Tag: Gesellschaft


mmix.iv

März 4th, 2009 — 7:38pm

Leo N. Tolstoj: Die Kreutzersonate / Der Teufel
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek b. Hamburg 1961

beg, bee: 24.02.2009, 04.03.2009

antimodernistisch, christliche Morallehre

160 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig (Ü: Alexander Eliasberg, Svetlana Geier)
Prosa, Literatur, Rußland

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mmix.ii

Februar 3rd, 2009 — 12:06am

Don DeLillo: White Noise
Picador, London 1999
21. Auflage 2006

beg, bee: 20.01.2009, 02.02.2009

„The power of the dead is that we think they see us all the time. The dead have a presence. Is there a level of energy composed solely of the dead? They are also in the ground, of course, asleep and crumbling. Perhaps we are what they dream.
May the days be aimless. Let the seasons drift. Do not advance the action according to a plan.“ (p. 98)

326 Seiten, Taschenbuch
engl.-sprachig
Roman, Literatur, Postmoderne, Nordamerika

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mmix.i

Januar 18th, 2009 — 9:35pm

Thomas Bernhard: Der Stimmenimitator
Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1987
4. Auflage 1997

beg, bee: 09.01.2009, 18.01.2009

180 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Prosa, Literatur, Deutschland, Österreich

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mmviii.xvi

Januar 5th, 2009 — 12:58am

Georges Perec: W oder die Erinnerung an die Kindheit
Verlag Volk und Welt, Berlin 1978

beg, bee: 13.12.2008, 03.01.2009

Erstausgabe

„Ich weiß nicht, ob ich nichts zu sagen habe; ich weiß nicht, ob, was ich etwa zu sagen hätte, nicht gesagt wird, weil es unsagbar ist (das Unsagbare verbirgt sich nicht im Geschriebenen, es ist vielmehr jenes Etwas, was lange zuvor zu seinem Entstehen geführt hat); ich weiß, daß meine Aussage leer, neutral ist, sie ist ein endgültiges Zeichen einer endgültigen Vernichtung.
Das eben ist es, was ich sage, was ich schreibe, und das allein findet sich in den Worten, die ich setze, in den von diesen Worten gebildeten Zeilen, in den leeren Räumen zwischen den Zeilen…
Ich schreibe nicht, um auszusagen, daß ich nichts sagen werde, ich schreibe nicht, um darzutun, daß ich nichts zu sagen habe. Darum schreibe ich: weil wir miteinander gelebt haben, weil ich einer von ihnen war, ein Schatten inmitten ihrer Schatten, ein Körper nahe ihren Körpern; ich schreibe, weil sie mir ihre unauslöschliche Spur hinterlassen haben, die in dem von mir Geschriebenen zutage tritt: Die Erinnerung an sie läßt sich nicht schriftlich erfassen; wenn ich schreibe, so geschieht es, um ihres Todes zu gedenken und um zu bekräftigen, daß ich lebe.“ (S. 51f.)

191 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig (Ü: Thorgerd Schücker)
Erzählung, Autobiographie, Frankreich

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mmviii.xv

Dezember 27th, 2008 — 11:02pm

Don DeLillo: Mao II
Vintage U.K., London 1992
12. Auflage 2004

beg, bee: 09.12.2008, 26.12.2008

„[T]he withheld work of art is the only eloquence left.“ (p. 67)

„Beckett is the last writer to shape the way we think and see. After him, the major work involves midair explosions and crumbling buildings. This is the new tragic narrative.“ (p. 157)

250 Seiten, Taschenbuch
engl.-sprachig
Roman, Literatur, Postmoderne, Nordamerika

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mmviii.xiv

Dezember 14th, 2008 — 9:21pm

Thomas Bernhard: Ereignisse
Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1994
2. Auflage 1997

beg, bee: 13.12.2008, 13.12.2008

72 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Prosa, Literatur, Deutschland, Österreich

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mmviii.xi

November 28th, 2008 — 4:56am

Marc Bielefeld: We Spe@k Deutsch …aber verstehen nur Bahnhof
[= We Speak Deutsch… ]
Wilhelm Heyne Verlag, München 2008

beg, bee: 17.11.2008, 20.11.2008

„Das Thema Sprache boomt“, wie der Autor, studierter Linguist und Literaturwissenschaftler, im Vorwort unverblümt eingesteht. Und Marc Bielefeld surft mit auf dieser von Bastian Sicks Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod-Reihe losgetretenen Zeitgeistwelle und veröffentlicht mit We Spe@k Deutsch einen Führer, so der Untertitel, durch den „Dschungel unserer Sprache“. „Sprachliche Absonderlichkeiten“ und „stilistische Eiertänze“ haben es ihm besonders angetan, wie der vorliegende Band, in flotter Manier geschrieben, ein ums andere Mal bestätigt, wenn Bielefeld obsessiv-sammelwütig nicht eine Handvoll oder ein Halbdutzend Beispiele anführt, sondern Belege massiert und seitenweise für den Leser anhäuft. Die auf dem Rückdeckel plazierte Frage „Ist unser Deutsch noch zu retten?“ ist folgerichtig rhetorischer Natur und nicht Mission des Autors, dessen „amüsante und erschreckende Bestandsaufnahme“ einzig luftiger Exkursion und Unterhaltung dienen will.

Es sind hierbei Bielefelds besserwisserischer Duktus, seine selbstgerechte Ironie und der neunmalkluge Ton, den er anschlägt, welche einem die Lektüre, von wenigen ergötzlichen Abschnitten abgesehen (Kapitel 5, 8, 18), rasch vergrätzen. Oder auch einfach ermüden. Wieso ergehen sich hunderte Seiten in Kritik (und Verwendung) von Denglisch-Begriffen, teils unmotiviert vom Autoren an- und eingeführt, wenn sprachkonservative Einwände wider den überbordenden Gebrauch von Anglizismen, wie es im Vorwort heißt, „höchstens die Oberfläche [streifen]“? Weshalb weiß ein Autor mit diesem akademischen Hergang, Sachverstand sei unterstellt, nicht zwischen Worten und Wörtern zu unterscheiden? Und warum findet die Misere der Dialektsprachen, Mundarten, Parolen keine Erwähnung neben Jargons, Slangs und multikulturellem Pidgin? Bielefeld greift zudem auch den Streit um die aktuelle Entwicklung der deutschen Sprache auf, nennt ihn in Kapitel 16 „ein reizendes Thema“ und verpaßt dann jedes Iota an Einsicht, wenn er in permissiver Allerweltsplauderei an verbindlichen Positionen vorbeilaviert und Sprachkritiker zu „Sprachnörglern“ degradiert. Der Autor identifiziert ominöse ökonomische Motive als Ursache sprachlicher Degenerierung und plaziert gleichzeitig schön prominent einen Strauß von Marken und Fabrikaten im vorliegenden Text. Das Fehlen analytischer Tiefe läßt seine Einlassungen im besten Falle sprachmäkelig erscheinen, seine Nachlässigkeit macht sie überflüssig.

Es sollte mich wundern, wenn dieser Band auch nur einmal lektoriert wurde, strotzt er doch vor Rechtschreibfehlern, Redundanzen und anderen Ärgernissen. So erstaunt der Autor in Kapitel 22 auch Nichtgenetiker mit der Einsicht, XX bezeichne den diploiden Chromosomensatz des Mannes. Die vehemente (und keinesfalls unberechtigte) Kritik am exkludierenden Sprachgebrauch von Werbern, Wirtschaftlern und anderen hippen (oder auch klandestinen) Berufsgruppen wie auch von Politik und Verwaltung kontrastiert seltsam mit der kuriosen Mixtur linguistischer und rhetorischer Fachterminologie, welche Kapitel 6 eröffnet und welche, ein Stilbruch dem im Übrigen flapsigen Ton des Buches gegenüber, sich bewußt gegen das Leseverständnis des Lesers richtet. Später, in den Kapiteln 18 und 20, bedient sich der Autor dieser kryptischen Fachsprache wiederum. Wozu diese unmotivierte Ausgrenzung? Oder ist es Ironie? Prahlerei? In der Philosophie spricht man hier von einem performativen Widerspruch. Schopenhauer spräche wohl von Sprachverhunzung.

Überhaupt trägt die Verwendung ironischer Stilmittel den Text nicht und gerät endgültig zur unfreiwilligen Komik, wenn Bielefeld in grotesker Überspitzung einen Dialog um die Sprache der Jugend gestaltet. Stereotypien und das Bestreben um Authentizität kommen seltsam altbacken herüber, und überhaupt sehr bemüht. Kurz gefaßt, ist dieses Buch hundsmiserabel recherchiert und ediert und lohnt nicht zu lesen. Herrlich die sicherlich ungewollte Ironie, wenn der Band auf Seite 286, in der Literaturübersicht, endlich fruchtbar abschließt: Die genannten Titel wie z.B. Thalmayr-Enzensbergers Heraus mit der Sprache sind doch fraglos lustvoller, unterhaltsamer und auch hellsichtiger geschrieben. Dem Umschlagtext zufolge ist Marc Bielefeld als freier Autor tätig unter anderem für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und Meridian. Nun ja. Mit diesem Schnellschuß ist er jedensfalls baden gegangen.

286 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Sachbuch, Sprachkritik, Deutschland

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mmviii.x

Oktober 20th, 2008 — 6:04am

Magnus Pyke: The Human Predicament
An Anthology with Questions by Cedric Blackman
Thomas Nelson, London and Edinburgh 1968

beg, bee: 14.10.2008, –

Get your hands on this one! Worthwhile read, divided into six parts, on the meaning of science for the human being in Western late capitalist society. The textbooks offers excerpts on a wide range of subjects from as diverse sources as Tolstoy…. Genuinely worthwhile, the chosen texts are complemented congeniusly, in a most thought-provoking, while entertaining manner, with carefully outlined questions… {more later}

viii, 133 Seiten, Taschenbuch
engl.-sprachig
Philosophie, 20. Jh., Westliche Moderne

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mmviii.ix

Oktober 11th, 2008 — 6:12am

Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott
Gesammelte Werke: Band 13
Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1983
8. Auflage 1988

beg, bee: 03.10.2008, 05.10.2008

„Wie hätten wir davon wissen sollen?“, diesen Ausruf brachten viele Deutsche nach dem Ende des 2. Weltkriegs, dem Untergang des NS-Regimes in Europa vor; „davon wußten wir nichts“, beteuerte der gestrige Volksgenosse, leutselig und doppelbödig, vor sich selbst und der Anklage der Weltöffentlichkeit, im Angesicht der Verheerung im eigenen Land. (Welche selbe er zuvor und zuvörderst gen Osten getragen hatte.) Die Greuel deutscher Konzentrations- und Vernichtungslager und das Ausmaß der Verbrechen strafte jenen apologetischen Reflex zwar von Beginn an Lügen, dennoch verwahrten sich weite Teile der in zwei Staaten geteilten deutschen Gesellschaft in einer (gar nicht so verschiedenen) Kultur des Schweigens und des Unausgesprochen-Lassens vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle (und Schuld) im Dritten Reich und jener der Eltern- und Großelterngeneration. In dieser Unterlassung schrieb sich das moralisch bankrotte Deutschland noch Jahrzehnte fort; der willfährige Helfer der Diktatur geriet zum Bürger: eines Wirtschaftswunderlands dank alliierter Wiederaufbauhilfe und Westintegration oder aber, in unverbrüchlicher Blocktreue, eines Arbeiter- und Bauernstaats und dessen kommunistischer Legitimationspraxis; und wiegelte ab, fuhr fort zu leugnen, Anteil an den Verbrechen gehabt zu haben, die da der Welt offenbar wurden. Wie kann dann das sein, daß schon 1937 der Roman Ödon von Horváths, Jugend ohne Gott, im Exil verfaßt und bei Allert de Lange in Amsterdam publiziert, so eindringlich wußte um die mörderische Unmenschlichkeit eines faschistischen Regimes? Die kommenden Grauen pointiert vorwegnahm? Daran verzweifelte und doch dagegen anging?

„Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul“, hebt er an mit der Rassenpolitik des Dritten Reichs, wenn der Erzähler, Lehrer an einem Städtischen Gymnasium, sich konfrontiert sieht mit den geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus und – damit arrangiert, „denn was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen“, um kurz darauf, unversehens, mit einem Satz sich in Gegnerschaft hierzu zu finden, angefeindet wird von der ihm anvertrauten Jugend. Horváths Prosa ist schnörkellos und knapp und zeichnet die Mechanismen des totalitären Staates: Denunziation, Ausgrenzung, Militarisierung, unverstellt nach und enthüllt sie im Kleinen, im Wankelmut, in der Bequemlichkeit; in der Anpassung an die Gegebenheiten. „Wer mit Verbrechern und Narren zu tun hat, muß verbrecherisch und närrisch handeln, sonst hört er auf. Mit Haut und Haar.“ Darein verstrickt, wider Willen, macht sich auch der Protagonist und Erzähler schuldig und zeigt, in einem inneren Prozess der Läuterung, in äußerer Gerichtsverhandlung, in seiner Gewissensnot einen Ausweg auf, hin zu einem humanistischen Ideal, zu Mitmenschlichkeit, zu einem Gott mit menschlichem Antlitz. Glaube, wie auch immer, verlangt Liebe, Bekenntnis und Wahrhaftigkeit. Unmenschlichkeit hingegen keimt schon im Kleinen auf: in der Verachtung, in der Gleichgültigkeit, in der Lüge; in all jenen, die „geil auf Katastrophen […] mit dem Unglück anderer Leute im Bett [liegen] und […] sich mit einem künstlichen Mitleid [befriedigen].“

Die Sprache Horváths, mit ihren gelegentlichen Austriazismen, demaskiert präzise Jargon und Haltung des kleinbürgerlichen Opportunisten, wie sie auch nicht spart mit entlarvender Kritik am passiven Abseitsstehen von Bildungsbürger, Fabrikant und Klerus. Wenn über dem ländlichen Idyll einer Dorfkirche „blauer Dunst“ aufsteigt, tritt die symbolische Ebene in den Vordergrund, die Ferne der Kirche zum Menschen zutage: „Im Pfarrhaus drinnen ist Sauberkeit. Kein Stäubchen fliegt durch die Luft. Im Friedhof daneben wird alles zu Staub.“ Gegen Ende wird auch der Pfarrer sich wieder dem Menschen zuwenden, Schritt auf Tritt, in diesem szenisch verfaßten Prosastück. Die kommentierte Werkausgabe, herausgegeben von Traugott Krischke, ist mit einem kurios verwurstelten Apparat versehen, der die Genese des Romans pedantisch nachvollzieht und in seinen Anmerkungen andernorts hermetisch selbstbezüglich bleibt. (Es fehlt nur noch eine Seitenkonkordanz.) Glücklicherweise bedarf es der Endnoten zur Lektüre nicht; eine biographische Notiz im Vorsatz, wie sonst üblich bei Suhrkamps Taschenbuchreihe, wäre jedoch wünschenswert gewesen. In einem Fahnen betitelten Abschnitt schreibt der 1938 verstorbene Horváth unverschlüsselt von den „Divisionen der Charakterlosen unter dem Kommando von Idioten“, und weiter: „Wenn kein Charakter mehr geduldet wird, sondern nur der Gehorsam, geht die Wahrheit, und die Lüge kommt.“ Vielleicht erklärt sich so die Bereitschaft des deutschen Michels, autoritätshörig sein Fähnlein in den Wind zu hängen. Und nichts gewußt zu haben. Nicht davon, von nichts, anno 1945.

183 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Roman, Literatur, Deutschland

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 06.10.2008. Revidiert am 15.10.2008.]

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