Simile dissimile

„[A]m schönsten scheint es mir aber jetzt, wenn die Herbstsonne Vesper hält und sich der Himmel schmachtend bläut; wenn die Schöpfung aufatmet nach der Hitze, wenn die Kühlung sich erhebt und das Blatt auf der Wiese wollüstig zittert, während der Wald wispernd fächelt, wenn die Sonne an den Abend denkt, um im Meer sich zu kühlen, wenn die Erde sich zur Ruhe schickt und an ihr Dankgebet denkt, wenn sie vorm Abschied einander verstehen im zärtlichen Zusammenschmelzen, das den Wald dunkelt und die Wiese grüner macht.“

(in der Übersetzung Hans Reuters, in: Edvard Lehmann: Die Klassiker der Religion, Band 8-9: Sören Kierkegaard, Berlin 1913: S. 41)

„[A]m schönsten dünkt es mich jetzt, wenn die Augustsonne halb gegen Abend steht und der Himmel schmachtend verblaut; wenn die Schöpfung aufatmet nach des Tages Hitze, wenn der kühlende Hauch zu wehen beginnt und die Wiesenbreite wollüstig zittert unter dem Fächeln des Waldes; wenn die Sonne auf den Abend sinnt, um im Meer sich zu kühlen, wenn die Erde sich zur Ruhe schickt und auf die Danksagung sinnt, wenn sie vor dem Scheiden sich verstehen in dem zarten Verschwimmen, welches den Wald dunkeln läßt und die Wiese noch grüner macht.“

(in der Übertragung Emanuel Hirschs unter Mitarbeit von Rose Hirsch, Düsseldorf 1958, hier: Simmerath 2004: S. 18)

N.b.: Sprachlich ist fraglos die Übersetzung der Stadier paa livets vei (1845) durch den jung verstorbenen Reuter überlegen, nicht zuletzt, weil die Variante Hirschs überraschend häufig ungelenk und an anderer Stelle epigonal anmutet.
Neben ästhetischen Aspekten kann nicht vernachlässigt werden, inwieweit die Kierkegaard-Deutung und -Übertragung des letzteren durch sein deutsch-christliches, und später genuin nationalsozialistisches, Engagement beeinflußt ist. (So ist die Gewissensethik Hirschs nach 1933 klar normativ und ideologisch, „durch heilige Bindung“, am Nationalsozialismus ausgerichtet.)
Aus diesen Gründen ist zu bedauern, daß Kierkegaards Werk in der Übersetzung Reuters einzig fragmentarisch, in Anthologieform, vorliegt, und der Rückgriff der Gesamtausgabe im Grevenberg Verlag auf Hirsch muß kritisch stimmen.

„[M]en skjønnest synes det mig nu, naar Høstsolen holder Midaften og Himlen blaaner smægtende; naar Skabningen aander efter Heden, naar Kølingen giver sig løs, og Engens Blad zittrer vellystigt medens Skoven vifter; naar Solen tænker paa Aftenen for at svale sig i Havet, naar Jorden skikker sig til Hvile og tænker paa Taksigelsen, naar de før Afskeden forstaae hinanden i den ømme Sammensmelten, der mørkner Skoven og gjør Engen grønnere.“

(Digitalisierte Fassung des Originaltextes: SKS elektronisk udgave)

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