Oktober 29th, 2012 — 5:22p.m.
Nicht fürs Leben lernen wir, einer Sentenz Senecas zufolge, welche vorrangig nur in ihrer das Lament des Originals heilenden Umkehrung bekannt geworden ist: non scholae, sed vitae; und der Gegensatz zwischen Leben und Studium firmiert in der Geistes- und Philosophiegeschichte seit der Antike als gängiger Topos.
Der französische Moralist Trublet wählt in seiner kontrastiven Betrachtung nun eine Haltung, die beiden Lebens- und Lernwegen ihre Meriten zugesteht und sie, wenn auch als Gegensatz, so doch einander bedingend und durchdringend charakterisiert; und dies in der flotten Federskizze des Essays, einer Stilform, die in der französischen Frühaufklärung eines La Bruyère oder auch La Rochefoucaulds ihre Blüte erlebte, wenn sie auch leichthin über die Tiefe und Detailtreue eines Montaigne hinwegzustreifen verführt.
Text: Nicolas-Charles-Joseph Trublets Essai Parallele de l’étude & de la vie:
zweisprachige Abschrift und Übersetzung (112 kB) (PDF-Dokument)
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August 16th, 2012 — 10:41p.m.
Im Kreisrund eingefaßt von Backsteinmäuerchen
ein sandiges Boulefeld, in das die Spuren
der letzten Spiele eingezeichnet sind –
den Boden zu lesen, vom Donnée aus
der Bahn nachzufolgen, derweil in der Höhe
über Baumwipfeln, Dachfirsten, im Wechselspiel
von Abendsonne und Daunenwölkchen –
ein Bussard und Tauben in einer Mélange à trois
ein tödliches Spiel ausfechten, Zug um Zug
der Jäger im Portée, die Beute zu greifen,
tirer au fer: sie zu schlagen, – um dann
seinerseits wie vor Harpyien auszuflüchten,
als eine Schar Tauben das Spiel umkehrt,
Pflug um Pflug, – den Himmel aufzulesen.
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Juli 5th, 2012 — 2:51p.m.
Tre små kinesere på Høybroplass
satt og spilte på en kontrabass.
Så kom en konstabel, spurte hva var hendt,
tre små kinesere på Høybroplass.
Tra sma kanasara pa habraplass
osv.
Tri smi kinisiri pi Hibripliss
osv.
Træ smæ kænæsæræ pæ Hæbræplæss
osv.
Trø smø kønøsørø pø Høbrøpløss
osv.
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Mai 30th, 2012 — 11:31p.m.
(i)
To seize the opportunity
I chose not
Not when I’m about to leave the next morning.

Ursus montis crucis berolinensis
(ii)
Why rush along
Afar away
If you are leaving ___ for tomorrow?
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Mai 21st, 2012 — 12:07a.m.
Ett mynt af lika valörer, eller dock det sammas sättande på en och samma myntfot, hör ock kanske till omöjligheterna. Att det emellertid skulle verka mycken beqvämlighet i handel och vandel, till och med för resande, nekas icke.
[Eine Münze gleichen Nennwerts, oder welche zumindest auf einem gemeinsamen Münzstandard fußt, ist vielleicht ebenso unmöglich. Daß dies aber eine große Vereinfachung für gemeinsamen Handel und Austausch bewirkte, nicht zuletzt für Reisende, ist nicht zu leugnen.]
(Carl Jonas Love Almqvist: Om skandinavismens utförbarhet, København 1846 (1878), S. 384)
Wenn ein Land unter der Disziplin der gemeinsamen Währung nicht leben kann oder will, so soll es jederzeit frei sein, zu seiner nationalen Währung zurückzukehren.
(Thilo Sarrazin: Europa braucht den Euro nicht, DVA: München 2012)
So stehen einander also gegenüber der von Optimismus getriebene proskandinavistische Esprit Almquists und dessen am 4. Februar 1846 in Kopenhagen gehaltener Vortrag vor der Skandinaviska Sällskapet – und das populistische und ach so quälerisch im Vortrag verschwurbelte Agitieren eines Sarrazins als agent provocateur (der Linken?) samt zugehörigem Rauschen der Blätter und hysterisch-aufgeregtem Geflatter unserer derzeitigen Klasse politischer Sachwalter.
Beides setzt den Dingen die Krone auf! O tempora! O mores!
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Mai 12th, 2012 — 9:57p.m.
Who comes up in your mind first when you read the following statements?
„He’s not a prankster. He’s a borderline sociopath. And he totally creeps me out.“
„With [him], something is not right. His movements are stilted, his speech is forced and artificial, and he exudes insincerity.“
„[His] chuckling callousness is suspect as is his willingness to adopt seemingly any position on any issue if it will help him gain a temporary advantage.“
„Since he has appeared on the scene I have wondered how anyone could remain so stuck in the year 1961. He seems like a time capsule of everything which was wrong with those times.“
„[H]e is a very strange guy, like a very good but not quite perfected synthetic human being. His face doesn’t match what he is saying. Weird things make him laugh.“
Be honest with yourself!
(Assorted reader comments taken from online op-eds by columnists Gail Collins and Charles M. Blow, New York Times, 12 May 2012)
Nota bene: I stand by my view that Stepford Mitt as Leader of the Free World will at least look very photogenic… On those documentary DVDs detailing the Rise of the East over the West.
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Mai 11th, 2012 — 5:49p.m.
Wahnwitziges Zeitalter der Beschleunigung – as proven by an item I fetched just from today’s news:
„Investing is a binary activity, and its practitioners are speed junkies. A New Jersey company, Hibernia Atlantic, is spending $300 million to run a new cable across the Atlantic Ocean so that information can travel 5.2 milliseconds faster between New York and London.“
(Joe Weisenthal vs. the 24-Hour News Cycle, New York Times, 10 May 2012, p. 3)
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Mai 9th, 2012 — 9:53p.m.
Oh, the irony! In an article on the prospect of rising sea levels as a consequence of global warming, by way of the accelerated meltdown of another Antarctic ice shelf, The Christian Science Monitor drowns its spelling in a tell-tale of our age’s increasing negligence of good publishing practices. Which seem to have fallen out of fashion, mostly and vastly.
This mishap is probably due to the lack of a thorough editing process; and it is a symptom painfully characteristic of the online media’s fast-paced publishing of content in the digital age. Or should I rather call out the industry on its lazy proofreading? Which not only has spread to book publishing, sadly, but also, given the media’s function as communication multipliers, results in one finding after another of deteriorating spelling habits, limited text comprehension and reduced literacy among young readers and digital natives – and ultimately a break with written tradition in Western societies.

CS Monitor misspells
As if the deluge of misspellings (tantamount to the sea levels rising an additional 4.4 meters by the year 2100 due to the Weddell Sea alone in worst-case scenarios) and the wrecking of both grammar and the world’s unfortified coastlines weren’t enough, though, the article links to a quiz which allows the readers of the Monitor to check their scientific literacy. Hence, even if you should prove as illiterate as an increasing number of media outlets with view to spelling and grammar, you may still make up for it. There is, after all, still some hope willy-nilly amidst all the irony by which this article is fashioned.
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Mai 5th, 2012 — 6:07p.m.
In meinem Regal ein Stapel Bücher;
zuunterst Richard L. Epsteins Predicate Logic: The Semantic Foundations of Logic
als Fundament;
darüber ein Koran in deutscher Sprache, die Handreichung salafistischer Provenienz ist reich verziert;
gülden ornamentiert die Kommentare
einer wahren Lehre;
zuoberst ein Gotteslob, Gesang, Gebet: Gabe und Mitgift des heiligen Sakraments der Kommunion;
Zeugnis und Herkunft –
aus allen Sprachen, Stämmen und Völkern
versöhnen sich so in weisem Bund, dem Zufall geschuldet,
drei einige Weltsichten.
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April 13th, 2012 — 7:37p.m.
Das Gebot der Nächstenliebe (Levitikus, 19:18) als Kernbestand der christlichen Botschaft ist in unzählige Schriften und Sprachen getragen und durch die Zeiten interpretiert worden, und das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter vielfältig literarisch aufgegriffen und gedeutet. Ist Selbstlosigkeit mit der Natur des Menschen vereinbar, fragen nicht nur Philosophen und Theologen zuweilen ratlos, auch im Alltag scheint eine negative Anthropologie, die Akte der Fürsorge und des Mitleids gnadenlos als Aktualisierungen menschlichen Selbstinteresses und strategische Setzungen rekonstruiert, sich ein ums andere Mal bestätigt zu sehen.
Aber gilt dies Urteil nicht vorschnell? Ist nicht der Umstand, daß Altruismus denkbar ist und sogar in den Stand von Pflicht und Gebot erhoben wird in allen Weltreligionen, Beleg für eine Wirksamkeit und Wirklichkeit desselben? Und selbst wenn wir dies als allzu optimistisch oder metaphysisch-spekulativ verwerfen – kann nicht das Ideal Wirksamkeit entfalten und spontane Akte und Opfer wach- oder hervorrufen, selbst wenn die Ethik in ihrer Begründung derselben an ihre Grenzen stößt und immer wieder durch den Wolf im Menschen sich widerlegt sieht? Anfechtungen des Glaubens und das sich Abarbeiten in der Tat, sind dies nicht erst jene Merkmale des guten Lebens, welche ihm seinen Wert verleihen? Wider sich selbst zu bestehen und die allzu menschliche Neigung, zuungunsten des Anderen das Eigene vorzuziehen? Besteht nicht darin der Reiz des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter, daß es an jeden Einzelnen appelliert, unbesehen seiner Verworfenheit sich zu erinnern, daß ihm auch die Fähigkeit zum Guten eingemengt ist? Daß er agens ist und nicht nur erleidet?
Auf die Probe gestellt wird auch ein Lehrer in Gorch Focks Biblischer Geschichte, dessen Übertragung des biblischen Gleichnisses sich mit der harten Wirklichkeit konfrontiert sieht, worin der Mensch eben korrumpiert ist und bleibt. Schließt dies aber eine bejahende Anthropologie aus, ein Bekenntnis zum Menschsein und seinen Fertigkeiten – auch im Angesicht und vielleicht sogar ob seiner conditio imperfecta ac humana?
Text: Gorch Focks Biblische Geschichte:
Abschrift (80 kB) (PDF-Dokument)
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