Tag: Literatur


Gnadenschau

Oktober 16th, 2008 — 8:25a.m.

Mais quel usage ai-je fait du temps passé de ma vie? Ai-je tâché de satisfaire au but de mon existence, ai-je agi ainsi, que je souhaiterais d’avoir agi au dernier instant de ma vie, et au point de paraître devant vous, juge toutsachant? Vaine orgueil me devait éblouir, si je le pouvais affermir! Non, j’ai souvent offensé votre majesté; j’ai souvent resisté à vos saints commandements, quoique j’aie reconnu même, qu’ils n’ont d’autre but que mon salut. Voudriez-vous me juger selon votre justice, le sort le plus malheureux serait la supplice bien méritée de mes péchés. Mais vous êtes non moins miséricordieux que juste…

(Prière au jour de naissance, pp. 106-107)

ex:
N.N.: Récueil de plusieurs prières
Georg Müllner Libraire, Vienne ca. 1800

Corrigé par moi vers l’édition imprimée:

1: Mai quel > Mais quel
2: sait > fait
3: souhaiterois > souhaiterais
4: paroître > paraître
5: devoit > devait
6: pouvois > pouvais
7: commandemens > commandements
8: seroit > serait

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Oktober 16th, 2008 — 7:04a.m.

nichts gewußt haben
nicht davon, von nichts, anno
neunzehnfünfundvierzig

(Senryu ein Zufallsdestillat.)

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mmviii.ix

Oktober 11th, 2008 — 6:12a.m.

Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott
Gesammelte Werke: Band 13
Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1983
8. Auflage 1988

beg, bee: 03.10.2008, 05.10.2008

„Wie hätten wir davon wissen sollen?“, diesen Ausruf brachten viele Deutsche nach dem Ende des 2. Weltkriegs, dem Untergang des NS-Regimes in Europa vor; „davon wußten wir nichts“, beteuerte der gestrige Volksgenosse, leutselig und doppelbödig, vor sich selbst und der Anklage der Weltöffentlichkeit, im Angesicht der Verheerung im eigenen Land. (Welche selbe er zuvor und zuvörderst gen Osten getragen hatte.) Die Greuel deutscher Konzentrations- und Vernichtungslager und das Ausmaß der Verbrechen strafte jenen apologetischen Reflex zwar von Beginn an Lügen, dennoch verwahrten sich weite Teile der in zwei Staaten geteilten deutschen Gesellschaft in einer (gar nicht so verschiedenen) Kultur des Schweigens und des Unausgesprochen-Lassens vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle (und Schuld) im Dritten Reich und jener der Eltern- und Großelterngeneration. In dieser Unterlassung schrieb sich das moralisch bankrotte Deutschland noch Jahrzehnte fort; der willfährige Helfer der Diktatur geriet zum Bürger: eines Wirtschaftswunderlands dank alliierter Wiederaufbauhilfe und Westintegration oder aber, in unverbrüchlicher Blocktreue, eines Arbeiter- und Bauernstaats und dessen kommunistischer Legitimationspraxis; und wiegelte ab, fuhr fort zu leugnen, Anteil an den Verbrechen gehabt zu haben, die da der Welt offenbar wurden. Wie kann dann das sein, daß schon 1937 der Roman Ödon von Horváths, Jugend ohne Gott, im Exil verfaßt und bei Allert de Lange in Amsterdam publiziert, so eindringlich wußte um die mörderische Unmenschlichkeit eines faschistischen Regimes? Die kommenden Grauen pointiert vorwegnahm? Daran verzweifelte und doch dagegen anging?

„Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul“, hebt er an mit der Rassenpolitik des Dritten Reichs, wenn der Erzähler, Lehrer an einem Städtischen Gymnasium, sich konfrontiert sieht mit den geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus und – damit arrangiert, „denn was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen“, um kurz darauf, unversehens, mit einem Satz sich in Gegnerschaft hierzu zu finden, angefeindet wird von der ihm anvertrauten Jugend. Horváths Prosa ist schnörkellos und knapp und zeichnet die Mechanismen des totalitären Staates: Denunziation, Ausgrenzung, Militarisierung, unverstellt nach und enthüllt sie im Kleinen, im Wankelmut, in der Bequemlichkeit; in der Anpassung an die Gegebenheiten. „Wer mit Verbrechern und Narren zu tun hat, muß verbrecherisch und närrisch handeln, sonst hört er auf. Mit Haut und Haar.“ Darein verstrickt, wider Willen, macht sich auch der Protagonist und Erzähler schuldig und zeigt, in einem inneren Prozess der Läuterung, in äußerer Gerichtsverhandlung, in seiner Gewissensnot einen Ausweg auf, hin zu einem humanistischen Ideal, zu Mitmenschlichkeit, zu einem Gott mit menschlichem Antlitz. Glaube, wie auch immer, verlangt Liebe, Bekenntnis und Wahrhaftigkeit. Unmenschlichkeit hingegen keimt schon im Kleinen auf: in der Verachtung, in der Gleichgültigkeit, in der Lüge; in all jenen, die „geil auf Katastrophen […] mit dem Unglück anderer Leute im Bett [liegen] und […] sich mit einem künstlichen Mitleid [befriedigen].“

Die Sprache Horváths, mit ihren gelegentlichen Austriazismen, demaskiert präzise Jargon und Haltung des kleinbürgerlichen Opportunisten, wie sie auch nicht spart mit entlarvender Kritik am passiven Abseitsstehen von Bildungsbürger, Fabrikant und Klerus. Wenn über dem ländlichen Idyll einer Dorfkirche „blauer Dunst“ aufsteigt, tritt die symbolische Ebene in den Vordergrund, die Ferne der Kirche zum Menschen zutage: „Im Pfarrhaus drinnen ist Sauberkeit. Kein Stäubchen fliegt durch die Luft. Im Friedhof daneben wird alles zu Staub.“ Gegen Ende wird auch der Pfarrer sich wieder dem Menschen zuwenden, Schritt auf Tritt, in diesem szenisch verfaßten Prosastück. Die kommentierte Werkausgabe, herausgegeben von Traugott Krischke, ist mit einem kurios verwurstelten Apparat versehen, der die Genese des Romans pedantisch nachvollzieht und in seinen Anmerkungen andernorts hermetisch selbstbezüglich bleibt. (Es fehlt nur noch eine Seitenkonkordanz.) Glücklicherweise bedarf es der Endnoten zur Lektüre nicht; eine biographische Notiz im Vorsatz, wie sonst üblich bei Suhrkamps Taschenbuchreihe, wäre jedoch wünschenswert gewesen. In einem Fahnen betitelten Abschnitt schreibt der 1938 verstorbene Horváth unverschlüsselt von den „Divisionen der Charakterlosen unter dem Kommando von Idioten“, und weiter: „Wenn kein Charakter mehr geduldet wird, sondern nur der Gehorsam, geht die Wahrheit, und die Lüge kommt.“ Vielleicht erklärt sich so die Bereitschaft des deutschen Michels, autoritätshörig sein Fähnlein in den Wind zu hängen. Und nichts gewußt zu haben. Nicht davon, von nichts, anno 1945.

183 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Roman, Literatur, Deutschland

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 06.10.2008. Revidiert am 15.10.2008.]

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Friedrich von Bodelschwingh / Anna Katterfeld: Ein Besuch im Berliner Norden

Oktober 11th, 2008 — 6:05a.m.

“Berlin ist nicht nur eine sehr schöne, sondern auch eine sehr glückliche Stadt, und das letztere darum, weil man hier so besonders reiche Gelegenheit hat, Barmherzigkeit zu üben. Und nicht nur das, sondern es wird auch wirklich allerlei fröhliche Barmherzigkeit geübt. Aber leider muß ich hinzufügen: auch sehr viel unbarmherzige Barmherzigkeit, und zwar vor allem an meinen besonderen Freunden, den Arbeitslosen und Obdachlosen, denen meine heutige Andacht gilt.”
[…]
Es ist ein weiter Weg von der schönen Wilhelmstraße, wo das St. Michaelshospiz, Vater Bodelschwinghs Berliner Absteigequartier liegt, bis hinauf in den äußersten Norden zur Fröbelstraße mit dem Städtischen Obdach, das seine Gäste “die Palme” nennen.
Endlose, graue Häuserreihen von erdrückender Einförmigkeit. Mühsam bahnt sich der Schein der spärlichen Gaslaternen einen Weg durch die dicke, von stickigen Dünsten geschwängerte Luft. Auf der schmutzigen Straße liegen Butterbrotpapiere und allerlei Unrat. Durch das Halbdunkel gleiten menschliche Gestalten an uns vorbei. Mit schwerem, schleppendem Schritt die einen; lärmend und johlend die anderen. Hin und wieder sieht man Branntweinflaschen aus den Rocktaschen ragen. Wieviel Frauentränen und Kinderjammer kleben an diesen Flaschen!
Die ungeheuren, für den Norden Berlins so charakteristischen Hinterhäuser und -höfe, deren es oft zwei und drei, ja selbst vier hintereinander gibt, verschlucken Tausende und Abertausende unfroher Passanten. Aber nachdem wir die Danziger Straße überschritten haben, scheinen die allermeisten einem bestimmten Ziele zuzustreben. “Fröbelstraße” lesen wir da an einem Straßenschilde. Und schon liegt auch das Ziel dieser vielen vor uns: das städtische Obdach, ein roter Riesenbau, der Nacht für Nacht so unsagbar viel Menschheitselend beherbergt.

(Ihn jammerte des Volkes, S. 107f.)

ex:
Anna Katterfeld: Die Stadt der Barmherzigkeit
Anker-Verlag, Bremen 1930

Paul Grulich: Erlebnisbericht über den “Dämon Berlin” und “die Palme” (anno 1907)
Joachim Schlör: Vortrag über das Phänomen Obdachlosigkeit

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 04.10.2008.]

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mmviii.viii

Oktober 11th, 2008 — 5:56a.m.

Verena Lueken: Gebrauchsanweisung für New York
Piper Verlag, München 2005
5. Auflage 2008

beg, bee: 22.08.2008, 26.09.2008

Zahllose Facetten New Yorks irrlichtern durch unser Bewußtsein…

168 Seiten, Broschur
dt.-sprachig
Reiseliteratur, Städteportrait, Nordamerika

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 04.10.2008.]

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mmviii.vii

Oktober 11th, 2008 — 5:52a.m.

Mark Haddon: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time
Vintage Books, New York 2004
36. Auflage 2008

beg, bee: 27.08.2008, 11.09.2008

Have you ever wondered about where to find 451c Chapter Road, Willesden, London NW2 5NG? Are you puzzling over Conway’s Soldiers and the stunning, stunningly beautiful and brief proof to it? Or did you know that in Linnaean taxonomy, in accordance with the system of binomial nomenclature, there exist several rivaling names for the yellow fever mosquito? If not, Mark Haddon’s debut novel will introduce you to these and many more small and sizeable questions, mysteries and riddles in our world, and it does so with ease and from a most unexpected, unfamiliar angle. Set aside your inquiry into the diptera for just a moment, and you will instantly feel amazed by this story of fifteen year old Christopher and his investigation into the suspicious death of a neighborhood dog which turns out much more than the “murder mystery novel” he sets out to tell. The first-person perspective of Christopher’s in The Curious Incident of the Dog in the Night-Time showcases Haddon’s literary technique superbly as it convincingly portrays, without ever explicitly stating the condition in question, the outlook on the world of a boy with Asperger’s syndrome. It captures the reader’s attention from the beginning, numbering its chapters by the primes, and catches him by surprise time and again, when Christopher ponders about mathematical formulae approximating his fear of two evils “in inverse proportion to one another” or describing animal population dynamics (as shown by studies of May, Oster and Yorke in the 1970s), and yet is left unsure to attach any meaning to the facial expressions of his fellow human beings, to emoticons or idioms as in everyday life. One has to concede Christopher’s early caveat that “this will not be a funny book”, and yet its richness in bitter-sweet melody, contemplation on the human mind, and empathy make it a most worthwhile, introspective read. (And while it may go unnoticed for Christopher, you will certainly find many a moment in the protagonist’s adventures for a smile and a laugh in this remarkable, perplexing, hilarious and thought-provoking novel.) Mark Haddon’s versatile prose – which only at the outset may appear simple, mundane or dry but is full of humane spirit – opens up the reader’s eyes and mind to a whole new (outlook on the) world we live in and (the scheme of things we) take for granted. “Lots of things are mysteries. But it doesn’t mean there isn’t an answer to them.” Unlike Christopher, however, we don’t expect science to give all the answers. We still wonder: What is love? What is home? “Where is 451c Chapter Road, Willesden, London NW2 5NG?” (Map)

Review and interview: The Curiously Irresistible Literary Debut of Mark Haddon

228 Seiten, Taschenbuch
engl.-sprachig
Roman, Literatur, England

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 13.09.2008.]

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mmviii.v

Oktober 11th, 2008 — 5:25a.m.

Hermann Hesse: Kinderseele
Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1985
5. Auflage 1990

beg, bee: 22.04.2008, 22.04.2008

Vielen gilt Hesse als Jugendautor, spezifischer: Autor ihrer eigenen Jugend, dessen Unterm Rad als eine der wenigen erfolgreichen Initialzündungen im Deutschunterricht etwas in Bewegung setzte, im Inneren, als Schüler, dessen …

70 Seiten, Taschenbuch
dt.-sprachig
Erzählung, Literatur, Deutschland

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2008.]

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Gemach

Oktober 11th, 2008 — 5:14a.m.

Maintenant ils étaient vieux, ils étaient tout usés, “comme de vieux meubles qui ont beaucoup servi, qui ont fait leur temps et accompli leur tâche”, et ils poussaient parfois (c’était leur coquetterie) une sorte de soupir sec, plein de résignation, de soulagement, qui ressemblait à un craquement.
Par les soirs doux de printemps, ils allaient se promener ensemble, “maintenant que la jeunesse était passée, maintenant que les passions étaient finies”, ils allaient se promener tranquillement, “prendre un peu le frais avant d’aller se coucher”, s’asseoir dans un café, passer quelques instants en bavardant.
Ils choississaient avec beaucoup de précautions un coin bien abrité (“c’est dans le courrant d’air, ni là: juste à côté des lavabos”), ils s’asseyaient – “Ah! ces vieux os, on se fait vieux. Ah! Ah!” – et ils faisaient entendre leur craquement.
La salle avait un éclat souillé et froid, les garçons circulaient trop vite, d’un air un peu brutal, indifférent, les glaces reflétaient durement des visages fripés et des yeux clignotants.
Mais ils ne demandaient rien de plus, c’était cela, ils le savaient, il ne fallait rien attendre, rien demander, c’était ainsi, il n’y avait rien de plus, c’était cela, “la vie”.
Rien d’autre, rien de plus, ici ou là, ils le savaient maintenant.
Il ne fallait pas se révolter, rêver, attendre, faire des efforts, s’enfuir, il fallait juste choisir attentivement (le garçon attendait), serait-ce une grenadine ou un café? crème ou nature? en acceptant modestement de vivre – ici ou là – et de laisser passer le temps.

(Tropisme XVI, pp. 99-100)

ex:
Nathalie Sarraute: Tropismes
Les Éditions de Minuit, Paris 1957

Werk und Autorin

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 10.08.2008.]

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mmviii.iv

Oktober 11th, 2008 — 5:09a.m.

Ralph Waldo Emerson: Nature
beg, bee: 01.08.2008, 02.08.2008

ex:
Stuart P. Sherman: Essays and Poems of Emerson
Harcourt, Brace and Company, New York 1921
S. 1-43

Essay “Nature” online

xlv, 525 Seiten, Festeinband
engl.-sprachig
Philosophie, Literatur, 19. Jh., Nordamerika

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 02.08.2008.]

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mmviii.iii

Oktober 11th, 2008 — 5:03a.m.

Ebba D. Drolshagen: Gebrauchsanweisung für Norwegen
Piper Verlag, München 2007
3. Auflage 2008

beg, bee: 10.07.2008, 21.07.2008

Von leichter Hand verfaßt, präsentiert die Deutsch-Norwegerin Ebba D. Drolshagen in der Piper-Reihe Gebrauchsanweisung für… hier eine Sammlung von Miniaturen über unseren nördlichen Nachbar, gespickt mit trockenem Humor, scharfer Beobachtungsgabe und anekdotischer Evidenz. Dabei nimmt sie skurille wie liebenswürdige Eigenheiten der Norweger ebenso aufs Korn wie deutsches Reiseprospekt-Fernweh, zeichnet die junge Geschichte des unabhängigen norwegischen Staates nach, rettet die traditionelle Küche aus der firmen Umklammerung von smalahoved und Pizza Grandiosa und spürt en passant der Sehnsucht des Sonntagsspaziergängers nach Leere und hytta nach. Charmant erzählt die Autorin vom norwegischen Spezifikum eines “royalen Republikanismus” (oder vice versa?) und von der Vernarrtheit junger emanzipierter Frauen in den traditionellen bunad, wobei das Königshaus als dänisch-englisch-schwedischer Import unstrittig akzeptiert ist, während die Diskussion um die Eroberung des heimischen Trachtenmarktes mit seinen 400 regionalen Varianten duch Fernostware noch andauert, wie Drolshagen köstlich entflicht.

Ei hyggelig bok

Das Buch erweist sich auch in der Abhandlung drögerer Eigenheiten des Landes mit den 2 Schriftsprachen und gefühlten 7000 Dialekten als unterhaltsame, informative und kurzweilige Lektüre und verschweigt dabei weder den skandinavischen Hang zum Jante-Korpsgeist noch die Verwurzelung der Gesellschaft im Haugianismus – einer Art nordischem Calvinismus. Darüber vergißt Drolshagen aber nicht, mit viel snillisme dem Leser rasch noch ein drollig verfaßtes Lese-matpakke ums andere beizulegen. Bedauerlicherweise ist der Text in der zweiten Buchhälfte ein wenig nachlässig redigiert worden, so daß sich einige Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler eingeschlichen haben, und in einem muß der Autorin entschieden widersprochen werden: Wenn sie das Kapitel Wie klingt ein Fjord?, welches die deutsche Begeisterung für Norwegens springlebendige Jazz- und Musikkultur abmißt gegen die fjord- und winterversessenen Stereotypen in Kritik und Lob, abschließt mit den Worten, sie sehne sich “nach einem anderen norwegischen Musikexport […], der ebenfalls ein Weltpublikum erreicht hat: Death Metal. Dreckig, laut, rotzig”, so irrt sie. Death Metal war ein Schwedenexport. Norwegen machte sich seinen Namen seit den frühen 1990ern mit Black Metal.

Det er to forskjellige par sko.

205 Seiten, Broschur
dt.-sprachig
Reiseliteratur, Länderportrait, Nordeuropa

[Archiv: Ursprünglich veröffentlicht am 01.08.2008.]

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