Category: Libri L


mmviii.iv

Oktober 11th, 2008 — 5:09am

Ralph Waldo Emerson: Nature
beg, bee: 01.08.2008, 02.08.2008

ex:
Stuart P. Sherman: Essays and Poems of Emerson
Harcourt, Brace and Company, New York 1921
S. 1-43

Essay “Nature” online

xlv, 525 Seiten, Festeinband
engl.-sprachig
Philosophie, Literatur, 19. Jh., Nordamerika

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 02.08.2008.]

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mmviii.iii

Oktober 11th, 2008 — 5:03am

Ebba D. Drolshagen: Gebrauchsanweisung für Norwegen
Piper Verlag, München 2007
3. Auflage 2008

beg, bee: 10.07.2008, 21.07.2008

Von leichter Hand verfaßt, präsentiert die Deutsch-Norwegerin Ebba D. Drolshagen in der Piper-Reihe Gebrauchsanweisung für… hier eine Sammlung von Miniaturen über unseren nördlichen Nachbar, gespickt mit trockenem Humor, scharfer Beobachtungsgabe und anekdotischer Evidenz. Dabei nimmt sie skurille wie liebenswürdige Eigenheiten der Norweger ebenso aufs Korn wie deutsches Reiseprospekt-Fernweh, zeichnet die junge Geschichte des unabhängigen norwegischen Staates nach, rettet die traditionelle Küche aus der firmen Umklammerung von smalahoved und Pizza Grandiosa und spürt en passant der Sehnsucht des Sonntagsspaziergängers nach Leere und hytta nach. Charmant erzählt die Autorin vom norwegischen Spezifikum eines “royalen Republikanismus” (oder vice versa?) und von der Vernarrtheit junger emanzipierter Frauen in den traditionellen bunad, wobei das Königshaus als dänisch-englisch-schwedischer Import unstrittig akzeptiert ist, während die Diskussion um die Eroberung des heimischen Trachtenmarktes mit seinen 400 regionalen Varianten duch Fernostware noch andauert, wie Drolshagen köstlich entflicht.

Ei hyggelig bok

Das Buch erweist sich auch in der Abhandlung drögerer Eigenheiten des Landes mit den 2 Schriftsprachen und gefühlten 7000 Dialekten als unterhaltsame, informative und kurzweilige Lektüre und verschweigt dabei weder den skandinavischen Hang zum Jante-Korpsgeist noch die Verwurzelung der Gesellschaft im Haugianismus – einer Art nordischem Calvinismus. Darüber vergißt Drolshagen aber nicht, mit viel snillisme dem Leser rasch noch ein drollig verfaßtes Lese-matpakke ums andere beizulegen. Bedauerlicherweise ist der Text in der zweiten Buchhälfte ein wenig nachlässig redigiert worden, so daß sich einige Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler eingeschlichen haben, und in einem muß der Autorin entschieden widersprochen werden: Wenn sie das Kapitel Wie klingt ein Fjord?, welches die deutsche Begeisterung für Norwegens springlebendige Jazz- und Musikkultur abmißt gegen die fjord- und winterversessenen Stereotypen in Kritik und Lob, abschließt mit den Worten, sie sehne sich “nach einem anderen norwegischen Musikexport […], der ebenfalls ein Weltpublikum erreicht hat: Death Metal. Dreckig, laut, rotzig”, so irrt sie. Death Metal war ein Schwedenexport. Norwegen machte sich seinen Namen seit den frühen 1990ern mit Black Metal.

Det er to forskjellige par sko.

205 Seiten, Broschur
dt.-sprachig
Reiseliteratur, Länderportrait, Nordeuropa

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 01.08.2008.]

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mmviii.ii

Oktober 11th, 2008 — 4:28am

Jimmie Durham: –
Poesiealbum 209
Verlag Neues Leben, Berlin 1985

beg, bee: 31.07.2008, 31.07.2008

In die kollektive Erinnerung deutscher Leser sind die amerikanischen Ureinwohner janusgesichtig eingegangen, in Gestalt des heroischen edlen Wilden rousseauschen Zuschnitts, manifest in Karl Mays Romanen, und als verschlagene Bestie, unbarmherzig und blutrünstig, wie verkörpert in James Fenimore Coopers Last of the Mohicans durch Magua. Diese auch heute noch nachwirkende Ambivalenz in der Zuschreibung indianischen Charakters durch die Europäer wurde von Cooper in seltsamer Offenheit gefaßt, als Widerstreit idealisierter Typoi, wenn es in der Einleitung heißt: “Few men exhibit greater diversity, or, if we may so express it, greater antithesis of character, than the native warrior of North America. In war, he is daring, boastful, cunning, ruthless, self-denying, and self-devoted; in peace, just, generous, hospitable, revengeful, superstitious, modest, and commonly chaste.” Magua, jener im Umgang mit der Zivilisation gefallene Wilde, kann ob seiner Trunk- und Rachsucht auch gelesen werden als Vorläufer eines neuen Stereotyps, in dessen Wahr-Nehmung Typisierung und (größerer Grad an?) Realismus ein negatives Bild zeichnen: jenes des in Arbeitslosigkeit, Armut und Alkoholismus verharrenden, apathischen Ureinwohners. (Diese “Verfalls-Anschauung” ist in ihrer Zuschreibung der Wahrnehmung des anderen, in der Begegnung mit europäischer Zivilisation “primitiv” gedachten Volkes, der Aborigines Australiens, nicht ungleich: ein marginalisiertes Volk, rück- und randständig, überfordert und damit übergangen von den Segnungen der Moderne.) Warum also nicht zur Abwechslung (um der Authentizität willen?) auf die Stimme hören eines Vertreters jener Native Americans?

Mit Jimmie Durham, “[geboren] am 10. Juli 1940 als Stammesmitglied der Tscherokesen”, präsentiert sich im Poesiealbum 209 ein “Wortführer der Amerikanischen Indianerbewegung” der 1970er mit kraftvollen und melancholischen Gedichten, die ihn als politischen Aktivisten ebenso auszeichnen wie als genauen Beobachter und Chronisten seiner Generation und ihres Ringens um Anerkennung. Nicht müde des Kampfes, restauriert er den Stolz der indigenen Völker in ihrer Historie und verzichtet doch auf Kriegsgeschrei und Überhöhung, paart mythologische Bezüge mit sozialem Befund, worin ohne Larmoyanz auch Vorwurf und Anklage eingeflochten werden, schreibt ebenso agitatorisch wie lyrisch. Durhams Gedichte knüpfen an an die orale Tradition der nordamerikanischen Ureinwohner, Sprache ist ihm Erzählen und nicht Kunst oder Medium um seiner selbst willen; Erzählen von den Vorfahren und von den Mißständen, Deutung des Geschehenen und Kündung von Künftigem, Wach- und Warnruf zugleich. Gekleidet in eindrückliche Naturmetaphern birgt fast jeder Vers einen Appell zum Widerstand – gegen das Phlegma, das Vergessen, die Erniedrigung: die littérature éngagée als soziale Frage. “Die Historiker verlangen, daß wir von Alexandria erfahren / Und von Paris; die Namen von Ganges, Nil und Rhein / Haften im Gedächtnis der Kinder. // Der antiken Waldstadt Echota, / Wiege, Hoffnung und Herz eines Volkes, älter / Als die Pyramiden, gewährt man kein ehrendes Gedenken”. Selten ertappt der (europäische) Leser sich so verhaftet in seiner genuin europäischen Weltdeutung. Realismus und Belehrung gehen in Durhams Texten eine fruchtbare Verbindung ein, unbeschönigt, reflektiert und – überraschend.

Auszug: Ka! Ni! Kamama, An Dia
weitere Empfehlungen: Familienbindungen; Regenkrähenlied; Als Wildkatze entwischte; Mäusesegen

32 Seiten, Heft
dt.-sprachig (Ü: Edith Anderson)
Lyrik, Literatur, Nordamerika

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 31.07.2008.]

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mmviii.i

Oktober 11th, 2008 — 3:48am

Kathrin Schmidt: –
Poesiealbum 179
Verlag Neues Leben, Berlin 1982

beg, bee: 28.07.2008, 28.07.2008

Die Poesiealben des Verlags Neues Leben versammelten in der DDR von 1967 an, mit Augenmerk auf Schreiber des Ostblocks, in schmalen Heftchen namhafte wie auch junge neue Dichter, mit Auswahl- und Erstlingswerken. Dieser Band 179 der Reihe ist das Debüt der 1958 in Gotha geborenen Schriftstellerin Kathrin Schmidt, deren lyrisches Werk mir soweit unbekannt war, und beweist jugendliche Wortgewalt und Empfindsamkeit, welche ungewohnt scheint mit Blick auf die sterile, fast technische Methodik heutigen Dichtens. Sprachliche Experimente werden nur am Rande vorgeführt, zeugen aber in ihrer sparsamen Verwendung von der erstaunlichen Versiertheit der anno ‘82 23-, 24-jährigen Autorin; das Hauptmoment liegt auf eindrücklichen Bildern von Liebe, Verlust, Abschied und sinnlichem Wunsch, die einer unbändigen Lebenslust entspringen, wie sie ein jedem jungen Menschen innewohnt, so offen in die Begegnung mit Lebensangst und Lebenshunger aber nur selten ausgetragen wird. Der Übergang hyperrealistischer Detailtreue hin zum entfesselten Assoziationsspiel vollzieht sich mit jugendlicher Kraft, deren Verletzlichkeit im Balanceakt glaubhaft dem Leser angetragen wird und ihn faßt: Erinnerung, die sich in Lektüre vollzieht. Wie Kathrin Schmidt erdigen Metaphern eine facettenreiche, träumerisch-leichte Qualität abgewinnt und das Fährnis blutleerer Abstraktion umschifft, verspricht, dem “menschlichsten Fleisch” eine neue, schöpferisch-kraftvolle Stimme zu geben: der Sprache selbst. Im Verweisspiel mancher Texte scheint zuweilen auch eine politische Ebene auf – impliciter, genuin persönlich -, die zeitübergreifend bleibt und so weiterhin gültig den Anspruch freier dichterischer Sphäre und Menschlichkeit behauptet – gegen die Zeit und gegen die Umstände. Daß in der DDR eine solche Reihe wohledierter Lyrik monatlich aufgelegt wurde, zu “erhalten [..] an Zeitungskiosken und in jeder Buchhandlung”, läßt mich Vergleichbares in der heutigen kahlgefegten Lyriklandschaft umso mehr schmerzlich missen.

Auszug: Unterwegs zu meiner Mutter
weitere Empfehlungen: Heilkraut; Vorm Bäcker; Es ist kein Zweifel; Aufzug am Horizont

32 Seiten, Heft
dt.-sprachig
Lyrik, Literatur, DDR

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 28.07.2008.]

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