Tag: Gedicht


Fundstücke I

Dezember 7th, 2011 — 12:53am

An die Küsten Okinawas branden Erinnerungen,
die Hundertjährigen, die flinker Hand, mit leichtem Schritt
die Träume der ungestümen Jugend einsammeln
und das ferne Land, die modernen Zeiten,
entblößen als bloßen Tagtraum.

[26.01.2004. Revidierte Fassung: 06.12.2011.]

Je öfter ich das Auge mit Altbekanntem
aufs Neue vertraut mache und ich ins Leere sinne –
desto mehr Wort nimmt sich meiner an
und stenographiert
die letzten Spuren Biographie.

[02.12.2003. Amnäsie.]

Heute nacht:
Insomnia verlängert ihren Aufenthalt und schickt mich stracks ins Sanatorium.

Heute morgen:
Der November ergeht sich in neblig-trüben Klischees.

[05.11.2003.]

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s’Mundart: andersch Schwizerdütsch

November 28th, 2011 — 12:00am

[42]

Summerszyt, o summerszyt
Uf dä höiche Weide!
Überei gönd d‘ Blueme uf
Und viltused Freude.

D‘ Rose i dä Bäche no,
Gschaued ihri Gwändli.
Ihri rote Chrüseli
Schmökt me durs ganz Ländli.

’s ist keis Blüemli uf dr Weid,
’s trait im Härz äs Hüngli.
O mys lieb Fyfälterli,
Hetti au dys Züngli!

[44]

Ü Freud ist ä Vogel,
Dr Schatte flügt mit;
Ü Juzer, wo ’s Echo
Scho stiller zrugg git.

’s Glük dured nie länger,
As ä Blitz hät dur d‘ Lüft,
As eim äs Bluestblettli
D‘ Augebron stryft.

As im Sprützbrunne ’s Tröpfli
I dr Sunne tirlitänzt,
As ’s guldi Muggefäkli
Im Tröpfli glänzt.

[52]

I han ämol ä Heimed ka,
O Heimedland, my Schwyz!
Det sind wohl d‘ Schütze über d‘ Weid
Und eine hät dr Fahne trait,
’s rot Fähndli mit em Chrüz.

I han ämol äs Hüsli gwüßt
Ü Brunne hert derby,
Driinne hani d‘ Sunne gseh,
Und ’s Obigrot im eb’ge Schnee,
Dr Liebst tagus, tagi.

I han ämol ä Muetter ka,
O Heimedland, my Schwyz!
Und gsächt si i mys Heiwehleid
Und wär si volle Säligkeit,
Si freuti si kei Bitz.

ex:
Meinrad Lienert: ’s Heiwili
Die viert Uflag
Verlag von Huber & Co. Aktiengesellschaft Frauenfeld 1935

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Isbjörnar, Central Park South

September 24th, 2011 — 11:20am

Vintern var hård

Det fanns inte mycket att ge åt änderna.
Mor vände upp och ner på brödlådan.
Änderna kväkte och föreföll missnöjda.
Vattnet var svart och snart frös det till.

Vintern var hård, vintern var hård.
Också pengarna frös inne på banken.
Lördagskvällen kunde firas
bara varannan lördag.

5th Ave / 59th St (CPS): Polar bears

5th Ave / 59th St (CPS): Polar bears

Summer was hard

There was plenty for the media and spin doctors.
Abbas turned Netanyahu upside down, if not the entire Levant.
The pundits quacked and seemed resentful.
The water was black and would soon spill over.

Summer was hard, summer was hard.
Even money was frozen in the bank.
Saturday evening could only be celebrated
if they’d reach a peace accord amidst Arab Spring.

(Original poem by Bo Carpelan (1926-2011)).

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Blütenelegie (Elegia floris fici benj.)

Juni 14th, 2011 — 10:42am

Nur sieben Blätter scheiden Tod von Leben, sieben Regungen und letzte traurige Wimpel,
eines einst so stolzen Hauptes niedergesenkt Tracht,
sieben Blätter, an die auch ich mein Bittgebet richte, und meine Hoffnung auflehn, aufstütz,
vergebens anbind, daß du, Freund, von neuem erblühest, erblühen mögest,
sieben Blätter verblieben der Hundertschar Pracht, sieben an Spitzen versiegten Gehölz, –

an deine dürren Arme, gestutzt, versehret, liegen des morgens, zunächst noch, an
Wundumschläge, an die ich abbinde, Trauerflor, den amputierten Gliedern, im treuen Bekenntnis an dein Atout,
und Abschied nehme nach fünfzehn Jahren, treuer Begleiter, mein alter Pança,
wovon diese Blätter aus stolzeren Tagen, jungem Trieb, von Aufbruch versprechen, an je und eh
noch künden tröstlich Gedanken, –

bevor in Gedenken sich wandelt, was einst vornweg, zum Himmel wärts, weise, gewiesen,
still mir den Platz wies und Heim und Traute,
im närrischen Toll mir Seit an Seit, zum Ratsspruch stand und zur Beschwörung,
kein Widerwort nimmer, und doch in wildem Gestammel Part
und stillen Dialogs offnes Barmen. –

Dein Umfangen vergalt ich in feigem Stoß:
beflügelt dein End in hilfloser Rettung, hilfloser Schmach. –
Fahr wohl, mein Sancho, ich folg dir auf dem Fuß.

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??????? (Quatrains)

März 23rd, 2011 — 8:09pm

And a retreating Whisper, as I wake – / „The Flower that once has blown for ever dies.“

And once again there gather’d a scarce heard / Whisper among them; as it were, the stirr’d / Ashes of some all but extinguisht Tongue, / Which mine ear kindled into Living Word.

Ex: The Rubáiyát of Omar Khayyám of Naishápúr
2nd edition 1868, stanza XXVIII, verses 3-4, and XC, verses 1-4

Originally a spammer used these verses for a comment on one of my earlier entries; I decided to not give him the credit yet reproduce these awe-inspiring, splendid poetic lines. I am fairly impressed, though, with the meticulous design of the spam algorithm which mirrored the poetry it identified by just the same literary genre, strikingly so, citing from a work corresponding to the tone of its point of attack.

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ephemera

Februar 22nd, 2011 — 11:14pm

?f?µe?a

(i)

snow
in tibet
death tolls, death bells
the wind a figment in the leaves
over a calm field, red
revolution

(ii)

garnish the slush in the streets
with your tip-toe, and walk
away

(iii)

they whisper of wind in the crowns
bare
-footed in morning dew
whisper of whereabouts, whither
the sun fled, whither
the eerie pale clouds cast doom
on thin thread-
bare
voices

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Mon cœur s’ouvre

Februar 4th, 2011 — 8:00pm

Frankreich trage ich im Herzen und öffne mich der ganzen Welt.

Et la plus belle est la fille du Roi des rois, la Reine-Enfant,
Reine du Sud ombreux et du Matin en l’an de l’ascension.
Son nom est cousu dans les bouches: j’en donne les masques mouvants.
Elle a l’éclat du diamant noir et la fraîcheur de l’aube, et la légèreté du vent.

(Léopold Sédar Senghor: 359)

Heureux du moins si cette existence qu’on a meurtrie
Demeure ainsi dans la murmurante patrie
Dont m’entoure depuis toujours le doux peuple des mots.

(Jacques Réda: 425)

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Bis zum Hals

Januar 12th, 2011 — 5:22am

Wassersnoth / Liebesklage1

Zu Koblenz auf der Brücken / da lag ein tiefer Schnee.
Der Schnee, der ist verschmolzen, / das Wasser fließt zum See.

Es fließt in Liebchens Garten, / da wohnet niemand drein.
Ich kann da lange warten; / es stehn zwei Bäumelein.

Koblenz, Hochwasser 01/2011

Koblenz, Kaiserin-Augusta-Promenaden: Hochwasser 01/2011

Die sehen mit den Kronen / noch aus dem Wasser grün.
Mein Liebchen muß drin wohnen, / ich kann nicht zu ihr hin.

Koblenz Hochwasser 01/2011

Koblenz, Deutsches Eck: Hochwasser 01/2011

Wenn Gott mich freundlich grüßet / aus blauer Luft und Thal,
aus diesem Flusse grüßet / mein Liebchen allzumal.

Sie geht nicht auf der Brücken, / da gehn viel schöne Fraun.
Sie tun mich viel anblicken, / ich mag die nicht anschaun.

(Sagen und Lieder ut ôler Welt, gesammelt v. Wilhelm Busch,
hrsg. v. seinem Neffen Otto Nöldeke. Lothar Joachim: Leipzig 1922, S. 95)

1: Dies Lied, eine deutsche Volksweise, wird in Arnims / Brentanos „Des Knaben Wunderhorn“ unter dem Titel „Wassersnoth“ geführt. In der Sammlung Buschs ist es unter dem Titel „Liebesklage“ verzeichnet, ohne daß Aufschluß gegeben wird für das abweichende Lemma und die Textvarianten.

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April 13th, 2010 — 10:45pm

Ausgrabungen alter Wörter befördern Geschichtliches hervor, und dies auch abseits der Etymologie.

Plenum / Endfassungen 1 – ix / 2004
Plenum / Endfassungen 2 – ii / 2005

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Cul-de-sac

September 22nd, 2009 — 2:49am

Dark moods swinging, breeding.
It’s hysteria, I reckon. Yet
nonetheless I rarely felt
the vaults beneath with such terror.

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