 2 (1739) entnommen
und zweisprachig übertragen (Abschrift: 94 kB) (PDF-Dokument)

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Übertragungen

Juni 28th, 2013 — 2:59am

Wie lebhaft der Austausch neuer Waren, Ideen und Literaturen über Grenzen hinweg sich schon im Europa der Voraufklärung vollzog, sind wir zuweilen geneigt zu vergessen angesichts umwälzender und stetig sich vervielfachender Güter- und Arbeitsströme seit dem ausklingenden 19. Jahrhundert, worin Technologie- und Kulturtransfers zusammenfallen mit expliziten Verflechtungsphänomenen aller fünf Weltregionen. Hierzu zählen nicht zuletzt die beschleunigte institutionelle Herausbildung trans- und supranationaler Körperschaften, manifest in einer Vielzahl global- und geopolitischer Akteure auf Mikro-, Meso- und Metaebene (NGOs, ASEAN, OECD, NATO…), wie auch noch auszutarierende, i.e. regulatorisch zu flankierende intra- und extraterritoriale Freihandels- und Finanzmarktmechanismen, denen idealiter die universelle Verankerung internationaler Rechtsnormen vorausgeht – oder zumindest standhält.

Die gegenwärtige Globalisierung ist Ausdruck eines fortwährenden, iterierenden Mondialisierungsprozesses, welcher stets einhergeht mit radikalen Neuentwürfen, ideologischen Verteilungskämpfen und kultureller Spiegelung von Versatzstücken des jeweils ‚Fremden‘, i.e. Dynamisierungen und (Re-) Konstruktionen. Die Reisekompendien des 17. Jahrhunderts, zumal die Elsevier-Republiken, sind beredtes Zeugnis des damaligen wechselseitigen Interesses der europäischen Nachbarn aneinander, und wiewohl die Renaissance in ihrer Revitalisierung antiken Geistes sich neu positionierte im Verhältnis zum Dunklen Mittelalter und dessen feudalen Herrschaftsverhältnissen kirchlicher und fürstlicher Autoritäten, indem sie den gräko-lateinischen Kanon reappropriierte (was sich partiell der Begegnung mit dem Islam und dessen Archivalien verdankte), so war die Fortschreibung und Umdeutung desselben im Zuge von Humanismus und voraufklärerischer Naturphilosophie, wie sie ein exaktes Organon respektive universelles Menschenbild ausbildeten, noch bedeutsamer.

Im Feld der Literaturen hatte der Begriff des Nationalen noch nicht Fuß gefaßt, über Sprachen und Traditionen hinweg beflügelten sich Autoren zunächst im gemeinsamen Lehridiom des Lateinischen (das seine Stellung als lingua franca viel früher schon eingebüßt hatte), später in aufwendiger und überraschend aktueller Übersetzungs- und Editionspraxis. Ein Beispiel findet sich in Antoine Hamiltons Aneignung von Alexander Popes Essay on Criticism.

1711 erst verfaßt nach dreijähriger Überarbeitung, fand das Lehrgedicht in einer Neuübertragung schon um 1713 Eingang ins frankophone Werk des irischen Autors. Allerdings erblickte Hamiltons Bearbeitung das Licht der Welt erst nach seinem Tode, und gegenüber anderen zeitgenössischen Wiedergaben des Versessays ist es heutzutage in Vergessenheit geraten, obwohl es interessante Einblicke gestattet in die Herausforderungen, die die Übertragung einer poetischen Form in eine neue Sprache stellt (Reimschemata, lexische Ambiguität, homophones Wortspiel), wie auch vorführt, auf welche Weise ein Übersetzer durch Variabilität und Mut dem eigentlich fremden Text eine eigene Handschrift verleiht – ihn sich aneignet – und in größtmöglicher Freiheit selbst zum Autor wird nebst Interpret.

Text:
Antoine Hamiltons Extrait de L’essai sur la critique
samt Übertragung ins Deutsche (Abschrift: 94 kB) (PDF-Dokument)

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Mødre

März 4th, 2013 — 3:52am

Hun ble født kort tid før tiden endret seg for all tid da den gamle verden forsvant sammen med samfunn og sedvaner, skikk og bruk, og da samtidig tre keiserdømmer med ett sank ned i historias minne og kartene ble tegnet på nytt ifølge et tragisk terningspill, og hun vokste opp trygt og godt midt i gyldne åkrer og marker og bondeliv og dugnad og da hestevogn ble skiftet til bil hva som markerte det knitrende oppbruddet til modernismen. Hennes ektemann falt på østfronten under andre verdenskrig, hun flyktet og forlot fedrelandet, die Heimat, sammen med de to guttene sine, faren min og onkelen, tok avskjed fra hjemstedet sitt. Hun var ikke en gang 32 år gammel, og livet hennes hadde forandret rubb og stubb for andre gang. På samme måten som verden hadde sunket i grus.

Hvem som elskerVed fylte 19 år bestemte hun seg til å flytte til et annet land og et fremmed språk og tok alt sitt mot til seg og håp og tro, og sånn fant mora mi seg comme au pair ved vertsfamilien som gav henne kost og losji, og for det meste arbeid, idet hun drog omsorg for barna deres og fungerte som hushjelp. Det var allerede en internasjonal by, denne merkelige hovedstaden midt i Europa, på slutten av 1960-tallet, og samtidig et øy helt isolert i språk og bruk fra området, en konflikt sånn nærværende som gammel, med øyne som fremdeles i dag ulmer av hat og skinnsyke, og hennes morsmål ble ikke tatt for gitt som i dag, fremfor alt på torgene til Ixelles der man er i handelen med ulike varer og fremmedartet eim og lukt og bitende krydder og mange koloniale folk. Hjemme fantes det den diversehandelen og nærbutikken til familien.

Vi kom til huset sent på kvelden, ble ønsket velkommen, og neste dag satt vi oss ned rundt bordet og lo og drakk og spiste mat mens vi fortalte om turen vår langs vestkysten, øygruppa ved munningen av Atlanterhavet der vi fikk anelse om historia og ble solbrente og skulte høyt over dens fjell og innhegninger som består av stein og sekler fylt med fattigdom og besvær, Oransjeordenens marsj tvers gjennom bysentret til Nordens hovedstad. Så stor en familie, onkel, tante, sine seks barn, i tillegg barnebarna. Hennes første barn ble født med sykdom, hun var 34 år, hun hadde vært som ei søster til meg da jeg var ung, og der gav hun spedbarnet til meg for å holde og bære ham, et så lite liv, en lettvekt som veide nesten ikke noe, finlemmet med det største smilet en kan tenke seg. Hvordan kan noen så liten vise seg så tungtveiende?

Alle tre sitter de nå ved spisebordet; hun fredsom og fri av det strenge regimentet av mora, oldemora mi, dattera av en gammel tidsalder, dannet ved den Höhere Töchterschule i et land langt borte, hun knust av sorg og sykdom med et blikk over brilleglasset, hun ser ikke inn i glasset for å se etter framtiden men drømmer en drøm, minnes dem, et streiftog i et liv sæl av lykke, og hun den siste som oppdrar tre barn med ikke noe bekymret hjerte men fast håp: De forteller enhver om ætt og herkomst, en fortelling, narrativ, som vi aldri blir lei av, mødrenes liv.

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Là-bas

Januar 20th, 2013 — 5:16am

Six morceaux de sucre, dispersés à côté du lit, jetés comme les dés; d’une nuance feuille-morte-citrouille, la douceur se trouve en route pour le repos, le sommeil, je dansote sur la pointe de pieds pour ne m’y enliser pas, aux pieds légers je me glisse à travers le champs de faux pas sans succomber à la tentation caramelisée, je résiste et ne perds pas pied, je me lance sur le lit et m’étends de tout mon long et cœur sur le matelas fidèle, m’enfonce dans le support malléable; il me plaît sub rosa, le miel m’inclut et me garde et me berce. L’ambre, miel de fortune, il me nourrit comme un agent dormant.

Là-bas je me trouve jeté par terre, terrassé par eux sans noms, sur un sol battu, goudronné, il s’en faut seulement les plumes pour compléter le supplice, je suis fini à moitié. Tout proche de moi il y a des lunettes anaglyphiques, rouge-cyan, collées au bitume, presque amalgamées et consumées malgré le temps qui n’apporte rien que la neige humide et autres formes de précipitation, toutes misérables, toutes lourdes quand la nuit tombe. C’est une cameradie par la vexation, contre la fureur à tous crins qui nous drape et nous donne désormais un souvenir du temps inamical, des coups de pied et la tache de sang, des écorchures et une déchirure superficielle. Je me trouve privé de ma fierté, il faut se recouvrir, se lécher les doigts contre cela, les circonstances contraignantes et désagréables.

Le dos martelé, abaissé, ils y dansent. Il est commode d’entretenir un rapport avec un compagnon d’infortune et de se batifoler en commun. Par un dépôt ambrifère on peut se préserver, ajouter foi aux promesses d’enfance, se reculer du feu, fer, bitume; les couleurs versées devant la porte d’école de l’Époque de Fondateurs, derrière l’église du Moyen Âge, parmi les factions contemporaines. Mis bout à bout, où sont les différences entre le gris pierre de l’institut de l’éducation et le son de sable de l’institution religieuse, tous les deux des maisons respectives d’un Dieu fâché et rigide, et la couleur jaune-brun foncée de la sécrétion par des conifères dont ils parlent si beaucoup?

Par une feuille cramoisie qui atteste de l’automne quand le ciel a pleuré des larmes de joie, un baiser d’oiseau, le revêtement du trottoir apparait ensoleillé et vif, presque souple pour pouvoir dormir. Il faut se tient en garde pour la beauté, la conquérir dans la vie, car elle n’y laisse simplement. L’oléorésine se durcit de même façon par vieillissement comme le jeune coude à coude avec le sucre.

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Utenfor

Januar 15th, 2013 — 4:44pm

Utenfor byen er natta. Bakgårdens ytterlinjer defineres av dårlig lys, glimrende skygger som skjærer snøteppet som har lagt seg her om dagen på gresset bortenfor steinmuren som innhegner tomten vår, på gangstien til plassen med søppelcontainere på venstre hånd, på sandkassa til høyre for dem, på takene av de til- og motstående husene som ble hvitnet av svakt snødrev. Bakgården er tett omsluttet på begge sider, bare halvåpen bakut ovenfor muren, der finnes ei rekke boligblokker; den er ikke noe annet enn et svart åndedrett, tungt og helt fartsfylt.

Noe dveler ubevegelig der nede, schemenhaft og truende, nedenfor balkongen på fjerde etasje der jeg er. Lyset skinner inn gjennom vinduet, dets rute filtrerer natta, men et kjøligt vindpust lurer seg inn allikevel, smigrer omkring rommet, streifer gardinstoffet, dyna, føttene mine, kysser meg med smale lepper. Jeg ligger her i sengen og prøver å sove, jeg la meg tidlig, lenge før midnattstid, fåfengt. Jeg har sett ditt ansikt for ofte. Vinteren hvitner natta.

I kveld da jeg kom tilbake, møtte jeg naboen min ved døra på huset. Han flytter øyensynlig, var i ferd med å frakte gods til bilen sin; døra ble holdt åpen gjennom flyttekartongene hans, øverst oppe det fants leketøy til et barn. Vi har aldri snakket før. Et barn på min etasje, skulle jeg ikke ha lagt merke til det? Er det mulig? Han er omtrent 40 år gammel, slank, tynn i håret, heller typus ansatt enn noen som arbeider fysisk med hendene og kroppen; vel behagelig med et flyktig blikk gjennom brilleglasset, rutene som vern, ingen fare. Typus tøffelhelt. Trenger du noe hjelp? spør jeg. Nei, nei, alt er greit, svarer han på tilbudet mitt. Og det var det med vår første samtale, og med mine mellommenneskelige relasjoner i dag.

Enhver situasjon har sitt eget språk. Har denne fargeløs mann har hatt del i livet mitt? I min utukt? To dører og maks tre meter oppgang, litt mer enn en trappeavsats, det er ikke virkelig nok avstand for grense opp ulike liv. Og dog var det for den første gang at jeg så gjennom den motstående døra inn i det nærliggende hjemmeriket der da jeg styret i retning av min leilighet; jeg tok ikke mer enn en titt på møblene i entréen, en hvit benk, en kommode, det mørke mønsteret til tregulvet, den åpne døra til badet ved enden av korridoren som virket som en tvilling av mitt, et hvit flislagt lyst rom uten vinduer.

Alle andre dører, til høyre, til venstre, lukkede. Jeg pleide å elske vinternetter, ventet lengselsfull på det klokkeklare frembruddet, yndet deres tillokkende prakt, et løfte i all sin glans av egalisering, snøflakenes dans. Ikke lenger. Natta er uinnskrenket utenfor.

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Før

Januar 11th, 2013 — 1:49am

Denne natten hadde det nye året nettopp akkurat begynt. Få timer før hadde det gamle avsluttet med en fin film, femtitallets historia om narkotika, presse og en tid fylt av politiske omveltninger, fare og ferd og da en femme fatale var enda ei kvinne, forførende som en tropisk syklon og herjende som bare et blikk som varer tro og lov; vi så den sammen og drakk og snakket litt.

Filmen var mediokre som jeg liker å si, selv om den varte opp med et godt slags humør og selvironi og ikke sparte opp med blunking med øynene og skamløse, skrullete karakterer. De mørke skyggene under øynene fordypet mens vi drakk, den brune whiskeyen brant søttsmakelig på leppene og tunga og djupere ennå, 28 år gammel Kentucky straight bourbon, stoffet som kun revolusjonærer drikker i gamle dagenes skuespill. Jeg latet meg på sofaen, han satt på hjørnet av sengen, fjernsynet flimret og dyppet rommet inn i flyktig blå, sjatteringer som fortalte om gamle mysterier og drap, fremmede tunger som smigrer kvinnene og utvelger de i stand til å føde, bæredyktige motiver; nefarious plots som jeg liker å si når jeg klarer å gjennomskue garnene mediene innfløkter virkeligheten i.

Øyene med palmevekst og brennevin smuggling og et fyrstikk nær til lunten, boksekamper, ulovlige veddemål på hanekamper, erobring og betvingelse, plutselige værforandringer og væte, oljehinne på huden, blod på tann. Filmen varte lenger og lenger, tålmodigheten min svant, liksom innholdet til et krystallglass eller to, to deler Sambuca, tre mangojus, blandet med en liten sprut av pepper, perfeksjon, etter min egen oppskrift; Hasardeurene, sa jeg, til sist lot være til å stifte brann til himmelen. Det nye riket eller året ble velkommen med mye blod på gatene, separerte fingrer, glassbiter og regnbyger. Deriblant utåndet byen spredte tenner og enkelte hjerter, fast håp og tomme løfter.

Vi lyttet til musikk før vi la i vei til klubben, jentepop som jeg hadde tatt med, julegaver til foreldrene mine; mens han gjorde seg klar, kåret jeg Ultima Underworld II, det hadde et fortreffelig score som tidlig videospill som kom ut i 1993. Tjue år senere er dets musikk fremdeles kjempeflott og stemningsskapende; vi forlot leiligheten kl. 4. Natten kom til å begynne, året også, stjernene blinket optimistisk, vi ventet ikke lenger, og iblant siden da lurer jeg på at det har ikke vært endå mer enn ti dager siden den gang, og de ble alle utfylt så raskt.

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Fortgang

Januar 3rd, 2013 — 1:42am

Es kommt der Tag im Leben eines Mannes,
da er in den Früh sein Spiegelbild mustert und in der morgendlichen Weile sich müht,
einem Schmetterling gleich Blut in Augenringe und das leichenblasse Antlitz zu pumpen,
zumal vor dem Morgengruß an die Partnerin,
da sich in seinen Jacken- und Manteltaschen, Hosen und Beuteln immer wieder Zählbeträge an Münzen summieren, ohne daß er sich über die Herkunft Aufschluß geben mag, monetäre Epiphanien, wie schon der Vater, sein Kleingeld verstaut, vergißt (Waschmaschine hab acht!),
da ihm die Nacht den Atem raubt wie auch der Tag, das Hinauf der Treppen, Einkaufsbeutel, ein enteilender Bus und blutjunge Neunzehn, und er doch jeden Tag aufs Neue Atem schöpft für die kleinen Dinge, für Nutz und Tand, große Ambition –
und Realitätssinn.
Doch in ihm schlummert noch immer der Knabe mit großer träumerischer Seele,
wohlbewahrt auch an diesem Tag, mit einem Aufschlag der Augen und schelmischem Spiel um die Mundwinkel.

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